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Heftige israelische Kritik am Tel Aviver Goethe-Institut

Eine für den Jahrestag der Novemberpogrome geplante Veranstaltung trifft in Israel auf Kritik. Die ebbt auch nicht ab, als das Tel Aviver Goethe-Institut den Tag ändert.
Von Ulrich W. Sahm

JERUSALEM / TEL AVIV / BERLIN (inn) – An prominenter Stelle bringen die israelischen Rundfunknachrichten derzeit wiederholt Kritik am Goethe-Institut in Tel Aviv. Zitiert werden Politiker und der israelische Botschafter in Berlin, Ron Prosor.

Das Goethe-Institut Tel Aviv hatte eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Den Schmerz der Anderen begreifen – Holocaust, Nakba und deutsche Erinnerungskultur“ für den heutigen 9. November geplant. Mitveranstalter ist die Rosa-Luxemburg-Stiftung. Erneut sollte so ein Zusammenhang zwischen dem Holocaust, bei dem die Nazis sechs Millionen Juden ermordet hatten, und der vermeintlichen Vertreibung von etwa 800.000 „Palästinensern“ während des israelischen Unabhängigkeitskrieges von 1948 hergestellt werden.

„Trivialisierung des Holocaust“

Das Außenministerium in Jerusalem äußerte am Dienstag „Erschütterung und Abscheu angesichts der dreisten Trivialisierung des Holocaust und der zynischen und manipulativen Absicht, eine Verbindung herzustellen, deren ganzes Ziel die Diffamierung Israels ist“.

Botschafter Prosor schrieb bei Twitter: „Am Gedenktag an die Novemberpogrome 1938 haben das Goethe-Institut und die Rosa-Luxemburg-Stiftung beschlossen, die Erinnerung an den Holocaust zu verharmlosen. Und das ausgerechnet in Israel. Das ist inakzeptabel und respektlos!“

Der Vorsitzende der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, Danny Dajan, schrieb auf Twitter, die Veranstaltung stelle eine „unerträgliche Verzerrung des Holocaust“ dar. Es sei außerdem „unverzeihlich“, sie am Jahrestag der Pogromnacht von 1938 abzuhalten.

Veranstaltung auf Sonntag verlegt

Das Goethe-Institut versuchte, die Kritik abzuwenden, indem es die Veranstaltung vom Gedenktag an die sogenannte „Kristallnacht“ auf den kommenden Sonntag verschob: „Wir bedauern, dass die Wahl des Datums einer Panel-Diskussion aktuell zu Irritationen geführt hat. Deshalb verschieben wir nach Abstimmung mit den ReferentInnen diese auf Sonntag, den 13.11.2022.“ Man wolle dabei die Themen Erinnerungskultur und Versöhnungspolitik differenziert beleuchten.

Doch Prosor sagte, dass allein die Verknüpfung beider Ereignisse an sich schon „inakzeptabel und respektlos“ sei. Der Begriff „Nakba“ (Katastrophe) bezieht sich auf die Flucht und Vertreibung von Arabern im ersten Nahost-Krieg 1948. In einem Teil des britischen Mandatsgebiets Palästina wurde damals Israel gegründet. Die arabischen Nachbarn griffen den neuen Staat an. Während der folgenden Kämpfe flohen rund 800.000 Araber oder wurden vertrieben. 

In dem Hinweis auf die Veranstaltung hieß es unter anderem: „Fast 75 Jahre nach seiner Gründung bleibt Erinnern in Israel ein politisch umkämpftes Terrain. Jüdinnen und Juden richten den Fokus auf den Holocaust, PalästinenserInnen hingegen auf das Schicksalsjahr 1948, als Hunderttausende Opfer von Flucht und Vertreibung durch jüdische Kämpfer wurden – arabisch als Nakba (Katastrophe) bezeichnet.“ Die Publizistin Charlotte Wiedemann, Teilnehmerin bei der geplanten Diskussion, plädiere dagegen für „ein neues empathisches Erinnern, das verschiedenen Seiten gerecht wird und Solidarität statt Opferkonkurrenz fördert“. 

