TEL AVIV/BEIRUT (inn) – Nach dem erfolgreichen Gefangenenaustausch zwischen Israel und der Hisbolla droht der geistige Führer der Terrorgruppe, Scheich Hassan Nasralla, mit weiteren Entführungen von israelischen Soldaten. Er versprach jedoch, die Geiseln dann am Leben zu lassen.
Mit dieser Bemerkung wies Nasralla darauf hin, dass die drei israelischen Soldaten, deren sterbliche Überreste am Donnerstag an Israel übergeben worden waren, bei einem Anschlag an der Grenze zum Libanon von Hisbolla-Kämpfern getötet worden waren.
Die radikal-islamische Gruppe hatte die Leichen danach versteckt und Israel über das Schicksal der Soldaten im Unklaren gelassen.
Nasralla sprach am Donnerstagabend auf der Begrüßungsfeier für die 33 Araber, die aus israelischer Gefangenschaft entlassen worden waren. Zehntausende Menschen nahmen an der Zeremonie auf dem Flughafen der libanesischen Hauptstadt Beirut teil. Sie schwenkten libanesische Flaggen und die gelben Fahnen der Hisbolla. Den Heimgekehrten wurde ein wahrer Heldenempfang bereitet. Ein roter Teppich war ausgerollt worden, Präsident Emile Lahoud begrüßte die ehemaligen Häftlinge.
Während der Libanon feiert, trauert Israel – um die drei getöteten Soldaten und um zehn Israelis, die am Donnerstagmorgen bei einem palästinensischen Selbstmordattentat ums Leben kamen. Auf dem militärischen Teil des Ben-Gurion-Flughafens in Tel Aviv erwiesen Regierungsvertreter, Knessetmitglieder, Militärangehörige, Familienangehörige und weitere Gäste Benny Avraham, Adi Avitan und Omar Sawajed die letzte Ehre.
Während der Zeremonie warnte Israels Premierminister Ariel Scharon die Hisbolla vor weiteren Entführungen. Israel werde sonst zu Maßnahmen greifen, von denen es bislang keinen Gebrauch gemacht habe, so der Regierungschef. Er betonte zudem, dass Israel alles unternehmen werde, um etwas über das Schicksal des seit 1986 vermissten Israelis Ron Arad herauszufinden.
Die drei von der Hisbolla ermordeten Soldaten wurden am heutigen Freitag beigesetzt.
Der im Zuge des Gefangenenaustausches freigelassene Israeli Elhanan Tennenbaum durfte nach seiner Ankunft in Israel am Donnerstagabend anderthalb Stunden mit seiner Familie verbringen. Danach musste er sich zahlreichen medizinischen Untersuchungen unterziehen. Nach deren Abschluss wurde er von Sicherheitsbeamten über die Umstände seiner Entführung im Oktober 2000 befragt. Geprüft wird, ob der Geschäftsmann in kriminelle Machenschaften verstrickt ist. Über die Ergebnisse wurde jedoch vorerst eine Nachrichtensperre verhängt.