Während des Ramadan fasten religiöse Moslems weltweit einen Monat lang jeden Tag bis zum Abend, verbringen viel Zeit in der Moschee und geben Spenden an arme Menschen. Der Beginn wird von einem obersten Imam der jeweiligen Region ausgerufen und richtet sich nach Beginn des Neumonds. In Libyen und Nigeria begann der Ramadan bereits am Mittwoch, die meisten der rund eine Milliarde gläubiger Moslems weltweit beginnen jedoch am heutigen Donnerstag mit dem Fastenmonat.
Für die Moslems der Palästinensischen Autonomiebehörde ist der Ramadan in diesem Jahr begleitet von der Verfeindung zwischen den beiden Gruppierungen Fatah und Hamas. Im Juni hatte die radikal-islamische Hamas die Kontrolle über den Gazastreifen an sich gerissen. Im Westjordanland regiert weiterhin die moderatere Fraktion der Fatah unter Mahmud Abbas.
Fatah verbietet Hass-Reden während Ramadan
Abbas‘ Informationsminister Riad Malki warnte die Prediger der Moscheen davor, während des Ramadan flammende Hass-Reden zu halten oder politische Aufruhr zu verursachen. Imame, die sich nicht daran hielten, würden entlassen oder in den vorzeitigen Ruhestand versetzt werden, sagte Malki laut einem Bericht der Nachrichtenagentur AP.
In Nablus im Westjordanland stellten palästinensische Sicherheitskräfte drei Sturmgewehre sicher, die in einer Moschee gelagert waren. Der Sicherheitschef des Ortes, Abu Jihad Kmeil, warf der Hamas vor, Moscheen dazu zu missbrauchen, illegale Aktivitäten abzuwickeln. Hamas-Vertreter erwiderten, die Gewehre seien von Sicherheitsleuten in der Moschee deponiert worden.
In Gaza sagte der religiöse Führer Saleh al-Reqeb, die Anweisung aus dem Westjordanland beleidigten die Prediger und sollten lediglich jede Kritik an Abbas’s Politik im Keim ersticken.
Seit der Machtübernahe der Hamas ist der Gazastreifen isoliert, viele westliche Staaten haben ihre Hilfszahlungen eingestellt. Der abgesetzte palästinensische Premier Hanije sagte vor Betenden in einer Moschee in der Nähe seines Hauses beim Flüchtlingslager Schati im Gazastreifen: „Ja, wir haben wenig Geld, und die Belagerung erstickt uns fast, die Grenzen sind geschlossen, und die derzeitige Politik lässt uns austrocknen. Aber wir werden das, was wir haben, teilen und so unsere Ehre behalten. Niemandem wird es gelingen, uns für ein paar Dollar zu brechen.“ Er sei in der Lage, mit umgerechnet knapp 9 Millionen Euro die Gehälter von 16.000 Angestellten zu bezahlen, die wegen ihrer Loyalität gegenüber der Hamas nicht mehr bezahlt wurden, so Hanije.
Die Hamas kündigte an, anlässlich des Fastenmonats über 80 Häftlinge aus den Gefängnissen freizulassen. Es handele sich dabei um Personen, die Raub begangen oder den öffentlichen Frieden gestört hätten. Darunter seien auch 25 Anhänger der Fatah, sagte der Hamas-Führer Abu Obeida al-Jarrah.