BEIRUT / JERUSALEM (inn) – Hisbollah-Führer Scheich Hassan Nasrallah geht davon aus, dass der vor 20 Jahren im Libanon entführte israelische Soldat Ron Arad tot ist. Am Mittwoch wurde der zweite Teil einer Dokumentation ausgestrahlt, bei der es unter anderem um den vermissten Navigator geht.
Wie die Tageszeitung „Ha´aretz“ berichtet, zeigte das Video Ron Arad in einem geschlossenen Raum. Er sagte: „Ich bin ein Soldat der israelischen Armee.“ Zudem gab er die Namen seiner Eltern, Dov und Batja Arad, an. Der unrasierte und stark abgemagerte Arad trägt in dem Video einen Trainingsanzug. Er sprach auch über seine Studienzeit an der Universität in Be´er Scheva: „Im ersten Jahr studierten wir Maschinenbau, danach Mathematik, Physik, Chemie und Englisch.“
Spekulationen über Arads Schicksal
Die Aufnahmen, die der israelische Fernsehsender „Channel 10“ und der libanesische Fernsehsender „LBC“ ausstrahlten, stammen offenbar aus dem Jahr 1987, ein Jahr nach seiner Entführung. Über das Schicksal des Israelis gibt es bisher nur Spekulationen.
In dem Video erscheint auch Hisbollah-Führer Nasrallah. Er sagte, seine Organisation habe mehrmals Überreste erhalten, die von Arad stammen sollten. DNA-Tests hätten jedoch ergeben, dass dem nicht so sei. „Es gibt zwei Ansätze zu Ron Arads Schicksal: Entweder er lebt oder er ist tot. Man muss davon ausgehen, dass Arad tot ist, dann muss er zwischen 1988 und 1989 gestorben sein“, so Nasrallah.
Früheren Berichten zufolge soll Arad an andere Terror-Organisationen ausgeliefert worden sein, zum Beispiel an die Hisbollah oder an den Iran. Der Iran und die Hisbollah dementierten dies bisher.
Insbesondere Deutschland setzte sich für die Aufklärung des Entführungsfalles ein, schreibt die „Netzeitung“. Im Jahr 1995 hat der Iran auf Bitten des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl nach Arad gesucht. Die Suche sei jedoch ergebnislos verlaufen. Bernd Schmidbauer, der deutsche Geheimdienstkoordinator, leitete im Herbst 1996 einen Gefangenenaustausch zwischen Israel und dem Libanon ein. Doch auch er blieb bei den Bemühungen um Arad erfolglos.
Video authentisch
Verwandte und Bekannte Arads halten die Video-Aufnahmen für authentisch. Ron Arad war am 16. Oktober 1986 nach einem Fallschirmabsprung im Libanon entführt worden und gilt seitdem als vermisst. Ein israelisches Kampfflugzeug war zuvor teilweise explodiert. Der Pilot konnte von israelischen Streitkräften gerettet werden. Arad wurde von Terroristen der radikal-islamischen Amal-Miliz als Geisel genommen. Die Amal-Miliz ist der bewaffnete Arm der schiitischen Amal-Bewegung. „Amal“ wird allgemein mit „Hoffnung“ übersetzt. Es steht aber auch für die Anfangsbuchstaben der arabischen Worte „Bataillone des libanesischen Widerstandes“.
Zum Jahrestag der Entführung finden in Israel regelmäßig Kundgebungen statt, bei denen Tausende Israelis Verhandlungen um die Freilassung des Soldaten fordern. Arad hat eine Frau und eine Tochter, die zum Zeitpunkt der Entführung 15 Monate alt war.