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Hamastan: Mehr Druck auf Christen?

Maskierte Banditen haben in Gaza-Stadt die lateinische Kirche und ein Kloster in Brand gesteckt. Danach wüteten sie noch in der Schule der Rosenkranz-Schwesternschaft. Das berichten palästinensische und israelische Medien. Pater Manuel Musallam selbst war telefonisch nicht erreichbar und seine Mitarbeiter wollten sich zu dem Anschlag nicht äußern. Seit die Hamas die Macht im Gazastreifen übernommen hat, ist dies der erste Übergriff auf Christen, der bekannt wurde.

Die englisch-sprachige Zeitung „Jerusalem Post“ zitiert christliche Führungspersönlichkeiten, die sich tief besorgt über die Zukunft der christlichen Gemeinde in Gaza unter der Herrschaft der radikal-islamischen Hamas-Bewegung äußerten. Die meisten der schätzungsweise 2.500 Christen wollten diesen Quellen zufolge den Ort verlassen.

Ein evangelikaler Pastor bestätigte, dass die meisten Christen langfristig kaum Hoffnung für eine Zukunft im Gazastreifen sehen: „Wenn sie die Möglichkeit haben, gehen sie weg.“ In der islamischen Welt ist es, wie allgemein bekannt, kaum möglich, offen ein christliches Zeugnis zu leben. Auch wenn die Lage jetzt nach der Machtübernahme der Hamas deutlich ruhiger ist, haben die palästinensischen Christen Angst, dass Druck und Schwierigkeiten unter einer radikal-islamischen Regierung zunehmen werden. Hinzu kommt, dass die meisten Regierungen weltweit die Hamas-Regierung in Gaza nicht anerkennen wollen.

Insgesamt zeigt sich aber auch im Blick auf die Lage der Christen ein eher verwirrendes Bild. Bei einem Treffen mit Vertretern der palästinensischen Bibelgesellschaft, nachdem deren Geschäftsstelle im April durch eine Bombe zerstört worden war, zeigte sich der als radikal geltende Hamas-Führer Dr. Mahmud as-Sahar verständnisvoll für die Lage der Christen. Grundsätzlich behaupten Hamas-Vertreter, sie seien nach islamischem Recht verpflichtet, die christliche Minderheit zu schützen.

Der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmud Abbas, verurteilte den Anschlag auf die katholische Einrichtung als „barbarisch“ und machte die Hamas verantwortlich. Er bezeichnete die Brandstiftung in einer Kirche als „eine der Früchte des blutigen Putsches“ der Hamas im Gazastreifen.

Infolge der Äußerungen von Papst Benedikt XVI. im vergangenen Jahr in Regensburg bedrohten radikale Muslime in Gaza alle Christen in der Region. In einem Flugblatt stand: „Wir werden alle Kreuzfahrer im Gazastreifen verfolgen, bis sich der Papst offiziell entschuldigt hat.“ Weiter hieß es in dem Pamphlet: „Alle Zentren, die Kreuzfahrern gehören, sind von jetzt an Ziele. Wir werden die Kreuzfahrer selbst dann noch angreifen, wenn sie betäubt in ihren Häusern sitzen.“

Auch das Gesicht des Standbildes des unbekannten Soldaten im Zentrum von Gaza-Stadt wurde von Unbekannten verunstaltet. Die Statue – im Volksmund kurz als „Dschundi“ bekannt – steht auf einem Platz vor dem palästinensischen Parlamentsgebäude in der Omar al-Muchtar Straße und ist eines der ganz wenigen palästinensischen Nationalsymbole, das auf seinem Sockel die Zwei-Staaten-Lösung, das heißt, die so genannten Grenzen von 1967 verzeichnet. Der Grund für diese in der palästinensischen Gesellschaft ungewöhnliche Darstellung ist vermutlich, dass das Denkmal in den 50er Jahren von den Ägyptern aufgestellt wurde. Nach einer Zerstörung durch die Israelis im Krieg wurde die Statue von Jasser Arafat renoviert.

Der palästinensische Informationsminister und Menschenrechtler Dr. Mustafa Barghuti verurteilte die Tat als „barbarischen Akt, der das Image des palästinensischen Volkes und seines Schicksals verzerrt“. Laut Barghuti steht „die Statue für den Kampf von Tausenden von Märtyrern, die ihr Leben im Kampf für das Vaterland und für die gerechte Sache in Jahrzehnte langem Widerstand gegen die israelische Besatzung gegeben haben“.

Den Angriff auf die katholische Kirche und das Kloster in Gaza-Stadt bezeichnet er gegenüber der palästinensischen Nachrichtenagentur „Ma´an“ als „sündig“. Die Vorfälle gegen Christen und gegen die Darstellung eines Menschen in Form einer Statue sind Indizien dafür, dass sich im Gazastreifen die Herrschaft radikaler Extremisten durchsetzt. Der Islam duldet die Darstellung von Menschen in künstlerischer Form nicht.

(Bild der Bibelgesellschaft vor der Zerstörung: Johannes Gerloff)

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