CHAN JUNIS (inn) – Bei der Frage der Hilfsgüter für den Gazastreifen zeigen sich weiter Unklarheiten. Die israelische Regierung hatte am Mittwoch mitgeteilt, dass sie die Lieferung zeitweise aussetze. Als Grund gab Premier Benjamin Netanjahu (Likud) an, dass die Terror-Organisation Hamas die Lieferungen weiterhin plündere. Netanjahu sagte, er habe die Armee angewiesen, binnen 48 Stunden einen Schutzplan auszuarbeiten.
Klanvertreter im Gazastreifen widersprachen am Donnerstag aber der Einschätzung der Regierung. Bilder von den vermeintlichen Plünderungen zeigten zwar bewaffnete Männer auf den Lastern. Doch dabei handele es sich nicht um Hamas-Mitglieder, sondern um Wachmänner, die die Lieferungen vor Diebstahl schützten.
Regierung: Lieferungen im Süden laufen weiter
Der Journalist Ariel Oseran vom israelischen Sender „i24 News“ schenkt dem jedoch keinen Glauben. Zwar handele es sich um Klanmitglieder, doch diese kooperierten mit der Hamas. Sie dienten als Front, um die Hilfslieferungen zu plündern. Oseran beruft sich auf Quellen im nördlichen Gazastreifen, mit denen er gesprochen hatte. Zudem habe die „Pfeil“-Einheit der Hamas die Klans für die „Sicherung“ der Hilfsgüter gelobt.
Die israelische Regierung stellte indes klar, dass die Hilfslieferungen nicht komplett gestoppt seien. Die Güter gelangen nach Angaben von Sprecher David Mercer weiterhin durch die Zugänge im Süden in den Küstenstreifen. Die Lieferungen für den Norden seien jedoch ausgesetzt, wie zwei Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur „Reuters“ bestätigten.
GHF: 46 Millionen Mahlzeiten verteilt
Der Betrieb an den Verteilzentren der „Humanitären Gaza-Stiftung“ (GHF) scheint indes ohne Zwischenfälle weiterzugehen. Geschäftsführer Johnnie Moore erklärte am Donnerstag, dass im Verlauf des Tages zwei Millionen Mahlzeiten verteilt worden seien. Seit Beginn der Initiative am 26. Mai hätten die Palästinenser 46 Millionen Mahlzeiten durch die GHF erhalten. Im Schnitt ergibt das 1,4 Millionen Mahlzeiten pro Tag.
Das amerikanische Außenministerium erklärte ebenfalls am Donnerstag, dass es Hilfsmittel in Höhe von 30 Millionen Dollar für die Stiftung genehmigt habe. Sprecher Thomas Pigott rief andere Länder dazu auf, die Stiftung ebenfalls zu unterstützen. Die bisherige Bilanz – Pigott nannte die Verteilung von 46 Millionen Mahlzeiten und die Verhinderung von Plünderungen – sei „absolut unglaublich“ und verdiene Unterstützung.
Ungeklärte Todesfälle
Die „Times of Israel“ verweist in einer Bilanz aus Anlass des nun einmonatigen Betriebes auf die zahlreichen Todesfälle, zu denen es im Kontext der Verteilzentren gekommen sei. Die Armee gebe meist lediglich an, dass sie die Schussvorfälle untersuche. Eine Anfrage, wie viele Vorfälle der Armee bekannt seien, blieb nach Angaben der Journalisten unbeantwortet. Das von der Hamas geführte Gesundheitsministerium beziffert die Zahl der Todesopfer in der Nähe der vier Verteilzentren auf 467.
Die GHF sieht darin aber eine Desinformationskampagne, um die Palästinenser abzuschrecken. Das Gesundheitsministerium sei keine zuverlässige Quelle. Zu den Schussvorfällen sei es nicht in der Nähe der Verteilzentren gekommen, sondern in der Nähe von Hilfskonvois der Vereinten Nationen. Die Hamas verbreite „ständig Lügen über Massaker und Gewalt an unseren Verteilzentren“, sagte Moore dem christlichen Sender CBN. Zudem sei es die Hamas gewesen, die lokale Helfer erschossen habe.
Allerdings scheinen die Beschuldigungen gegen die Armee schwerer zu wiegen als bislang bekannt. Am Freitag berichtete die israelische Zeitung „Ha’aretz“, dass die Armee eine Untersuchung wegen möglicher Kriegsverbrechen auf den Weg gebracht hat. Die Behauptung von Vertretern des Südkommandos, dass es sich um Einzelfälle handele, sei für die zuständigen Ermittler angesichts der Berichte über zahlreiche Todesopfer nicht glaubhaft, heißt es in dem Bericht.
Die Zivilbehörde der Armee (COGAT) teilte indes am Mittwoch mit, dass 2.000 Blutspenden der Weltgesundheitsorganisation in den Gazastreifen gelangt seien; diese seien für das Nasser-Krankhaus im Süden des Gebietes bestimmt. Am Montag und Dienstag seien zudem 150 Laster mit Nahrungsmitteln, Babynahrung und medizinischen Gütern in den Gazastreifen gekommen. (df)
6 Antworten
Hilfslieferungen für für ein Volk, das 100% zu Hamas steht, sehr problematisch.
Sind es in der Tat alle, die hinter den Verbrechern stehen? Wenn ja, verstehe ich noch besser, warum keine Nation diese Araber ins Land lassen will!
Da muss ich widersprechen.
Auch wenn die Bevölkerung mehrheitlich hinter der Hamas steht, finde ich Essenslieferungen trotzdem notwendig.
Dass Israel die Clans bewaffnet hat, hat mir von Anfang an Bauchweh bereitet. Im Gazastreifen kann man niemanden trauen. Um zum eigenen Vorteil zu gelangen, geht zur Not jeder einen Pakt mit demTeufel ein und Einer stiehlt dem Anderen etwas und gibt vor, die Hilfsgüter zu schützen.
Bei all den Ungereimtheiten ist es bemerkenswert, dass die GHF nicht aufgibt und verdient auf jeden Fall Unterstützung. Aber das sieht UN nicht. Die Todesfälle sind so mysteriös. Ich traue der Hamas auf jeden Fall zu, dass sie Menschen erschießen, wenn diese an die Hilfsgüter kommen wollen, um dann zu lügen und Israel die Schuld zuzuschieben. Sie tun einfach alles, um an der Macht zu bleiben. Und leider lassen sie die Geiseln auch ihre Macht spüren. Ich frage mich jeden Tag, wieviel noch leben und ob sie etwas zu essen bekommen. 🙏🎗🇮🇱 Shabbat Shalom
Diese Hamas, die Ware stiehlt, sollte nach Kriegsrecht bestraft werden, dann sie steht wie Hezbollah auch mit Israel im Krieg. Auf Plünderung und Leichenfledderei steht standrechtliches Erschiessen. Die Hamas plündert !
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Palästinensische Tageszeitung wirft Hamas Mord an hilfesuchende Zivilisten vor.
Ella