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Historiker: Sechs-Tage-Krieg war unvermeidbar

JERUSALEM (inn) – Ohne den Sechs-Tage-Krieg wären eine internationale Unterstützung für einen Palästinenserstaat und die aktuellen Friedenspläne kaum denkbar. Diese Ansicht äußerte der israelische Historiker Michael Oren am Montag gegenüber der „Jerusalem Post“.

Der Krieg, der vor genau 40 Jahren ausbrach, habe den Friedensprozess eröffnet, sagte Oren. „Die UN-Resolution 242, die als seine Folge verabschiedet wurde, bleibt der Eckstein aller Verhandlungen und hat die Bedingungen für eine palästinensische Selbstkontrolle geschaffen.“ Die Resolution forderte den Rückzug Israels aus „(den) besetzten Gebieten“. Araber halten sich an die französische Formulierung „aus den Gebieten“, während sich die USA und Israel auf die allgemeiner gehaltene englische Übersetzung beziehen – da heißt es nur „aus Gebieten“.

„Der aktuelle Friedensplan der Arabischen Liga ruft zu einem ‚vollständigen israelischen Rückzug‘ auf die Grenzen vom 4. Juni 1967 auf“ – also vor dem Krieg, fuhr der Historiker fort. „Und die ‚Roadmap‘, die von den Vereinigten Staaten und einem großen Teil der internationalen Gemeinschaft unterstützt wird, sieht die Entstehung eines palästinensischen Staates im Westjordanland und in Gaza vor. Nichts davon wäre möglich gewesen, wenn das Westjordanland und Gaza noch von Jordanien beziehungsweise Ägypten besetzt wären, wie sie es 1967 waren, und wenn die arabische Welt immer noch damit befasst wäre, wie man am besten Krieg gegen Israel führen kann, und nicht Frieden schließen.“

„Es gab eine arabische Bedrohung“

Oren wandte sich auch gegen die Auffassung, der Sechs-Tage-Krieg sei eine Katastrophe oder ein Pyrrhussieg für Israel gewesen. Dabei werde übersehen, dass Israel nicht zerstört worden sei. Die vergangenen Jahrzehnte hätten den Mythos geschaffen, „dass es keine echte und unmittelbare arabische Bedrohung gegeben habe, dass sich Israel irgendwie durch Verhandlungen aus der Krise von 1967 hätte ziehen können und dass es keiner existentiellen Bedrohung ausgesetzt gewesen sei“.

Von denjenigen, die diese Meinung verträten, arbeite seltsamerweise keiner mit arabischen Quellen, fügte der Historiker vom Jerusalemer Schalem Center hinzu. „Es ist sehr außergewöhnlich, wenn man darüber nachdenkt. Es ist fast so, als würde Israel für sich in einem eigenen Universum leben.“ Hinter dem Mythos stecke eine tiefgreifende, anhaltende Bemühung, zu zeigen, dass Israel die Haupt-, wenn nicht die alleinige Verantwortung für Jahrzehnte des Konfliktes mit der arabischen Welt trage und dass die Araber die geschädigte Partei seien“.

„Es ist ein Versuch, zu zeigen, dass Israel den Sechs-Tage-Krieg grundlegend im Voraus geplant habe, in dem Wissen, dass es sein Gebiet erweitern würde“, so Oren. „Mein Standpunkt ist, dass gerade das Gegenteil der Fall war. Israel wurde durch die Krise zurückgeworfen, es war darauf nicht vorbereitet und geriet in Panik. Es glaubte, dass es einer echten existentiellen Bedrohung ausgesetzt sei und hatte nicht vor, sein Gebiet zu erweitern. Es tat alles, um Jordanien und Syrien aus dem Krieg herauszuhalten. Meine Lesart der arabischen Dokumente zeigt, dass die Araber echte Pläne hatten, den Staat Israel anzugreifen und zu zerstören.“

Beginn der strategischen Beziehung mit USA

Mit dem Krieg hat nach Orens Erkenntnis auch die strategische Beziehung zwischen Israel und den USA begonnen: „Die Vereinigten Staaten, die Israel zuvor als Freundesland betrachteten, das aber ihre Beziehungen zur arabischen Welt beeinträchtigte, stellten plötzlich fest, dass der jüdische Staat in der Tat eine regionale Supermacht war. Also schmiedeten die USA eine Allianz mit Israel, die seitdem besteht.“

Im Krieg selbst habe Israel hohe Verluste gehabt, sagte der Historiker. Es habe mehr als 700 Soldaten verloren – „und was weitgehend unbekannt ist: wir haben etwa 20 Prozent unserer Flugzeuge verloren“. Die arabischen Verlustzahlen seien schwer zu ermitteln. Wahrscheinlich habe es über 15.000 Tote und rund 10.000 Kriegsgefangene gegeben. Zudem sei sowjetische Ausrüstung im Wert von zwei Milliarden Dollar zerstört worden.

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