Montagmorgen in Israel. Gegen 4 Uhr komme ich am Flughafen Ben-Gurion an. Aus der geplanten Studienreise mit großer Gruppe war schon wieder nichts geworden. Also bin ich alleine ins Heilige Land gereist. Der beeindruckende Schnellzug bringt mich in Windeseile ins Herz der Heiligen Stadt. Dort lacht bereits die Sonne – und wie! Die Jaffa-Straße hinab gehe ich in die Altstadt. Was für ein Privileg, wieder hier zu sein!
Zwei Jahre Krieg liegen hinter diesem einzigartigen Land. Die Folgen sind deutlich zu erkennen: Nur sehr wenige Touristen, viele aufgegebene Lokale, an jeder Ecke eine Erinnerung an die Geiseln in den Terrortunneln. Eine Begegnung meines Jerusalem-Aufenthalts wird mir besonders nachgehen: An der Via Dolorosa kommt es zum Dialog mit einem schwer bewaffneten Sicherheitsmann. Ich hatte seine Kolleginnen und ihn gefragt, ob ich sie fotografieren dürfe. Er möchte wissen, woher ich komme.
„Mag“ Deutschland Israel?
Und dann die Schlüsselfrage: ob Deutschland Israel „mag“? Der blutjunge Kippa-Träger, der sich mit Leib und Leben für Frieden im gebeutelten Jerusalem und die Verteidigung der einzigen Demokratie im Nahen Osten einsetzt, will es wissen. Seine Frage rührt an das, was Israel täglich erlebt, was es sich alles gefallen lässt: massivste Kritik besonders im Ausland, die sich nicht anders denn als von Judenhass motiviert begreifen lässt; eine „Berichterstattung“, die jeder Beschreibung spottet; den Verkauf des „Palästinensertuchs“ auf dem Basar, das letztlich den Terror verherrlicht.
„Siehe, der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht.“
Psalm 121,4
Im kriegsgezeichneten Israel habe ich die alttestamentliche Rede von den Wächtern über Jerusalem im Kopf, als ich auf der Stadtmauer unterwegs bin. Noch orts- und zeitvariabler begegnet das Motiv im 121. Psalm: „Siehe, der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht.“
Es verstört zunächst. Denn die Schoa, als Zivilisationsbruch bis heute unfassbar in ihrer ideologisch-programmatischen Grausamkeit, der deutsch-österreichischen Effizienz und fanatischen Akribie, steht dem doch lautstark entgegen! Zudem der mit seiner Entstehung beginnende Kampf gegen den Judenstaat, den die einen vom Ohrensessel aus als „Kritik“ verharmlosen und die anderen von Kind auf mit fanatischer Entschlossenheit führen.
Jüngst das Massaker vom 7. Oktober mit Grausamkeiten, die allein zu beschreiben schon viele Schmerzgrenzen überschreitet. Wie die Welt wohl reagiert hätte, wäre dieser beispiellose Terrorakt nicht an Juden verübt worden, wären es nicht Jüdinnen gewesen, denen man Unvorstellbares antat?
Auch zwei Jahre nach dem 7. Oktober geht es weiter: In der arabischen Welt werden die Schoa und ihr Ideengeber unverhohlen „gefeiert“, die unglaublichen Gräueltaten des 7. Oktobers in aller Welt bewundert, relativiert, „gerechtfertigt“ – oder beschwiegen. Wie viele Interviews gab es, in denen ausführlichst nach der humanitären Situation in Gaza gefragt wurde, die Geiseln in den Terrortunneln und die Ursache des Waffenganges Israels aber allenfalls im Nebensatz vorkamen, gleichsam als Alibi?
Juden sind immer noch da
In und trotz alledem gilt: Der Hüter Israels schläft und schlummert nicht. Den Beleg kann man nicht zuletzt in Jerusalem und Tel Aviv bewundern! Denn sie sind immer noch da: die Juden im Heiligen Land, die das Leben lieben und feiern. Niemand hat es vermocht, sie alle ins Meer zu treiben, ihr Land „judenrein“ zu machen. Gott sei Dank! Mit der Stärke der Armee, der Opferbereitschaft ihrer Soldatinnen und Soldaten, mit Glück oder der Unterstützung der USA ist das nicht zu erklären.
Umso folgerichtiger ist es, wenn sich das Land inmitten der aktuellen großen Krise auf seinen Gott und dessen Verheißungen besinnt. Weil der Hüter Israels nicht schläft und nicht schlummert, habe ich auch persönlich Hoffnung: dass aller Judenhass und aller Medienkrieg mit seinen Auslassungen, Verzerrungen und Propagandalügen es nicht vermögen werden, das Volk der Juden aus ihrem angestammten Land zu vertreiben. Ganz gleich, wie es vor Ort konkret weitergehen mag: Der Hüter Israels schläft und schlummert nicht. „Am Israel chai!“ Das Volk Israel lebt.
Von: Jonathan Kühn
Dr. Jonathan Kühn ist Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, seit Herbst 2023 in Ingolstadt (St. Markus). Vor dem Hintergrund von bislang fünf Israelreisen möchte er Menschen ermutigen, selbst das Land der Bibel zu entdecken.
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2 Antworten
Am Jisrael Chaj
עם ישראל חי
Das Volk Israels lebt
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Danke für den Bericht. „Gott wacht über Israel“. Ich denke, dass der liebe Gott über die ganze Welt wacht, aber Israel wird er wieder „groß und stark“ machen, und das meine ich so, dass die ganze Welt wieder Achtung haben wird von den vielfältigen Vorteilen des Landes, in dem Milch und Honig fließt.
Deutschland kann immer einen Beitrag leisten für eine Israel-freundliche Welt, nur muss auch bei den Mächtigen in Deutschland der Wille einher gehen, dies umzusetzen.
Viele sind halbherzig, aber ich hoffe, dass sich das ändern wird. Jeder Deutsche sollte von Israel Netzwerk erfahren, außerdem mehr Altes Testament lesen und die Priorisierung der Bibel ändern.
Wir brauchen ein bibelkundiges Deutschland, das sich mit Abraham-Bund, Sinai-Bund und David-Bund auskennt. Ich wünsche Israel und der Welt den Frieden zurück, der da kommen wird, aber nur in Geist und Wahrheit erfolgt. „Zwei-Staaten-Lösung“ ist NICHT die Wahrheit, sondern der liebe Gott ist entscheidend.
Für Israel und für uns alle !