Historiker Wolffsohn: Europa kann von Israel lernen

MÜNCHEN (inn) - Die Europäische Union kann in vielerlei Hinsicht von den Israelis lernen. Diese Ansicht vertritt der Historiker Michael Wolffsohn in der Online-Ausgabe des "Hamburger Abendblatts". Anlass ist der Europäisch-Israelische Dialog, der am Montag und Dienstag in Berlin stattfindet.

Als ein Beispiel nennt Wolffsohn die Integration, die Israel seit Jahren erfolgreich praktiziere. Denn „wo ein Wille, ist ein Weg“, so der Dozent für Neuere Geschichte an der Bundeswehruniversität München. „Der David aus Polen und der Schlomo aus Marokko wollten. Es wollten auch Mosche aus München und Chajim aus Bagdad, Jean aus Paris und Levi aus Tunis. Dabei verband sie ursprünglich (noch) weniger als heute den deutschen Michel mit Ömer aus Anatolien oder Jean aus Lyon mit Ahmed aus Algier.“

Des Weiteren könne Europa von Israel lernen, dass „Militäreinsätze keineswegs zu einer militaristischen Gesellschaft führen, sondern eher zu einer zwar kriegsmüden, doch – der Not gehorchend – kriegsbereiten und zugleich demokratiefesten“. Deutschland und Europa hätten den Israelis das Prinzip „Land für Frieden“ empfohlen, nachdem es sich in der deutschen Ostpolitik bewährt habe. Doch: „Nur der Landverzicht gegenüber Ägypten brachte Frieden, die anderen Rückzüge führten zu noch mehr Krieg. Die europäisch-deutsche Formel muss also korrigiert werden.“

Wolffsohn legt „Sozialismus-Nostalgikern“ nahe, von Israel zu lernen, dass „Sozialismus plus Freiheit“ möglich sei. Dies hätten unter anderem die Kibbutzim gezeigt. Auch die israelische Innovationsbegeisterung spricht der Autor an. Der jüdische Staat sei deshalb seit jeher eine „Bildungsrepublik“. „Erst Bundeskanzlerin Merkel hat diese Überlebensnotwendigkeit als Staatsziel definiert und Deutschland wie weiland der Prinz Dornröschen aus dem Schlaf wach geküsst.“ Und die ökonomischen Elektroautos in Israel seien eine echte Alternative zum Benzin.

Der Münchner Historiker kommt zu dem Schluss: „Die EU sollte Israel und dem künftigen Palästina die Mitgliedschaft anbieten – und um eine Klausel ergänzen: Wer Terror oder Krieg anzettelt, verliert die Mitgliedschaft. Israel hätte damit kein Problem, und palästinensische Friedensfeinde zu viel zu verlieren.“

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