Bis heute große arabische Gemeinden in Israel

Tatsache ist, dass in Israel große arabische Gemeinden auch nach 1948 bestehen blieben. Als Beispiele seien hier Jaffa, Lod, Haifa, Akko und Nazareth erwähnt. Tatsache ist, dass Araber in Galiläa, also dem Norden Israels, eine Mehrheit bilden. Die Araber, etwa 20 Prozent der Bevölkerung, genießen als israelische Staatsbürger Gleichberechtigung und volles Wahlrecht. Sie verfügen sogar über eigene Parteien. Eine systematische Vertreibung der Araber aus dem Kernland Israels kann es daher nicht gegeben haben. 

Nur in einem Punkt unterscheiden sie sich von ihren jüdischen Mitbürgern. Die Araber werden nicht zum Militärdienst eingezogen: drei Jahre für Männer und zwei Jahre für Frauen.

Abbas äußerte den Vergleich mehrmals

Einen Vergleich zwischen den Ereignissen 1948 in Palästina und dem Holocaust hatte der Präsident der Autonomiebehörde, Mahmud Abbas (Fatah), zuvor schon in der UNO und dann bei einer Gedenkveranstaltung in München im Beisein deutscher Politiker geäußert. Auch danach hagelte es israelische Empörung und Kritik.

Dabei hatte Abbas selber in einem Interview gestanden, 1948 nicht von jüdischen Kämpfern aus seiner Heimatstadt Safed (Zefat) vertrieben worden zu sein. Er sei dem Ruf der arabischen Armeen gefolgt und nach Damaskus gezogen, wo er sich als Fliesenleger verdingte.

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29 Antworten

  1. Stimmt. Gut, dass sie es erwähnen, liebe Redaktion.
    Araber folgten 1948 dem Ruf arabischer Armeen, das Land kurzweilig zu verlassen, bis alle Juden vernichtet wären.
    Mit Kurzweilig war nicht.
    Obwohl seither alles tragisch ist, kein Frieden unter den Völkern.
    Nakba- wird seither in Lügen- Verbreitung erinnert.
    Wobei- das Goethe Institut geht das nichts an.
    Deutsche, wollen von eigener Schande ablenken.

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    1. Mit dem zeitlichen Abstand zu den historischen Ereignissen wurde die Nakba immer stärker verschleiert, etwa dadurch, dass man die Geflüchteten, die zurückzukehren versuchten, nun als »Eindringlinge« bezeichnete. Sie waren nicht länger vertriebene Einheimische, keine entwurzelten, traumatisierten Opfer, die nach Hause zurückzukehren wollten, sondern illegale und illegitim eindringende Fremde, die über Grenzen schleichen und Böses im Schilde führen würden. Zudem wurde ein Narrativ hegemonial, das die Nakba automatisch mit drei neuen, nicht zu hinterfragenden Behauptungen verband: Die Geflüchteten wären freiwillig gegangen und hätten damit ihr Recht auf Rückkehr verwirkt; Israel hätte keine andere Wahl, als das zu tun, was im Jahr 1948 geschah; und die Doktrin der Waffenreinheit, der zufolge israelische Soldaten die moralischste Armee der Welt seien und Gräueltaten stets die Ausnahme
      (Tsafrir Cohen – Executive Director – medico international)

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  2. Nicht zu vergessen, dass bei d. damalg. Araber-Flucht ein arab. Hetz-Propaganda-
    Rundfunk-Sender einen wesentl. Anteil daran hatte – mit dem Aufruf: „Alle Araber
    raus aus d. juedischen Siedlungen; wir werden die Juden jetzt ins Meer treiben, u. wer
    noch drin bleibt, wird mit d. Juden, als Kollaborateur, umkommen!! –
    Die Konsequenzen aus d. Fluechtlings-Sammel-Lagern sind bekannt!! –

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  3. Was ist denn mit den 900.000 Juden, die vertrieben wurden, wenn sie nicht ermordert wurden.

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  4. Käme das Goethe-Institut auf einen Vergleich der Nakba mit der Vertreibung der Deutschen nach 1945?! Wohl nicht, denn die wurden integriert. Warum werden Araber nicht integriert von ihren eigenen Sprach – und Glaubensbrüdern (Schwestern). Was oder wer steht dagegen?

