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„Hier seid Ihr zu Hause!“

Jeder kann in Youtube den Rocksänger mit der Kippa sehen, der mit ansteckender Begeisterung singt: "I was born in the USA, I am making Aliya today" – "Ich bin in Amerika geboren, heute wandere ich nach Israel aus". Das Wort Israel kommt in dem englischen Satz zwar nicht vor, aber jedem jüdischen Menschen ist klar, was "Aliya" bedeutet. Der Ausdruck stammt aus dem Hebräischen und bedeutet soviel wie "Aufstieg" oder "Hinaufgehen". Im biblischen Hebräisch steigt man in das Land Israel oder nach Jerusalem immer "hinauf". Wer das Land verlässt oder aus Jerusalem wegzieht, steigt ab.

Obwohl es aus menschlicher Sicht für einen Neueinwanderer oft kein Aufstieg ist, wenn er eine neue Sprache lernen, sich an ein neues Umfeld gewöhnen und eine Arbeit, die oft unter seinem ursprünglichem Berufsniveau liegt, suchen muss. Aus Sicht der Bibel ist ein Umzug nach Israel immer ein Aufstieg.

Im 20. Kapitel des Propheten Hesekiel spricht der Herr: „Ich erhob zur selben Zeit meine Hand zum Schwur, dass ich sie führen würde aus Ägyptenland in ein Land, das ich für sie ausersehen hatte, das von Milch und Honig fließt, ein edles Land vor allen Ländern“ (Vers 6). Wer mich kennt, weiß, dass ich beim Anblick von Palmen, Meer und Wüste nicht weich werde. Der Anblick von blühenden Wiesen und grünen Wäldern begeistert mich. Kein Wunder! In den tschechischen Legenden wird erzählt, wie der Urgroßvater Tschech, als er auf dem Berg Říp stand und auf das wunderschöne Tschechien blickte, berührt ausrief: Dies ist das Land, das von Milch und Honig fließt. Vielleicht muss man Abraham zum Vorvater haben, um im Land Israel „das Edle vor allen Ländern“ erkennen zu können?!

Vor langer Zeit hat mir eine amerikanische Jüdin, die nach Israel eingewandert ist, erzählt, dass es in Amerika viele Vereine gibt, die Juden auf eine Ausreise nach Israel vorbereiten. Die meisten amerikanischen Juden bereiten sich ein ganzes Leben lang vor, ohne jemals ins verheißene Land zu kommen. So meinte meine Gesprächspartnerin, dass viele Juden in den USA mit einem schlechtem Gewissen leben, in einem permanenten Widerspruch: „Alle Gebote, alles, was wir in Amerika praktiziert haben, ist eine Vorbereitung auf das Leben in Israel: Wir beten in Richtung Jerusalem; unsere Gebete reden von der Sehnsucht nach Jerusalem. Physisch und emotional sind wir mit Jerusalem verbunden“, erklärte sie mir.

Im Jahre 1947 schrieb Zippora Borowsky aus Palästina einer Freundin nach New York: „Diejenigen, hinter denen nur verbrannte Brücken sind, haben keine andere Wahl als sich hier anzupassen. Aber den Amerikanern steht der Rückweg offen. Es ist hart, sich durch den Schlamm nach vorne zu quälen, wenn hinter Dir eine asphaltierte Autobahn liegt… In New York Zionist zu sein, ist etwas ganz anderes, als Zionist in Eretz Yisrael zu sein – da geht es nicht um Worte, sondern um Taten. Tatsache ist, dass einfach hier zu sein, eine Bedeutung hat. Ich lerne eine andere Definition von Zionismus, eine andere Definition des Lebens überhaupt.“

Den Juden in Amerika geht es gut, und „es gibt dort keinen Antisemitismus“, meint David, obwohl er sich daran erinnert, selbst in seiner Kindheit als „Christkiller“ – „Christusmörder“ beschimpft worden zu sein. Aber „das Quälen durch den Schlamm“ und anstrengende Seefahrten gehören heute für amerikanische Neueinwanderer längst der Vergangenheit an. Einen modernen Flughafen, Autobahnen, Wirtschaftswachstum, das alles bietet ihnen der Staat Israel heute. Es gibt sogar Juden, die wegen der Wirtschaftskrise Amerika verlassen und eine sichere Zukunft in Israel suchen. „Die brauchen wir hier aber nicht!“, regt sich Robin auf, die hier schon seit dreißig Jahren lebt: „Diese Leute wollen nur die Vorteile für Neueinwanderer genießen und letztendlich ziehen sie doch wieder weg!“

Neueinwanderer, die das Land wieder verlassen haben, nennt man im Hebräischen „Yordim“ – „die Absteiger“. Interessant ist, das die Bibel den hebräischen Ausdruck „aufsteigen“ dem Pharao in den Mund legt, wenn er über die Israeliten sagt: „Sie könnten gegen uns kämpfen und aus dem Lande ausziehen“, wörtlich „und aus dem Lande aufsteigen“. Normalerweise steigt man auf in ein Land und dann handelt es sich um das Land Israel. Im Fall von Ägypten ist das Verlassen des Landes ein Aufstieg. So hat der Pharao es selbst gesagt (2. Mose 1,10).

