JERUSALEM (inn) – Schimon Peres‘ Eintritt in die neue Partei „Kadima“ stärkt die Position von Israels Regierungschef Ariel Scharon bei den Wählern. Der bisherige Vize-Premier hatte am Mittwoch offiziell mitgeteilt, dass er die Arbeitspartei (Avoda) verlassen werde.
Bei einer Umfrage sagten 30 Prozent der Teilnehmer, sie würden jetzt eher Scharon wählen. 15 Prozent meinten hingegen, seine Chancen seien dadurch gesunken. Unter denjenigen, die 2003 für den Likud gestimmt hatten, tendieren wegen Peres 35 Prozent zu der neuen Partei. Unter den Wählern der Avoda war dieser Anteil ähnlich hoch.
Bei der Frage, wer sich am ehesten für das Amt des Premiers eigne, liegt Scharon klar in Führung: für den Amtsinhaber stimmten 47 Prozent der Befragten. Der neue Avoda-Vorsitzende Amir Peretz erhielt 18,5 Prozent der Stimmen. Benjamin Netanjahu, der Aussichten auf den Likud-Vorsitz hat, nannten 10 Prozent der Teilnehmer. Seine Kontrahenten Schaul Mofas (6 Prozent) und Silvan Schalom (3) erreichten den zweistelligen Bereich nicht. 11 Prozent der Befragten hielten keinen dieser Kandidaten für besonders fähig.
„Scharon kann Frieden bringen“
Bereits am Dienstagabend hatte Peres vor Journalisten in Barcelona seinen Austritt aus der Avoda angekündigt. In einer besonderen Pressekonferenz begründete der 82-Jährige am Mittwoch seinen Schritt: „Meiner Meinung nach ist Arik Scharon die geeignete Person, der Koalition vorzustehen und Frieden zu bringen. Meine Partei-Aktivitäten sind beendet. Ich habe Gespräche mit ihm geführt und bin überzeugt, dass er entschlossen ist, den Friedensprozess fortzusetzen.“
Er habe sich entschieden, Scharon „in den Wahlen zu unterstützen und mit ihm zusammenzuarbeiten“, damit Frieden und Sicherheit erlangt werden könnten. „Es war nicht leicht für mich, aber ich habe eine Entscheidung getroffen“, sagte Peres.
Der Politiker war vor 46 Jahren in die israelische Arbeiterpartei „Mapai“ eingetreten. 1965 gründeten mehrere Mitglieder unter der Führung von David Ben Gurion die Partei „Rafi“ – darunter auch Peres. Sie protestierten gegen den Zusammenschluss von „Mapai“ mit mehreren Gruppierungen zur Partei „Ma´arach“. Drei Jahre später ging „Rafi“ in der neugegründeten Avoda auf.