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    1. Weil man sie als politische Masse braucht. Zwischen 1949 und 1967 hätte der Staat Palästina ohne Not gegründet werden können. Stattdessen wurde das Gebiet von Jordanien annektiert und die Glaubensbrüder und Schwestern in Flüchtlingslager gesteckt, gegen die ein Schweinestall eine Luxusvilla ist.

      Übrigens: Israel hat nachdem Jordanien das Land 1967 an Israel verloren hatte zwei Siedlungen für die Palästinenser gebaut. Einfamilienhäuser, Strom- und Wasseranschluss, alles vorhanden. Bis heute stehen die Häuser leer (allerdings sind sie nach der Zeit auch nicht mehr bewohnbar). Diejenigen, die Interesse hatten, sprangen wieder ab. Man erklärte ihnen, dass sie damit den Flüchtlingsstatus verlören und kein Geld mehr bekamen. Auf dieses waren aber alle angewiesen. Flüchtlingsorganisationen sollten dafür da sein, Menschen anzusiedeln und ihnen ein lebenswertes Leben ermöglichen. Die UNRWA ist auf dem Tripp, je mehr Flüchtlinge desto besser. Sie sind nur ein politischer Spielball für kranke Ideologien. Gilt auch für die, die sich immer so aufplustern und so tun, als ob die Palästinenser sie interessieren Es geht ihnen nur um die Dämonisierung Israels Als Pal. ihren Job verloren als BDS es fertigbrachte,dass die Firma ihren Sitz verlegte,fragten diese angeblichen Palästinafreunde nicht,wie die Arbeiter jetzt ihre Familien ernähren sollen Als sie nichts mehr wussten,als Israelis ihre Häuser zum Verkauf anbieten, ließ sie ein Mitglied von NGO Btselem über die Klinge springen. Es geht nicht um die Palästinenser,es geht nur um eines: Israel muss weg. Mit unterschiedlicher Motivation.

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  5. Als Deutscher ist man fassungslos und zutiefst beschämt, wie es zu einem solchen Thema kommen kann. Auch die „Mitarbeit“ der Partei „Die Linke“ (hervorgegangen aus der SED) ist da keine Entschuldigung. Naivität oder „do gooder“-Mentalität reichen als Entschuldigung ebenfalls nicht aus. Ich hatte dienstlich nur sporadisch mal mit Spitze und Angehörigen des Goethe-Instituts zu tun: Politisch ist das breit gestreut, müsste aber alles auf die Demokratie festgelegt sein. Das Goethe-Institut ist durch einen Rahmenvertrag mit dem Auswärtigen Amt verbunden, es wird aus Bundes- und Landesmitteln finanziert., Eine solche Veranstaltung muss von der Spitze des Goethe-Instituts nach meinem Wissen abgesegnet, ihr aber mindestens zur Kenntnis gebracht werden. Die Spitze des Goethe-Instituts war als informiert – und hat es laufen lassen oder gar genehmigt. Es ist also eindeutig ein Versagen der SPITZE des Goethe-Instituts! Damit gehört die Angelegenheit nicht nur ins Auswärtige Amt, sondern auch ins Bundeskanzleramt und hoffentlich auch vor den Bundestag. Die Veranstaltung ist ein politisches und rechtsstaatliches Versagen, das meines Erachtens sofort und entschieden korrigiert werden muss!

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  6. Der Holocaust war eine einmalige und schreckliche Tat, mit keinen Kriegen zu vergleichen. Es ist einfach unverständlich für mich, dass man nun wieder so tut, als wäre nichts Besonderes geschehen.
    Der Holocaust ist mit nichts vergleichbar und das schrecklichste Verbrechen , das jemals geschehen ist.
    Ich bin immer noch erschüttert, dass das geschehen konnte!

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  7. „vermeintlichen Vertreibung von etwa 800.000 „Palästinensern“

    Ich finde diese Nakba-Leugnung von Herrn Sahm auch kritikwürdig. Das heisst aber nicht das ich die Nakba und den Holocaust auf eine Stufe stellen würde. „Den Schmerz der Anderen begreifen“ halte ich aber bei beiden Ereignissen für wichtig. Das fängt schon damit an, den Anderen wenigstens so weit zu respektieren, das man ihn nicht in Anführungszeichen schreibt, so als gäbe es ihn eigentlich gar nicht.

