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Handeln Israelis wie Nazis? – Lesung wegen Protest abgesagt

FRANKFURT/MAIN (inn) – Eine Lesung zweier israel-kritischer Autoren in Frankfurt ist kurzfristig abgesagt worden, weil Kritiker Protest eingelegt hatten. Die Autoren vergleichen die Politik Israels mit den Gräueltaten der Nazi-Herrschaft.

Am Freitag, den 20. Januar sollte in der Heilig-Geist-Kirche am Dominikanerkloster in Frankfurt am Main eine Lesung der Autoren Hajo Meyer und Rupert Neudeck stattfinden. Meyer ist Mitglied der israel-kritischen Gruppe „Eine andere Jüdische Stimme“ und veröffentlichte im vergangenen Jahr das Buch „Das Ende des Judentums“. Darin verurteilt er einen „moralischen Verfall der heutigen israelischen Gesellschaft“. Meyer vergleicht die Situation der Juden im „Dritten Reich“ mit der Lage der Palästinenser heute.

Neudeck, Gründer der Hilfsorganisation Cap Anamur, reiste in den vergangenen Jahren öfter nach Israel und beschäftigte sich mit dem Palästinenserkonflikt. In seinem Buch von 2005 „Ich will nicht mehr schweigen. Recht und Gerechtigkeit in Palästina“ berichtet er über seine Sichtweise. Neudeck kritisiert vor allem den Bau der Sicherheitsanlage im Westjordanland. „Wir Deutschen sind in unserem ernsten Bemühen Schuld abzutragen, immer wieder in die Freundschaftsfalle Israels hineingetapst“, schreibt Neudeck. „Wir haben das Urteil Israels über die Palästinenser angenommen, das oft das Urteil von Verachtung ist. Dieses Volk wird seit 39 Jahren durch eine Besatzung gequält!“ Im Vorwort schreibt der ehemalige Bundesarbeitsminister Norbert Blüm: „Die Gewalt beider Seiten dient nicht der Abschreckung, sondern der Eskalation von Rache.“

„Hasserfüllte Hetzveranstaltung gegen den Staat Israel“

Arno Lustiger, Überlebender des Holocaust und jüdischer Historiker und Schriftsteller, zeigte sich „schockiert“ über die Ankündigung einer in seinen Augen „höchst verachtungswürdigen“ Veranstaltung. „Was als ‚Veranstaltung für den Frieden‘ angemeldet wurde, verspricht eine hasserfüllte Hetzveranstaltung gegen den Staat Israel zu werden“, so Lustiger. Die Gastredner Meyer und Neudeck seien „für ihre Vergleiche zwischen den Verteidigungsmaßnahmen des Staates Israels und den barbarischen Handlungen der Nazis einschlägig bekannt“. Auch der Moderator, Abraham Melzer, habe „auf ähnlich unrühmliche Art und Weise immer wieder auf sich aufmerksam gemacht“.

Melzer ist Inhaber des Melzer-Verlages, der sich auf die Veröffentlichung von Werken jüdischer Autoren spezialisiert hat. Dieser Verlag brachte auch die Bücher von Meyer und Neudeck heraus. Melzer selbst hat wiederholt die israelische Politik und den Sicherheitszaun kritisiert und vom „Unrecht, das Israel tagtäglich produziert“, gesprochen.

Evangelischer Regionalverband zieht Raumbuchung zurück

Der jüdische Journalist und Historiker Adolf Diamant aus Frankfurt legte am Montag Protest beim Veranstalter der Lesung ein. Daraufhin zog Tanja Eckelmann vom Tagungs- und Veranstaltungsbüro der Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt am Main die Buchung des Saales zurück. „Diverse publizierte Äußerungen Herrn Melzers im Zusammenhang mit der von Herrn Neudeck in seinem Buch behandelten Materie spiegeln in keinster Weise die Meinung des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt am Main wider und werden strikt von uns abgelehnt“, so Eckelmann. Die Räumlichkeiten stünden für „derartige Äußerungen“ nicht zur Verfügung.

Als Reaktion darauf beschuldigte Melzer Diamant, für die Absage verantwortlich zu sein. „Wir sind nun gezwungen, einen anderen Raum zu mieten, der wesentlich teurer ist.“ Die Preisdifferenz solle Herr Diamant zahlen, so Melzer. Er fügte in seinem Schreiben an Adolf Diamant hinzu: „Sie gehen mit Methoden vor, die Ihrem Namensvetter alle Ehre gemacht hätten: Drohung und Einschüchterung.“

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