DAMASKUS / RAMALLAH (inn) – Die Hamas will zum bewaffneten Kampf zurückkehren, falls Israel nicht zu Verhandlungen bereit sei – dies teilte die Hamas am Donnerstag mit. Einen Tag zuvor hatte der neue palästinensische Premierminister Ismail Hanijeh (Hamas) erklärt, Verhandlungen mit Israel seien ausgeschlossen.
Hanijeh sagte beim Amtsantritt seiner neuen Minister am Mittwoch in Ramallah, alle Mitglieder seiner Regierung seien „potentielle Märtyrer“ („Schahid“).
In einer Kolumne der Londoner Tageszeitung „Guardian“ schrieb Hanijeh am Donnerstag, der Kampf gegen den jüdischen Staat werde so lange fortgeführt, bis Israel sich aus „palästinensisches Land“ zurückgezogen habe. Unter dem Artikel, der am Freitag erscheint, gab der Autor seine E-Mail-Adresse bekannt: ihaniyyeh@hotmail.com.
Die Palästinenser hätten „jedes Recht“, auf Angriffe Israels „mit allen denkbaren Mitteln“ zu antworten, so der palästinensische Premier weiter. Er bezog sich dabei auch auf die vier Israelis, die durch ein Selbstmordattentat der Al-Aksa-Märtyrer-Brigaden
einen Tag zuvor getötet worden waren. Die Hamas nannte den Angriff eine „natürliche Antwort auf israelische Verbrechen“.
Am Donnerstag hatten die Mitglieder des „Nahost-Quartetts“ (USA, UN, EU und Russland) die Hamas gewarnt, dass die internationale Hilfe für die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) eingestellt werden könnte, wenn die Hamas Israel nicht anerkennen wolle. Die „Botschaft der Hamas und der PA an die Weltmächte“ sei laut Hanijeh: „Sprechen Sie mit uns nicht mehr über die Anerkennung des ‚Existenzrechts Israels‘ oder vom Ende des Widerstandes, bis Sie ein Versprechen von den Israelis bekommen, sich aus unserem Land zurückzuziehen.“
Falls die westlichen Länder ihre Unterstützung versagten, würden „Freunde“ diese Lücke füllen. Die USA und die EU urteilten nach unterschiedlichen Standards: sie verlangten Dinge von der Hamas, ohne jedoch Druck auf Israels amtierenden Premier Ehud Olmert auszuüben, der nicht die jüdischen Siedlungen verlassen wolle. Dies sei „skandalös“, so Hanijeh. Israel müsse sich hinter die Grenzen von 1967 zurückziehen, alle Gefangenen freilassen, die Siedlungen räumen und die palästinensischen Flüchtlinge zurück ins Land lassen.
Der designierte palästinensische Außenminister Mahmud a-Sahar begann seine Amtszeit mit einem verbalen Angriff auf die USA: „Die USA sind parteiisch für Israel, schuldig an Verbrechen gegen Moslems und gegen die arabische Welt.“ A-Sahar, der Nasser al-Kidwa ablöst, einen Neffen des verstorbenen PLO-Chefs Jasser Arafat, betonte, dass die Hamas sich nicht dem internationalen Druck beugen und mit Israel verhandeln werde.
Auch Kanada griff er an: „Will der kanadische Staat das palästinensische Volk hungern sehen, während die Israelis schlimmste Verbrechen gegen die palästinensische Industrie und die Gesellschaft verüben und ihr Land besetzen?“ Kanada hatte angekündigt, es werde die Unterstützung für die Palästinenser bis auf weiteres einstellen.
Die Hamas werde neue internationale Freunde finden, sagte A-Sahar. „Der neue Kanal wird sich nach Afrika und Asien öffnen, einschließlich China und den südamerikanischen Kontinent.“ Diese Länder würden die Hamas „politisch und finanziell“ unterstützen, so A-Sahar.