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    1. Die Bezeichnung „vermeintlich“ hat durchaus seine Berechtigung.
      Die Geschichte von der Vertreibung der Araber durch die eigenen Leute ist längst mit Fakten belegt.
      Von den 700.000 Flüchtlingen wurden ca. 500.000 durch die eigenen Leute aus dem Land gelockt oder zur Flucht gezwungen.
      –> Die arab. Staaten, die palästinensische Araber ermutigten, vorübergehend ihre Heimat zu verlassen, um die arabischen Invasionstruppen nicht aufzuhalten, haben ihr Versprechen nicht gehalten, diesen
      –>Wer brachte die Palästinenser als Flüchtlinge in den Libanon, wo sie in große Not kamen und mittellos waren – niemand anders als die arabischen Staaten selbst, einschließlich des Libanon/Muslimische Wochenzeitung KUL-SHAY, Beirut, 19.8.1951
      –> 15.5.48 An diesem Tag rief der Mufti in Jerusalem die Araber in Palästina auf, ihr Land zu verlassen, denn die arab. Armeen sind im Einmarsch und werden für sie kämpfen. Kairoer Tageszeitung Akhbar el Yom 12.10.63
      Wer sich nicht an den Aufruf hielt wurde als Kollaborateur betrachtet und hingerichtet. Es gab mehr Tote durch die arab. „Brüder“ als durch Israel.
      –>Damit die tausendmal verfluchten Juden sich nicht sich nicht in ihrer Feigheit vor ihrer völligen Vernichtung an euch rächen, laden wir euch ein, unsere Gäste zu sein. Die Araber werden euch ihre Häuser und Herzen öffnen. Wir werden die Ungläubigen besiegen, wir werden die Giftschlangen zertreten. Ein durch eure Brüder gereinigtes Land wird euch aufs Neue in Freude und Jubel empfangen. Aufruf des Oberkommandos der arabischen Freiwilligen über den Sender Kairo am 16.05.48

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  8. Das Problem ist tiefgreifender als es auf den ersten Blick erscheint: Grundlegende Prinzipien der deutschen Außenpolitik haben sich vom Kaiserreich, über den Hitlerfaschismus bis heute nicht geändert: 1. der Feind steht im Osten, 2. Die Islam ist unser Verbündeter 3. Die Juden haben immer Schuld. Das ist ein nach wie vor in unterschiedlicher Intensität geltendes Credo deutscher Politik.

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    1. Das ist natürlich billige Polemik von der einen Seite, so wie Luley sie von der anderen Seite macht. Beide sind deshalb entschieden abzulehnen. Deine Position ist aber nicht nur für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg falsch, auch historisch bist du offensichtlich nicht sehr bewandert: ad 1.: Für das deutsche Kaiserreich gab es diesen „Feind im Osten“ gar nicht; substanzielle Probleme gab es zwischen beiden Reichen nicht. Außerdem war die Zarin sogar deutscher Abstammung, und sie war nicht die erste deutschstämmige Zarin. ad 3.: Es gab nie eine ausgeprägte Judenfeindschaft, weder nach innen noch nach außen. Deine „deutsche Außenpolitik [gegen] Juden konnte es allein deshalb schon nicht geben, da es keinen jüdischen Staat (oder ein ähnliches Gebilde) gab. Und innerstaatlich hatten im deutschen Kaiserreich mehr Recht als in den meisten anderen relevanten europäischen Ländern. Das erklärt auch, warum die Juden sehr an Deutschland hingen (Freiwilligenzahlen im Ersten Weltkrieg)Selbst viele der jüdischen Vertriebenen und im Angesicht der Shoa, all den NSDAP -Schrecken hingen viele noch immer an ihren Erinnerungen an ihre Zeit in Deutschland.. Wer einmal erlebt hat, wie sogar die israelischen Jeckes an vielem hingen, der weiß wovon ich spreche. Ergo: Mehr Geschichtskenntnisse und weniger Polemik – würde Leuten auf beiden radikalen Seiten der Debatte gut tun.

