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Hebron: Verletzte bei Evakuierung jüdischer Bewohner

HEBRON (inn) - Israelische Sicherheitskräfte haben am Dienstag drei Wohnungen in Hebron geräumt. Aus Protest hatten sich mehr als 200 Siedler und andere Demonstranten in den Gebäuden verschanzt.

Nach Polizeiangaben wurden bei der Aktion elf Polizisten und vier Aktivisten verwundet. Drei Sicherheitsleute wurden im Krankenhaus behandelt. Die Demonstranten sprachen von 25 Verletzten auf Seiten der Aktivisten. Vier Personen wurden in Gewahrsam genommen, wie die Tageszeitung „Ha´aretz“ berichtet.

Die Häuser befinden sich auf einem Marktplatz in der von Juden und Arabern bewohnten Erzväterstadt. Die Demonstranten hatten das Gelände mit Stacheldraht, Ölfässern und brennenden Reifen abgeriegelt. Zudem waren die Türen zu den betroffenen Wohnungen zugeschweißt. Dutzende Jugendliche warfen von Dächern aus Steine, Eier und Glühbirnen auf die Sicherheitskräfte. Daraufhin stiegen Polizisten auf die Dächer, um die Teenager zu stoppen. Eine Leiterin der jüdischen Gemeinschaft in Hebron, Orit Struk, forderte die Aktivisten auf, ihre Kämpfe mit den Sicherheitskräften zu beenden. Dem leisteten sie Folge.

In einer Wohnung hatten sich drei Siedler in einem improvisierten Bunker verschanzt. Die Such- und Rettungseinheit des Heimatfrontkommandos der israelischen Armee wurde eingesetzt, um die Juden aus dem Raum zu holen. Sie ist sonst für Naturkatastrophen und Hauseinstürze durch Raketen zuständig.

Befehlsverweigerung aus Solidarität

Soldaten luden die Einrichtung der Wohnungen auf Möbelwagen. Außerdem entfernte die Polizei Fenster und Türpfosten, um eine spätere Rückkehr der Demonstranten zu verhindern. Etwa 3.000 Vertreter von Armee, Polizei und Grenzpolizei nahmen an dem Einsatz teil. Zwölf Soldaten verweigerten jedoch entsprechende Befehle aus Solidarität mit den Siedlern. Sie wurden vor einen Disziplinarausschuss gebracht und dürfen nicht mehr in Kampfeinheiten dienen.

Einer der Juden, die auf dem Marktplatz lebten, hatte am Montag gesagt: „Heute bereiten wir uns auf einen Kampf vor. Wir wollen den Marktplatz nicht freiwillig verlassen. Wir sind schon hier gewesen. Der Kampf wird entschlossen, aber nicht gewaltsam sein. Die Polizei wird den Grad der Gewalt bestimmen, nicht die Bewohner.“

Armee versprach Wohngenehmigungen

Laut dem Internetportal „Arutz Scheva“ hatten Militärvertreter vor anderthalb Jahren Wohngenehmigungen für das Stadtviertel Schalhevet versprochen, wenn sie das Gelände zuerst friedlich verließen. Neun Familien arbeiteten mit der Armee zusammen, aber Generalstaatsanwalt Menachem Masus teilte mit, das Militär sei nicht zu der Vereinbarung berechtigt gewesen. Zwei Familien blieben, ihre Wohnungen wurden jetzt geräumt.

Die Organisation „Professoren für ein starkes Israel“ kritisierte die Räumung: „Wir haben es mit Geschäften zu tun, die auf den Ruinen des alten jüdischen Viertels von Hebron erbaut wurden. Seine Bewohner wurden vor genau 78 Jahren ermordet und ihr Eigentum geplündert“, heißt es in einer Mitteilung. „Die erneute Vertreibung von Juden von jüdischem Besitz erfüllt die Pläne der Randalierer, die jegliche jüdische Präsenz in Hebron entwurzeln wollten. Dies sollte ein erster Schritt dahin sein, alle Juden in Israel loszuwerden.“

Hintergrund Hebron

Hebron in Judäa ist die einzige Stadt in den von Israel 1967 eroberten Gebieten, in der Israelis und Palästinenser leben. Die älteste jüdische Stadt in Israel gilt als ständiger Unruheherd. Das Stadtzentrum mit den jüdischen Wohnbereichen Avraham Avinu (1540 gegründet), Tel Rumeida, Beit Romano und Beit Hadassa liegt am tiefsten Punkt des Ortes und ist umgeben von Hügeln, die Israel vor Jahren an die Palästinenser abgegeben hatte.

Seit 1968 leben wieder Juden in der Stadt, die bis zu dem gewaltsamen Pogrom am 24. August 1929 eine der größten und bedeutendsten jüdischen Gemeinschaften im Heiligen Land beherbergte. Die allermeisten Israelis im heutigen Hebron sind religiös. Sie beten am Grab der Erzväter Abraham, Isaak und Jakob, der so genannten Höhle Machpela.

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