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Größter Fall von Wirtschaftsspionage in Israel

TEL AVIV (inn) – Einer der größten Fälle von Industriespionage erschüttert derzeit die Geschäftswelt Israels: fünf verschiedene israelische Firmen haben offenbar die Computer mehrerer Konkurrenten mittels einer versteckten Computer-Software ausspioniert. Der wirtschaftliche Schaden sei noch nicht abzusehen, teilte die Polizei am Sonntag mit.

Die Polizei ermittelt gegen fünf Firmen, darunter den Anbieter von Satellitenfernsehen „Yes“ und die Telekommunikationsunternehmen „Pelephone“ und „Cellcom“. „Yes“ und „Cellcom“ gehören zu einem der größten Telekommunikationsanbieter Israels, Bezeq, der erst vor knapp einem Monat privatisiert wurde.

Weitere Firmen, die angeklagt werden, in den Spionage-Skandal verwickelt zu sein, sind „Meyers Auto Import“, der Fahrzeuge der Marken Volvo und Honda importiert, sowie „Tami-4“, ein Händler von Mineralwasser. Insgesamt wurden 18 Personen festgenommen, darunter 11 private Investoren, berichtet die Tageszeitung „Jerusalem Post“.

Ein Computer-Virus vom Typ eines „Trojanischen Pferdes“ soll sich auf die Computer mehrerer konkurrierender Firmen eingeschlichen und Texte und Fotos heimlich über das Internet verschickt haben.

Zu den Opfern der Spionage-Attacke zählen die Kabel-Firma „HOT“, ein Konkurrent von „Yes“; Israels drittgrößter Mobilfunkanbieter „Partner Communications“, der Nahrungsmittelhersteller „Strauss Elite“, die israelische Wirtschaftszeitung „Globes“ und „TheMarker“, ein Wirtschaftsblatt der Tageszeitung „Ha´aretz“, der Mineralwasserhändler „Mey Eden“ und die Public Relations-Firmen „Rani Rahav Communications“, „Schalmor-Amnon-Amihai“ und „Reuveni Pridan“.

Die beschuldigten Firmen wiesen die Anklage von sich. Alle Mitarbeiter seien jedoch angewiesen, der Polizei bei den Ermittlungen zu helfen. Auch „Pelephone“ und „Yes“ dementierten, etwas mit dem Vorfall zu tun zu haben. „Pelephone hat es nicht nötig, auf solche kriminellen Methoden zurückzugreifen, um erfolgreich zu sein“, sagte dessen Vorstandsvorsitzender, Jakov Gelbard. „Wenn das Gesetz gebrochen worden sein sollte, dann geschah dies gegen die Anweisungen der Firma“, hieß es in der Stellungnahme der Firma „Yes“. Nach Bekanntwerden des Skandals fiel die Aktie von Bezeq am Sonntag um 2,8 Prozentpunkte auf umgerechnet 0,97 Euro.

Die Polizei hat indes Hinweise darauf, dass die Anweisung zur Spionage von oberster Stelle kam: „Es ist schwer zu glauben, dass die leitenden Angestellten der Firma nichts von der Spionage-Software wussten“, sagte ein Polizeibeamter. Die Polizei zeigte sich zudem überrascht über die außergewöhnliche Menge der ausspionierten Firmen und Daten. Oberinspektor Arjeh Edelman vom Betrugsdezernat kündigte an, in den nächsten Tagen noch weitere Firmen zu untersuchen.

Die Affäre war vor etwa sechs Monaten ins Rollen gekommen, nachdem der Schriftsteller Amnon Jackont und seine Frau Klage eingereicht hatten. Teile seines neuen Buches seien im Internet aufgetaucht, obwohl es noch gar nicht veröffentlicht worden war. Jackont verdächtigte seinen ehemaligen Schwiegersohn Michael Ha´efrati, einen Computerexperten, seinen Computer ausspioniert zu haben. Tatsächlich machte die Polizei Ha´efrati als Programmierer der Spionage-Software aus. Sie nahm Ha´efrati, der in Deutschland und Großbritannien lebt, seine Frau Ruthie und seinen 17-jährigen Sohn am Dienstag vor einer Woche in London fest. Der Preis für die Software betrug etwa 3.000 Euro für jeden Computer, der ausspioniert werden sollte.

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