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  9. Es gehört zum elementaren Handwerkzeug jedes Historikers, Vergleiche zu ziehen zwischen verschiedenen Ereignissen, Entwicklungen etc. Wer „vergleichen“ nicht unterscheiden kann von „gleichsetzen“, dem muß man unterstellen, dass er andere Interessen verfolgt, die er aber nicht nennen möchte. Im vorliegenden Fall geht es in Wirklichkeit darum, dass bestimmte Kreise nicht daran interessiert sind, über die sogenannte „Nakba“ zu sprechen, bzw. diese als Fiktion diskreditieren wollen. Wer immer auch Druck auf meine Kollegen vom Goethe-Institut Tel Aviv ausgeübt hat, die Veranstaltung nun endgültig abzusagen: er/sie hat gezeigt, dass er/sie von seriöser geschichtswissenschaftlicher Arbeitsweise nichts versteht, sondern vor aggressivem Lobbyismus kuscht. Ein Vergleichstabu gibt es für ernstzunehmende Historiker nicht, nur für Lobbyisten mit einer „hidden agenda“.

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  10. hidden agenda trifft wohl auf die Historiker zu, die Fakten außenvorlassen. Die Fakten mit ihrer eigen Meinung ersetzen. Und eine bestimmte Klientel damit befrieden müssen. Was da wohl das versteckte Motiv für eine solche Handlungsweises ist?

    Erstzunehmende Historiker würden immer auch schreiben, dass die Nakba aus Flucht und Vertreibung bestand. Ernstzunehmende Historiker würden auch immer schreiben, dass die Nakba zum Teil selbstverschuldet war, dass die arabische Seite sich weigerte, einen Staat Palästina zu gründen, als es möglich war.

    Ernstzunehmende Historiker würden immer beide Seiten betrachtet, da gäbe es kein Tabu. Dieses gibt es nur bei Historikern, die einer bestimmten Lobby dienen. Vorzugsweisen denen, die eine „Israel-muss-weg“ Agenda betreiben.

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    1. @ Christin.
      Deine Antwort verdeutlicht, den Unterschied zwischen einem Historiker, und jemanden der von Dingen fabuliert, von denen er keinen blassen Schimmer hat, mehr als deutlich!
      “Größte politische Sprengkraft hat die nur scheinbar banale Frage, warum rund 750 000 Palästinenser zwi- schen 1947 und 1949 aus Palästina/Israel flohen. Seit 1948 hat das offizielle Israel unermüdlich die These vertreten, die Flüchtlinge hätten ihre Heimat auf Geheiß palästinensischer und anderer arabischer Führer verlassen – in Erwartung eines vermeintlich sicheren arabischen Sieges und anschliessender tri- umphaler Rückkehr. Diese Darstellung ist nicht mehr haltbar. Eines der ersten Werke der Neuen Historiker, das sich der Gründe für den palästinensi- schen Exodus annahm, ist das 1987 von Benny Mor- ris (Universität Beersheba) publizierte The Birth of the Palestinian Refugee Problem, 1947-1949. Morris’ akribische Studie konnte einen Aufruf arabischer Regierungen oder der Arabischen Liga zum Verlas- sen Palästinas nicht nachweisen. Aber auch einen systematischen, auf langgehegte zionistische Trans- ferpläne zurückzuführenden Plan zur Vertreibung der Palästinenser habe es – im Gegensatz zu den The- sen arabischer Historiker – nicht gegeben. In erster Linie als Folge der erbitterten Kämpfe und nur zum geringeren Teil als Resultat von Vertreibungen (expulsions) seien die Flüchtlingswellen zu verstehen.”

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  11. § 1: Morris hat immer Recht
    § 2: Sollte er nicht haben, tritt automatisch § 1 in Kraft.

    Ich gehe davon aus, dass, als gewisse arabische Staatsmänner der damaligen Zeit ihre Biografien geschrieben haben, ein Israeli neben ihnen stand und befahl, was sie zu schreiben hatten. Wahrscheinlich alles nur Lügner, von Zionisten gesteuert.

    Aber Morris, Gott gewisser Großpalästina und Israel-muss-weg Apologeten ist natürlich unfehlbar. ist doch gut, dass die heutige Zeit so wundervolle Heilige hat, die man anbeten kann. Es gibt welche, die beten Arthur Katz an, andere Morris. Schenkt sich beides nichts.

    Wie sagte Johannes Gerloff mal? Wenn du nach dem Zeitungslesen der Meinung bist, ich hab schon immer gewusst, dass es so ist, wird es Zeit die Zeitung zu wechseln. Gilt auch für Bücher. Und mit denen sollte man arbeiten und nicht nur vor dem Regal stehen und sagen: Morris? Absolut glaubwürdig. Wahrheit pur. Kauf ich.

