Glasfaser-Technik aus Israel macht KI schneller und effizienter

Ein Muslim und ein Jude betreiben gemeinsam ein erfolgreiches Start-up in Jerusalem. Ihre Technik kommt auch Künstlicher Intelligenz zugute.
Von Jörn Schumacher

Sie hatten gänzlich unterschiedliche kulturelle Hintergründe, lernten sich im Studium kennen und gründeten ein Hightech-Start-up: Der Muslim Hescham Taha und der Jude Avi Israel sind dabei, die Datenübertragung und damit das Zeitalter der Künstlichen Intelligenz zu revolutionieren.

Der Karriereweg von Hescham Taha war so nicht selbstverständlich: Taha wurde im Dorf Bu’eine Nudscheidat im Norden Israels geboren. In dem Ort nördlich von Nazareth leben fast nur Araber, Tahas Vater war Bauarbeiter, seine Mutter Hausfrau, er war eines von acht Geschwistern – doch der erste in seiner Familie, der eine akademische Laufbahn einschlug.

Von 1995 an studierte er Physik an der Hebräischen Universität in Jerusalem und promovierte anschließend in Angewandter Physik. Im Studium lernte er seinen jüdischen Physikerkollegen Avi Israel kennen. Die beiden freundeten sich an und arbeiteten zunächst beim Unternehmen „Nanonics Imaging“ in Jerusalem, das Mikroskope entwickelt. Schließlich beschlossen die beiden im Jahr 2013, eine gemeinsame Firma zu gründen – „Teramount“.

Das arabisch-jüdische Start-up will eine Lücke in der modernen Welt der digitalen Datenübertragung schließen: Ihr Unternehmen mit Sitz in Jerusalem verbindet Silizium-Photonik-Chips mit Glasfasern.

Enorme Datenmengen

KI-Unternehmen wie OpenAI, Anthropic, Google, der Neueinsteiger DeepSeek und andere befinden sich im Wettstreit auf dem neuen, großen Markt der Künstlichen Intelligenz. Doch es gibt wachsende Bedenken, ob herkömmliche Prozessoren und die Kupferleitungen die enormen Datenmengen bewältigen können.

Außerdem ist der wachsende Energiebedarf von KI-Anwendungen und die damit verbundene CO2-Emission ein Problem. Länder, die das Ziel haben, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen, rücken von KI-Technologie ab. Siliziumphotonik könnte hier eine Lösung sein. Sie ersetzt Kupfer durch Glasfaser.

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Taha und Israel haben ein technologisches Gerät entwickelt, das Glasfaser mit Siliziumchips verbindet und so die schnelle Übertragung von Terabytes für KI-Anwendungen ermöglicht. Die Übertragung von Daten über Licht ist viel schneller und verbraucht bis zu 70 Prozent weniger Energie als die über Kupfer.

Das Anbringen von Glasfasern an Siliziumchips ist allerdings ein komplexer Prozess, der zeitaufwändig und kostspielig ist. Vergleichbar ist das mit dem Trinken eines Milchshakes aus einem Strohhalm: Der Strohhalm darf nicht zu klein, aber auch nicht zu groß sein, damit man durch ihn trinken kann.

Ähnlich ist es bei Glasfasern. Die Technik von „Teramount“ passt die Größe des „Strohhalms“ automatisch an den Mund an: Der patentierte „Universal Photonic Coupler“ nutzt selbstausrichtende Optiken, die das aus der Faser kommende Licht automatisch so ausrichten, dass es genau in den Chip passt und so Daten-Verluste verhindert.

Millionen-Investition aus Amerika

Das Start-up zeichnet sich auch dadurch aus, dass es Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenbringt – Juden und Araber. Das sagten die Gründer gegenüber dem Magazin „Times of Israel“. Das Start-up beschäftigt mittlerweile rund 40 Mitarbeiter, von denen etwa 30 Prozent Araber sind, hauptsächlich aus Ostjerusalem. Unter ihnen sind Optik- und Chipdesigner sowie Maschinenbau- und Softwareingenieure.

Ende Juli erhielt das Start-up umgerechnet rund 43 Millionen Euro vom amerikanischen Investment-Unternehmen „Koch Disruptive Technologies“ (KDT). Bestehende Investoren, wie Grove Ventures, und mehrere neue strategische Investoren, darunter AMD Ventures, Hitachi Ventures, Samsung Catalyst Fund und Wistron, beteiligten sich ebenfalls am Unternehmen.

Zu den privaten Geldgebern des Start-ups gehört der Vorsitzende von „Teramount“, Dadi Perlmutter, ein ehemaliger leitender Angestellter des Chipgiganten Intel und erfahrener Technologieinvestor. „Teramount“ plant nun unter anderem, seine Belegschaft bis Ende des Jahres um 30 Prozent auf 60 Mitarbeiter aufzustocken.

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4 Antworten

  1. Das Start-Up-Unternehmen in Jerusalem ist ein sehr schönes Beispiel für israelisch-Palästinensische Zusammenarbeit. So etwas ist leider sehr selten.

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  2. „Was für eine Welt könnten wir bauen, wenn wir die Kräfte, die ein Krieg entfesselt, für den Aufbau einsetzten. Ein Zehntel der Energien, ein Bruchteil des Geldes wäre hinreichend, um den Menschen aller Länder zu einem menschenwürdigen Leben zu
    verhelfen.“ (Albert Einstein)
    Es gibt noch kluge Köpfe, die sich nicht dem Hass verschrieben haben und zum Wohle der Erdengemeinschaft etwas auf die Beine stellen. Glückwunsch und viel Erfolg!

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  3. Danke für den Bericht, es ist ein Hoffnungsschimmer für eine bessere Welt. Hier arbeiten Juden und Araber zusammen für eine bessere Technologie.

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  4. Schönes Beispiel segensreicher Synergie.
    Leider schaffen es nur wenige, von der ideologischen Gleichtaktung islamisierter Gesellschaften frei zu machen.

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