Die im Gazastreifen regierende Hamas hat am Dienstagmorgen an drei Palästinensern die Todesstrafe vollzogen. Hinter verschlossenen Türen wurden zwei Männer erhängt, der dritte wurde erschossen. Die Exekutionen wurden im Polizeihauptquartier von Gaza durchgeführt.
Ein Vertreter der radikal-islamischen Organisation teilte mit, die drei seien wegen Mordes verurteilt worden und hätten alle Rechtsmittel ausgeschöpft. Der Vollzug der Todesstrafe solle abschrecken und Verbrechen verhindern. Der palästinensischen Nachrichtenagentur „Ma‘an“ zufolge fanden die Hinrichtungen im Beisein der Hinterbliebenen der Mordopfer statt.
Die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) verurteilte das Vorgehen über den Kurznachrichtendienst Twitter. Die Direktorin für Israel und Palästina der Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ (HRW), Sari Baschi, erklärte, die Hamas stehe unter Druck, Verbrechen in Gaza zu bekämpfen. Die Kriminalität habe zugenommen, es habe unter anderem grässliche Morde an Zivilisten gegeben. „Das ist ein Versuch der Regierung, zu zeigen, dass sie etwas unternimmt“, sagte Baschi gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. „Aber das Töten Krimineller führt nicht zu weniger Verbrechen.“
Die Hamas hatte in der vergangenen Woche angekündigt, sie wolle öffentliche Hinrichtungen vor einer großen Menschenmenge vornehmen. Zum Zeitpunkt der Ankündigung waren 13 Männer zum Tode verurteilt, fast alle wegen Raubmordes. Zuletzt hatten die Behörden in Gaza während der Kämpfe mit Israel im Sommer 2014 mehrere Palästinenser hinrichten lassen. Die Männer wurden nach dem Gebet vor der Hauptmoschee in Gaza erschossen.
Laut dem „Palästinensischen Zentrum für Menschenrechte“ (PCHR) wurde im vergangenen Jahr die Todesstrafe neun Mal im Gazastreifen und zwei Mal im Westjordanland verhängt. Laut palästinensischem Gesetz steht die Todesstrafe unter anderem auf Kollaboration, Mord und Drogenhandel. Der Hinrichtungsbefehl muss jedoch vom jeweiligen Präsidenten bestätigt werden. Die offizielle Amtszeit des derzeitigen Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA), Mahmud Abbas, ist jedoch seit 2009 abgelaufen. Die Hamas erkennt ihn daher nicht mehr als Präsidenten an. (dn)