    Ein an der Wahrheit interessierter Mensch wird sich Bücher von x anderen mitkaufen und dann vergleichen und prüfen, was macht Sinn. Aber das zu wollen, scheint nicht jedem gegeben zu sein.

    750.000 Araber flohen oder wurden vertrieben, beides ist richtig. Und dies ist nachgewiesen.
    850.000 Juden wurden aus ihren arabischen Heimatländern vertrieben. Wen interessiert es?

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    1. @ Christin
      „850.000 Juden wurden aus ihren arabischen Heimatländern vertrieben. Wen interessiert es?“
      Jetzt mal abgesehen davon, dass es nicht meine Art ist, ein Unrecht mit einem anderen Unrecht aufzurechnen, habe ich die Vertreibung der Juden mit keinem Wort in Abrede gestellt. Deine Ablenkungsversuche solltest du unterlassen.
      Es geht um die Vertreibung der Palästinenser , um nicht mehr und nicht weniger!
      Im übrigen vertritt nicht nur Morris diese Meinung, Ilan Pappe auch , sein Buch The Making of the Arab-Israeli Conflict 1947-1951). solltest du vielleicht mal lesen. Auch das Buch von Avi Shlaim (Collusion across the Jordan) ist lesenswert.
      Aber diese israelischen Wissenschaftler stehen mit Sicherheit „ weit links“ nicht wahr?
      Oder um es mit den Worten deines Mitstreiters zu sagen“ In der guten alten Zeit von Bachelor/Master an deutschen Unis wäre so etwas auch im Grundstudium mit 5 oder 6 benotet worden.”🙈🙈

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    2. Ein an der Wahrheit interessierter Mensch wird sich Bücher von x anderen mitkaufen und dann vergleichen und prüfen, was macht Sinn. Aber das zu wollen, scheint nicht jedem gegeben zu sein.

      War mein Satz. Manche scheinen ihn nicht zu verstehen.

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      1. @ Christin

        Die in deutschen Medien bei der Beurteilung des Nahostkonflikts vorherrschende proisraelische Befangenheit speist sich vor allem aus historisch be- gründetem Schuldgefühl. Aus der Befürchtung heraus , des Antisemitismus geziehen zu werden, flüchtet man sich in eine unkritische Verteidigung israelischer Positionen. Wenigen ist dabei bewusst, dass das israelkritischste Land Israel selbst ist: Von den deutschen Medien weitgehend unbemerkt, befindet sich das intellektuelle Israel seit den achtziger Jahren in einem schmerzhaften, die Nation aufwühlendem Prozess der Selbstbefragung. Als unumstößlich geltende Wahrheiten, besonders über die Zeit vor der und um die Staatsgründung 1948 werden von einer jüngeren Generation israelischer Historiker anhand nun zugänglichen Archivmaterials als zionistische Gründermythen entlarvt – als Mythen im Dienste des Zusammenschweißens einer Nation von Einwanderern unterschiedlichster Herkunft. Zusammen mit ihren gleichgesinnten Kollegen, den „Neuen Soziologen“,
        KAS-AI 3/01, S. 147-155
        DAS zu kapieren ist nicht jedem gegeben, vor allem wenn es nicht dem eigenen Weltbild entspricht

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  12. Ich hoffe, dass meine gelöschten messages bald hier stehen, aber die Elektronik vom 9.11.2022 hat etwas gegen mich.
    Apropos etwas gegen jemanden haben: hajo verfolgt ja denselben Kunstgriff wie Luley: Einen weit links stehenden israelischen Wissenschaftler zitieren, um Israel zum Buhmann zu machen. Dass es nur eine Meinung unter vielen anderen ist, wissen auch Autoren wie Morris.
    Du verabsolutierst hier einen Autor als Beweis dafür, dass Christin Unrecht und Unkenntnis hat. Aber hajo sei gewarnt: Eine reine Inhaltsangabe einer Publikation eines in Person und Forschungsergebnissen höchst umstrittenen Wissenschaftlers oder Werkes erfüllt keinen Schatten einer wissenschaftlichen Leistung. In der guten alten Zeit von Bachelor/Master an deutschen Unis wäre so etwas auch im Grundstudium mit 5 oder 6 benotet worden.

