Israels Sozialminister Isaak Herzog, der für die Koordination der humanitären Hilfe im Gazastreifen zuständig ist, nahm am Sonntag an der Eröffnung der kleinen Klinik teil. Er sprach von einer selbstverständlichen humanitären Geste. „Ich wünsche mir, dass dieser Ort ein Ort der Menschlichkeit, Freundschaft und Unterstützung für die Bedürftigen ist“, sagte Herzog. In der Klinik ist Raum für rund 50 Patienten. Sie enthält unter anderem eine Apotheke, ein Röntgengerät und fünf Konsultationsräume. In ernsten Fällen könnten die Patienten in Krankenhäuser nach Israel gebracht werden, heißt es laut der Tageszeitung „Jerusalem Post“. An dem Grenzübergang stehen zudem ein Notarztwagen sowie vier Krankenwagen der Hilfsorganisation „Roter Davidsstern“ bereit.
Allerdings bleibt abzuwarten, ob die Palästinenser Gebrauch von den israelischen Einrichtungen machen. Tony Laurance, Leiter des Büros der Weltgesundheitsorganisation im Westjordanland und dem Gazastreifen, sagte gegenüber der „Jerusalem Post“, er bezweifle, dass den Palästinensern von ihren Führern der Zugang zur Klinik bewilligt werde.
Während der dreiwöchigen Operation der israelischen Armee gegen die Infrastruktur der Hamas im Gazastreifen wurden mindestens 5.000 Palästinenser verwundet, etwa 1.250 kamen ums Leben.
Internationale Hilfe
Aus vielen Teilen der Welt treffen Hilfsgüter für die Menschen im Gazastreifen ein. Am Sonntag wurden über den Grenzübergang Kerem Schalom 51 Lkw mit mehr als 1.135 Tonnen Hilfsgütern in das Palästinensergebiet gelassen. Zudem wurden über 115.000 Liter Diesel für das Kraftwerk der Stadt Gaza in die Region gebracht. Über den Al-Oja-Grenzübergang wurden 401 Tonnen an Lebensmitteln in den Gazastreifen gebracht. Sie wurden von Libyen, Marokko, Oman und Jordanien gespendet. Hilfsorganisationen aus Ägypten lieferten zudem 11.850 Decken in das Gebiet.
Am Sonntag reisten 49 Ärzte aus verschiedenen Ländern, unter anderem aus Ägypten, Griechenland, Irland, Kanada, Großbritannien und Russland, in den Gazastreifen, um den Verwundeten zu helfen. Mit ihnen wurden außerdem 13 Krankenwagen, mehr als 140 Tonnen an Medizin und medizinischer Ausrüstung aus Marokko, Katar, Bahrain und Ägypten in das Palästinensergebiet gebracht. Der ägyptische „Rote Halbmond“ lieferte zudem Schaumstoffmatratzen und 400 Sauerstoffflaschen.
Aus Frankreich war am Samstag in Tel Aviv zum zweiten Mal innerhalb einer Woche ein mit 55 Tonnen Hilfsgütern beladenes Flugzeug gelandet. Damit hat der europäische Staat bereits mehr als 91 Tonnen an Lebensmitteln, Kleidung und Medikamenten an die Palästinenser geliefert.
Auch Israelis wollen helfen
Auch in Israel wird für die Bevölkerung im Gazastreifen gesammelt. Am vergangenen Donnerstag hatten zwei junge Frauen in Israel auf private Initiative hin zur Hilfe aufgerufen. „Es gibt keine Verbindung zur Politik. Wir repräsentieren keine Seite. Wir sehen einfach den sofortigen Bedarf an Decken für Menschen, die nichts haben, um sich nachts zuzudecken und an Milch für Säuglinge, die nichts zu essen haben“, so die Friedensaktivistin und Initiatorin Lee Ziv.
Sie hatte in einem Radio-Interview am Sonntag die Bevölkerung um Sachspenden gebeten. Wie sie selbst sagt, seien die Reaktionen darauf überwältigend. „Schulen haben angerufen und gefragt, wie sie helfen können. Ein Vater hat angerufen, dessen drei Söhne am Einsatz in Gaza beteiligt sind. Eine Frau rief an, in deren Haus eine (palästinensische) Granate eingeschlagen ist“, so Ziv.
In Tel Aviv, Haifa, Jerusalem und im Kibbutz Kfar Aza, wenige Kilometer vom Gazastreifen entfernt, wurden Sammelstellen für Hilfsgüter eingerichtet. In dem Kibbutz waren noch am Freitag Granaten aus dem Palästinensergebiet gelandet. Dennoch erklärte Kibbutz-Bewohner Ejal Mazliah: „Selbst wenn unsere Scheiben in der Nacht wegen der Raketenangriffe zittern, so kann man doch auf der anderen Seite der Grenze sehen, dass es in Gaza seit einem Monat dunkel ist. Man fühlt die humanitäre Situation. Die meisten Menschen hier sagen, die Hamas hat das Leiden über die Palästinenser gebracht. Aber wir sprechen doch auch über Kinder, mit denen wir in Zukunft leben müssen. Die Menschen, die dem allem am nächsten sind, sollten das meiste tun. Es ist ein humanitärer Akt“.
Die gesammelten Hilfsgüter werden in Zusammenarbeit mit dem UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge „UNRWA“ und der israelischen Armee in den Gazastreifen gebracht.