BEIRUT (inn) – Die radikal-islamische Hisbollah hat mit der Entführung weiterer Israelis gedroht. Wie das Oberhaupt der Organisation, Sheikh Hassan Nasrallah, am Sonntag mitteilte, will er den Verhandlungen über einen Gefangenenaustausch eine „letzte Chance“ geben, sollten diese scheitern, würden sie „für tot“ erklärt.
Danach werde die Hisbollah „Tag und Nacht arbeiten, um weitere Israelis in ihre Gewalt zu bringen“, da „die Anzahl der jetzigen Gefangenen für einen Austausch zu gering“ sei, so Nasrallah. Der Anführer der Miliz sprach auf einer Kundgebung in der südlibanesischen Ortschaft Jibsheet, anläßlich des 14. Jahrestages der Entführung des damaligen Führers der Hisbollah, Sheikh Abdul Karim Obeid, durch Israel.
In seiner Rede äußerte sich Nasrallah zudem zweideutig über das Schicksal des von seiner Organisation entführten israelischen Geschäftsmannes und Reserveoffiziers Elhanan Tannenbaum. „Früher haben wir gesagt, wir haben drei Israelis, deren Schicksal unbekannt ist. Heute sage ich zu Israel, daß Tannenbaums Schicksal ebenfalls unbekannt ist. Wer weiß, ob er noch lebt?“
Vor weniger als zwei Wochen hatten israelische Regierungsvertreter erklärt, sie hätten Informationen, nach denen Tannenaum am Leben sei, sich aber in einem schlechten Gesundheitszustand befinde.
Die Hisbollah („Partei Allahs“) hatte den Israeli Anfang Oktober 2000 in den Libanon verschleppt. Kurze Zeit nach dem Vorfall hatte Nasrallah erklärt, Tannenbaum befinde sich in den Händen seiner Organisation.
In den vergangenen Monaten und Jahren liefen immer wieder Verhandlungen zwischen der Hisbollah sowie israelischen, aber auch deutschen Vermittlern um einen Gefangenenaustausch zwischen der Miliz und Israel. Unbestätigten Berichten zufolge hatte die Terrorgruppe die Freilassung von Tannenbaum angeboten – im Gegenzug sollten 100 in Israel gefangene Terroristen freigelassen werden.
Acht Tage vor der Entführung Tannenbaums waren zudem die drei Soldaten Adi Avitan, Benny Avraham und Omar Souad von der Hisbollah in den Libanon entführt und vermutlich ermordet worden.
Israel verlangt zudem Aufklärung im Fall des vermißten israelischen Navigators Ron Arad. Dieser war am 16. Oktober 1986 mit seinem Phantom-Kampfflieger (F4) bei Sidon abgestürzt und in Gefangenschaft der Islamisten geraten. Israel geht davon aus, daß der aus Hod Hasharon bei Herzliya stammende Navigator zunächst in die Hände des Sicherheitschefs der Amal-Miliz, Mustafa Durani, geriet.
1994 entführte daher eine israelische Sondereinheit Durani, so wie 1989 schon Scheikh Abdul Karim Obeid. Die beiden sind das Hauptpfand Israels.