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    1. „In der guten alten Zeit von Bachelor/Master an deutschen Unis wäre so etwas auch im Grundstudium mit 5 oder 6 benotet worden.“
      Und „ weit links“ steht er auch noch?
      Kann es sein , dass Sie sich ein hier ein Urteil über jemanden anmaßen, dem Sie nicht einmal ansatzweise das Wasser reichen können?
      Ich kann mich auch nicht erinnern, Ihnen das „ Du“ angeboten zu haben

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  13. Die ganze Diskussion hängt sich mal wieder dran auf, dass alles nur aus der Sicht der einen gesehen wird, Man klammert die eine Seite aus und verweigert die andere.

    Was haben wir hier? Einen Artikel der die Arbeit des Goethe-Instituts ankreidet und dies zu Recht. Denn es war absolut irre, diese Veranstaltung auf einen Tag zu legen, der für das jüdische Volk einer der schlimmsten Tage überhaupt ist. Warum geht man nicht hin und legt diese Veranstaltung auf einen anderen, z.B. auf den 14. Mai. Aber vielleicht müsste man dann der Vertreibung und Flucht gedenken und gleichzeitig, dass die Nakba auch das Ergebnis der arabischen Dummheit war. Hätte man nämlich das Angebot für einen eigenen Staat wahrgenommen, hätten wir heute die ganze Probleme nicht. Aber zum Schuldigen stempeln wir immer gerne die anderen. Und vorzugsweise die Juden, denn die sind ja bekanntlich immer und für alles schuld. Alles, was in Nahost in den letzten Jahrzehnten passiert ist, hat den den Ursprung in dieser Geschichte. Und dies kann niemand verleugnen, der sich auch nur ein bisschen mit der Geschichte des Landes auskennt.

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    1. 2. Teil:

      Jordanien hat zwischen 1949 und 1967 keinen Anstalten gemacht auf das eroberte Land zu verzichten. Im Gegenteil, man annektierte es. Aber die Bewohner, die wurden nicht integriert in den Staat Jordanien. Man pferchte die in Flüchtlingslager, man verhandelte sie als Menschen 5. Klasse.

      Gleichzeitig verloren rund 850.000 arabische Juden ihre Heimat. Sie strandeten in Israel. Ein Staat, der sie aufnahm, der sie integrierte. Da gab es keine Diskussion. Es waren Juden und Israel war die jüdische Heimstatt, so wie es bestimmt war. Israel ging nicht davon aus, dass dieses Menschen zurückkehren würden. Aber die arabische Seite ging immer davon aus, dass der Staat Israel wieder verschwinden wird. Hätte dann Jordanien einen Staat Palästina zugelassen? Würde man diese Frage Menschen wie Morris oder Pappe stellen, würden sie wahrscheinlich ja schreien. Aber warum sollte Jordanien, schließlich haben sie den Staat ja 20 Jahre verweigert. Warum verweigerten die Araber jede Verhandlung seit 1949? Was waren ihren ihre Brüder und Schwestern wert, um die es ging? Bis heute geht es den Flüchtlingen in den arabischen Ländern schlecht. Nun, ein Teil Verantwortung trägt hier auch Arafat, der die Gegend destabilisiert hat. Erst den Libanon, dann Jordanien. Aber das kam erst später. 1949 war man davon noch weit entfernt.

      Wo bleibt die Verantwortung der arabischen Seite? Die wird von gewissen Zeitgenossen komplett abgelehnt. Aber braucht man ja nicht. Für die Verantwortung hat man ja die Israelis. Man kann die arabische Seite weiter anbeten, aber es ändert nichts für die Palästinenser.

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      1. Teil 3:

        Wo übernimmt die pal. Regierung Verantwortung. Sie haben ein Gebilde, das sie Staat nennen. Ein Staat der ohne die Staatengemeinschaft nicht lebensfähig ist. Der alles Geld in den Kampf gegen Israel steckt und dem die eigene Bevölkerung egal ist.

        Wer schafft denn Arbeitsplätze für Palästinenser? Warum müssen sie in Israel arbeiten?
        Warum haben hunderte pal. Homosexuelle Zuflucht in Israel suchen müssen? Warum werden in Bethlehem, arabische Christen angegriffen?

