Grenzsoldat wegen Misshandlung von Palästinensern verurteilt

JERUSALEM (inn) – Am Dienstag hat ein israelisches Militärgericht einen Soldaten zu sechs Monaten Haft verurteilt, weil er an einem Kontrollpunkt Palästinenser geschlagen hat. Die Richter beklagten zudem die schlechten Bedingungen an den Grenzkontrollen und dass dort oft schlecht ausgebildete Soldaten ihren Dienst tun.

Der Soldat hatte gestanden, am Hawara-Kontrollpunkt nahe Nablus (Westjordanland) mehrmals Palästinenser geschlagen und gedemütigt zu haben. Zwei Video-Aufnahmen zeigten ihn dabei, berichtet die „Jerusalem Post“. Der Verurteilte sagte, dies sei ihm als die einzige richtige Vorgehensweise in einer scheinbar hoffnungslosen Situation erschienen. Er dachte, er müsse Stärke zeigen, so der Soldat.

Zusätzlich zur Haftstrafe bekam der Schuldige ein Jahr auf Bewährung, und ihm wurde der Rang eines Hauptfeldwebels aberkannt. Die drei Richter weisen in dem sechs Seiten umfassenden Urteil darauf hin, dass sowohl der Angeklagte als auch der befehlshabende Offizier nicht ausreichend ausgebildet waren. „Die Aktionen des Angeklagten waren brutal, unnötig und vulgär. Sie sind verboten, selbst unter den schwierigen Bedingungen, unter denen der Angeklagte arbeitete“, schrieben die Richter. „Menschliche Würde“ bleibe oberster Wert.

Gleichzeitig kritisierten sie die Armee, die nicht besser für ordnungsgemäße Zustände und Ausbildungen sorge. Die Palästinenser warten oft stundenlang in brütender Hitze unter schlechten Bedingungen; es gebe oft keine Soldatinnen, welche die Frauen untersuchen könnten. Zudem litten die Soldaten oft unter Mangel an Schlaf oder Essen.

Seitdem die palästinensischen Unruhen begannen, hat Israel Dutzende Kontrollpunkte entlang des Westjordanlandes aufgestellt. Oft sind wenige 18- oder 19-jährige Soldaten an den Übergängen stationiert, die nicht im Umgang mit einer großen Menge unzufriedener Palästinenser ausgebildet wurden.

Der Hawara-Übergang gilt als einer der Kontrollpunkte mit dem höchsten Aufkommen. Hunderte, manchmal auch Tausende Palästinenser wollen von Nablus, der größten Stadt im Westjordanland, in andere Städte. Die Wahrscheinlichkeit eines palästinensischen Angriffes ist besonders hoch.

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