Wie die Tageszeitung „Ha´aretz“ berichtet, galt der Angriff dem Wohnhaus von Siams Bruder Ijad in Gaza. Neben den beiden Brüdern starben ein Sohn des Hamas-Führers und Salah Abu Schreich, der für die Verbindung zwischen politischem und militärischem Arm der Gruppierung zuständig war. Nach palästinensischen Angaben kam auch der Militärkommandeur der Hamas, Mahmud Watfah, ums Leben. Sechs weitere Hamas-Anhänger wurden verwundet.
Der 50-jährige Siam war als Innenminister im Gazastreifen für Tausende Sicherheitsagenten verantwortlich. Beim blutigen Putsch der Hamas gegen die Fatah im Juni 2007 hatte er eine wichtige Funktion. Er war die Nummer drei in der Führung der radikal-islamischen Gruppe hinter Ismail Hanije und Mahmud Sahar. Die Luftwaffe hatte den Angriff auf der Grundlage exakter Informationen vom Inlandsgeheimdienst Schin Beit ausgeführt.
Die Hamas drohte Rache für den Tod ihres Führers an: „Das Blut von Said Siam wird ein Fluch für das zionistische Gebilde sein“, sagte Mohammed Nasal gegenüber dem pan-arabischen Sender „Al-Dschasira“.
Israel beschießt Schmuggeltunnel und Raketenwerfer
Am Freitagmorgen beschoss die israelische Luftwaffe etwa 40 Ziele im Gazastreifen. Darunter waren Armeeangaben zufolge Schmuggeltunnel an der Grenze zu Ägypten, ein betriebsbereiter Raketenwerfer und eine Moschee. In ihr habe sich ein Tunneleingang befunden. Außerdem habe sie als Waffenlager gedient.
Bei den Angriffen wurde laut palästinensischen Quellen auch ein 14-jähriger Junge getötet. Am Donnerstag habe es mehr als 50 Tote gegeben. In den ersten 20 Tagen der Operation „Gegossenes Blei“ gegen die Terror-Infrastruktur der Hamas seien 1.095 Palästinenser umgekommen. Mehr als 5.000 Bewohner des Gazastreifens hätten Verletzungen erlitten.
„Iranische Einheit der Hamas fast zerstört“
Aus palästinensischen Quellen hieß es am Donnerstag, die so genannte „Iranische Einheit“ der Hamas sei durch die Kämpfe in Gaza fast vollständig zerstört worden. Deren Mitglieder hatten ihre militärische Ausbildung teilweise durch die Iranische Revolutionsgarde erhalten. Sie trainierten im Iran und auch in Lagern der Hisbollah im Libanon. Die meisten kehrten durch Tunnel in den Gazastreifen zurück. Einige nutzten die wenigen Gelegenheiten, wenn Ägypten als Geste des guten Willens gegenüber der Hamas den Rafah-Grenzübergang geöffnet hatte.
Den Angaben zufolge bestand die Einheit aus nahezu 100 Mann. Sie lernten unter anderem den Einsatz von Panzerabwehrraketen und den Umgang mit Sprengsätzen. Die meisten Mitglieder dieser Einheit seien nun bei Kämpfen im Viertel Seitun getötet worden. Weiter hieß es, der Iran bereite sich auf das Ende der israelischen Operation vor. Dann wolle er der Hamas helfen, ihre zerstörten Häuser im Gazastreifen wiederaufzubauen – und ihr auch ihre militärischen Fähigkeiten zurückgeben.
Palästinensischer Beschuss dauert an
Unterdessen setzten Palästinenser im Gazastreifen die Angriffe auf israelisches Gebiet fort. Am Donnerstag schossen sie etwa 20 Raketen ab. Eine Langstreckenrakete landete in der Wüstenhauptstadt Be´er Scheva. Dabei wurden fünf Menschen verletzt. Unter ihnen ist nach Krankenhausangaben ein siebenjähriger Junge, der sich in einem kritischen Zustand befindet. In Kirijat Gat schlug am Freitag erstmals eine palästinensische Rakete ein. Drei Menschen wurden verwundet, einer von ihnen schwer.
Auch am Freitag kündigte Israel eine Waffenruhe aus humanitären Gründen an. Sie soll von 10 bis 14 Uhr Ortszeit währen. In dieser Zeit können sich Palästinenser im Gazastreifen mit Lebensmitteln und Medikamenten versorgen.