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Höß-Enkel will Nachlass an Yad Vashem verkaufen

JERUSALEM / BERLIN (inn) - Der Enkel des ehemaligen Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß hat versucht, den Nachlass seines Großvaters an Yad Vashem zu verkaufen. Die Gedenkstätte für Holocaustopfer lehnte das Angebot von Rainer Höß ab.

Kürzlich erreichte das Holocaust-Museum ein Brief mit dem Betreff: „Seltene Gegenstände, Auschwitz, Kommandant Höß“. In den folgenden Zeilen schreibt Rainer Höß: „Es handelt sich um einige Gegenstände aus dem Nachlass des Lager-Kommandanten Rudolf Ferdinand Höß: Eine massive feuerfeste Kiste mit Auszeichnungen – ein Geschenk von Himmler (der SS-Reichsführer), Gewicht 50 Kilogramm; ein Brieföffner, unveröffentlichte Dias von Ausschwitz, Briefe aus der Gefangenschaft in Krakau. Über eine kurze Antwort wäre ich erfreut. Mir herzlichen Grüßen, Rainer Höß.“

Wie die Tageszeitung „Jediot Aharonot“ schreibt, reagierten Angestellte in Yad Vashem schockiert auf diesen Brief. Es sei „widerlich“, dass Verwandte von Nationalsozialisten versuchten, Profit aus der Erinnerung an den Holocaust zu schlagen. Yad Vashem wolle kein Geld für den Nachlass des Mannes zahlen, der nicht nur für den Bau des Konzentrationslagers, sondern auch für die Vernichtung von 430.000 ungarischen Juden verantwortlich ist. Sie schlugen ihm vor, die Gegenstände zu spenden.

Auf die Idee, den Nachlass an Yad Vashem zu verkaufen, kam Höß zusammen mit einem Freund, dem Enkel des damaligen Reichsjugendführers Baldur von Schirach. „Entsprechend dem Rat von Schirachs dachte ich, es wäre angemessen die Gegenstände an Yad Vashem zu verkaufen“, sagte Höß. Schon vorher habe es oft Anfragen nach dem Nachlass in seiner Familie gegeben. Auch „Der Spiegel“ und der Axel Springer-Verlag hätten ihr Interesse bekundet.

„Weit von der Weltsicht des Großvaters entfernt“

Ob er die Gegenstände nun tatsächlich kostenlos abgebe, sei noch unklar. „Ich neige dazu, sie zu spenden“, sagte der 44-Jährige. „Aber ich muss mich mit dem Rest der Familie beraten. Wir wollen, dass der Nachlass in einem Geschichtsmuseum ausgestellt wird.“ Er betonte außerdem, dass er „weit von der Weltsicht meines Großvaters entfernt“ sei. „Seit der Scheidung meiner Eltern habe ich alle Verbindungen zu der Familie meines Vaters, Rudolfs Sohn, gekappt.“

Zum ersten Mal habe Höß im Alter von zwölf Jahren in der Schule von seinem Großvater erfahren. „Ich war vollkommen geschockt.“ Nach der Schule sei er nach Hause gegangen und habe seine Eltern und seine Großmutter gefragt, ob es stimme. Die bejahten es. „Seitdem wollte ich mehr darüber erfahren. Ich hab schon mehrmals versucht, nach Auschwitz zu fahren, aber sie haben mich wegen meines Nachnamens nicht hineingelassen.“

Der Großvater Rudolf Franz Ferdinand Höß trat im Jahr 1933 in die SS ein. Nach seiner Ausbildungszeit im Konzentrationslager Dachau wurde er nach Auschwitz versetzt. Dort war er für den Ausbau und für die Entwicklung zu einem Todeslager zuständig. Er ermordete innerhalb von 56 Tagen rund 430.000 ungarische Juden. Dafür erhielt er mehrere Auszeichnungen von Adolf Hitler. Nach dem Krieg tauchte Höß unter falschem Namen unter. Dennoch wurde er gefasst und im Jahr 1947 schließlich in Auschwitz erhängt.

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