        Bis heute ist die pal. Seite nicht bereit ihren Traum von Großpalästina in dem ehemaligen Mandatsgebiet aufzugeben. Aber es wird sich nicht mehr ändern. Israel bleibt. Auch wenn es die Unterstützer des pal. Terrors gerne anders sehen.

        Im Syrienkrieg verweigert Abbas den syr. Palästinensern die Aufnahme im Autonomiegebiet. Ist ein Pal. nur dann etwas wert, wenn Israelis beteiligt sind? Lieber tot als den Flüchtlingsstatus aufgeben, sagte Abbas damals. Was tat das Goethe-Institut damals? Richtig, es schwieg. Was sagte das Goethe-Institut während der 2. Intifada, als Schulbusse in die Luft flogen, Leichen auf Märkten lagen. Richtig, sie schwiegen. Das Goethe-Institut sollte sich langsam dran machen, den Palästinensern die Realität näher zu bringen; anstatt sie immer wieder zu bestärken, dass sie die alleinigen Opfer sind. Und Israel der alleinige Täter. Aber was will man erwarten, wenn das Goethe-Institut Personal hat, das Hetzfilme vorführt (Damaskus) anstatt für Versöhnung zu werben. In Tel Aviv sind sie leider nicht besser.

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      2. Wenn du schon Jordanien erwähnst.
        König Abdullah von Jordanien, der nicht nur den nominellen Oberbefehl über die arabischen Truppen in Palästina innehatte, sondern mit der jordanischen Arabischen Legion über die schlagkräftigste arabische Truppe verfügte, verfolgte als oberstes Kriegsziele den Anschluss der von der UNO den Palästinensern zugesprochenen Gebiete an sein eigenes Königreich. An eine Vernichtung Israels dachte

        nicht. Mit den Führern der Jewish Agency hatte sich bereits im November 1947 heimlich über die Einverleibung Rest-Palästinas nach dem Ende des britischen Mandats geeinigt. Die Übereinkunft war gleichzeitig eine klare Absage des Jischuw an die von der UN beschlossene Gründung eines palästi- nensischen Staates. Das heimliche Einverständnis, so Avi Shlaim, legte die Grundlage für eine gewisse Zurückhaltung der jordanischen Truppen während des Krieges. Die Arabische Legion vermied es während der gesamten Kampfhandlungen, Gebiete zu betreten, die von der UNO Israel zugesprochen worden waren.

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  14. Noch eine kurze Nachfrage: Das Goethe-Institut bietet also eine Veranstaltung zur Nakba an. Hat das Goethe-Institut je eine Veranstaltung zur Schoah durchgeführt? Wurde je um Vergebung gebeten für dieses unfassbare Verbrechen eines dt. Staates durch das Goethe-Institut in dem Land, in dem sie zu Gast sind?

    Eine der Aufgaben des Goethe-Instituts im Ausland ist es, Wissen über die Kultur, Sprache und Informationen über Deutschland zu vermitteln. Da gehört auch Geschichte dazu. Auch die, die die Menschen noch ganz präsent haben. Gestern Abend fand im Zuge der VHS Wissen online eine Diskussion statt mit Richard Schneider und Özlem Topcu. Beide haben ein Buch zusammen geschrieben, Briefwechsel zwischen beiden und ihren Geschichten, ihrer Herkunft, ihrer Kultur, ihre Hoffnung, ihre Träume. Beide haben sich über einen längeren Zeitraum mit dem Gegenüber befasst. Das bringt ein Ergebnis. Das was das Goethe-Institut mit seinem Beitrag wollte, leider nicht.
    Schneider hat von einer Organisation berichtet, ehemal. israel. Soldaten und ehemalige Terroristen der PA.
    Da wird etwas bewegt. Bis dahin, dass diese ehemaligen Terroristen ihre Kinder für einen Ausflug ans Meer den ehemaligen Soldaten anvertrauten – die Kinder durften nach Israel, die Eltern nicht. Aber sie hatten Vertrauen, dass sie die Kinder wieder bekommen. Vielleicht sollte das Goethe-Institut darüber nachdenken, ob sie mit ihrer Aktion auch nur einen Funken Vertrauen geschaffen hätten.

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