Anfang Juli fand in Israel die „Makkabiade“ statt, die jüdische Olympiade. Große und kleine Gruppen von jüdischen Sportlern aus 65 Ländern marschierten bei der feierlichen Eröffnung in Ramat Gan ein und trugen stolz die Fahnen ihrer Länder. Darunter war auch die deutsche Nationalflagge. Die Athleten waren begeistert von der Atmosphäre eines Sportereignisses, an dem nur jüdische Menschen teilnahmen. Die israelischen Kommentatoren sprachen nicht nur über die sportlichen Leistungen, sondern auch über Themen wie Holocaust, die Beziehung der verschiedenen Länder zu den Juden und über die „Aliya“. Premier Minister Netanjahu begrüßte die Sportler: „Dies ist euer Land. Hier seid Ihr zu Hause. Kommt zurück und werdet ein Teil von uns: ‚Make Aliya!'“

Auf die Frage, wie viele Juden heute in den USA leben, gibt es keine eindeutige Antwort. Im Juni 2008 schrieb Professor Ira M. Sheskin in einer demographischen Studie: „Vor mehr als 350 Jahren hat eine Gruppe von 23 Juden aus Recife (Brasilien) vor Verfolgung durch die Portugiesen in New Amsterdam, dem heutigen New York, Zuflucht gesucht… Diese drei und zwanzig sind anscheinend die letzte genaue Zahlangabe von amerikanischen Juden.“

Die Zählung der jüdischen Bevölkerung in den USA ist aus mehreren Gründen nicht einfach. Juden müssen sich in Amerika nicht als Juden ausweisen. Außerdem gibt es keine einheitliche Definition dafür, wer eigentlich Jude ist. Nur wer eine jüdische Mutter hat, wird von orthodoxen und konservativen Juden als Jude anerkannt. Reformierte Juden anerkennen aber auch als Juden, wer einen jüdischen Vater hat. Es ist möglich, zum Judentum zu konvertieren. Alle Gruppen sind sich darin einig, dass „ethnische Juden, die Jesus als ihren Messias angenommen haben – die so genannten „Messianischen“ – nicht mehr als Juden gelten“, erklärt Prof. Sheskin. Soziologen betrachten auch diejenigen Menschen als Juden, die zwar jüdischer Abstammung sind, sich aber selbst nicht für jüdisch halten, weil sie sich dem Atheismus, Agnostizismus oder einer anderen Religion zugewandt haben – wiederum abgesehen von messianischen Juden.

Es wird geschätzt, dass 1,7 bis 2,1 Prozent der Bevölkerung Amerikas Juden sind. Aber fast 40 Prozent der Amerikaner denken, dass 20 Prozent von ihnen Juden seien. Im Jahr 2006 waren im House of Representativs dreißig Juden vertreten. Die jüdischen Amerikaner leben hauptsächlich in zwölf Ballungszentren: New York, Los Angeles, Broward, Washington, Boston, Chicago, San Francisco, Philadelphia, South Palm Beach, West Palm Beach, Atlanta und Miami.

Durch gründliche demographische Studien kommt Prof. Sheskin zu dem Schluss, dass in den USA sechs bis 6,4 Million Juden leben, was die Zahl der in Israel lebenden Juden übersteigt. „Aus den bescheidenen Anfängen von zwanzig Personen im 17. Jahrhundert ist eine amerikanisch-jüdische Bevölkerung gewachsen, die im 20. Jahrhundert die Mehrheit der weltweiten jüdischen Bevölkerung umfasste.“ Das wird sich wahrscheinlich bald ändern. „Welcher jüdische Demograph hätte 1880 die riesigen Veränderungen des 20. Jahrhunderts vorausgesagt: Das bedeutende Wachstum des jüdischen Volkes nach dem Holocaust und die Umsiedlung der Juden von Europa nach Amerika und Israel, sowie aus den arabischen Ländern nach Israel?“

Vor langer Zeit hatte der Prophet Jeremia den nach Babylon weggeführten Juden ein Wort des Herrn auszurichten: „Baut Häuser und wohnt darin; pflanzt Gärten und esst ihre Früchte; nehmt euch Frauen und zeugt Söhne und Töchter… mehret euch dort, dass ihr nicht weniger werdet. Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe wegführen lassen, und betet für sie zum Herrn; denn wenn’s ihr wohlgeht, so geht’s auch euch wohl… so will ich euch heimsuchen und will mein gnädiges Wort an euch erfüllen, dass ich euch wieder an diesen Ort bringe. Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der Herr: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe das Ende, des ihr wartet“ (Jeremia 29,5-7.10-11).

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