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Kritik an anti-israelischem Gastwissenschaftler

Der aus Israel verbannte Buchautor Norman Finkelstein gastiert derzeit am Max-Planck-Institut in Halle. Nun kritisiert ein US-Senator, dass die Wissenschaftseinrichtung ihm eine Bühne gibt.
Israelkritisch eingestellt: Norman Finkelstein

HALLE/SAALE (inn) – Der US-amerikanische Senator Mark Rubio hat am Sonntag dem Max-Planck-Institut (MPI) für ethnologische Forschung in Halle (Saale) vorgeworfen, dem anti-israelischen Autor Norman Finkelstein eine Bühne zu bieten. Dies sei „beschämend“, sagte der Republikaner der israelischen Tageszeitung „Jerusalem Post“. Finkelstein hat in der Vergangenheit seine Sympathien zu den Terror-Organisationen Hamas und Hisbollah kundgetan.

Das MPI hat Finkelstein vom 16. bis 30. Januar als Gastwissenschaftler eingeladen. Am 16. Januar hielt er nach Auskunft des Instituts einen öffentlichen Vortrag zum Thema „Meinungsfreiheit in der Wissenschaft“. Am Nachmittag des 23. Januar ist ein „interner Workshop“ zum Thema „Rechtfertigung des Einsatzes von staatlicher Gewalt“ vorgesehen. Das MPI hat der Veranstaltung den Titel „Gaza: An Inquest into its martyrdom“ (Gaza: Eine Untersuchung seines Märtyrertums) gegeben. Dabei handelt es sich um den Titel eines noch nicht veröffentlichen Buches von Finkelstein.

Das Ziel der Einladung Finkelsteins sei es, mit dem „kontroversen Intellektuellen“ ins Gespräch zu kommen. „Kontroversen sind dabei nicht auszuschließen, sie sind im wissenschaftlichen Diskurs unverzichtbar.“ Nachwuchswissenschaftler sollten lernen, sich kritisch mit Argumenten auseinanderzusetzen, „insbesondere in einer Zeit, … in der der sachliche Austausch von Argumenten immer stärker ins Hintertreffen gerät“.

Finkelstein: Israel ist „satanisch“

Der 63-jährige Finkelstein darf seit dem Jahr 2008 nicht mehr nach Israel einreisen. Als Grund gaben Sicherheitskreise an, Finkelstein stehe im Verdacht, mit der Hisbollah zusammenzuarbeiten. Der Politikwissenschaftler hatte während des Zweiten Libanonkrieges 2006 den Südlibanon besucht. In einem Interview vom Januar 2008 bekundete er Solidarität mit den Terror-Organisationen Hisbollah und der Hamas: „Menschen haben das Recht, sich gegen fremde Besatzer zu verteidigen.“

Bekannt geworden ist der 1953 in New York geborene Sohn von Holocaust-Überlebenden durch sein im Jahr 2000 erschienenes Buch „Die Holocaust-Industrie“. Darin wirft er Juden unter anderem vor, aus dem Holocaust Kapital zu schlagen und es dabei mit den Opferzahlen zu übertreiben. Historiker wie Ulrich Herbert haben ihm daraufhin vorgeworfen, Verschwörungstheorien zu verbreiten.

Darüberhinaus hat sich Finkelstein als scharfer Israelkritiker hervorgetan. Er wirft Israel Menschenrechtsverletzungen gegenüber den Palästinensern vor. In einem Telefoninterview aus dem Jahr 2009 bezeichnete er das Land als „satanisch“ und „aus der Hölle kommend“.

Fehlerhafte Ankündigung

Zu dem Gebrauch derartiger Ausdrücke und zur Person Finkelmanns erklärte das Max-Planck-Institut gegenüber Israelnetz, Finkelstein sei ein „umstrittener“ Autor, der dennoch wissenschaftlich angesehen sei. Aus diesem Grund sei es angebracht, seine Thesen zu diskutieren.

In der Ankündigung zum Workshop ist auch die Rede vom Gazastreifen als „Freiluftgefängnis“. Aus dem Text selbst geht nicht hervor, ob sich das Institut diesen Begriff zu Eigen macht. Zudem strotzt es von Fehlern. So wird der Gazastreifen als dicht besiedeltes Gebiet bezeichnet, „dichter besiedelt als Tokio“. Die Bevölkerungsdichte Tokios liegt allerdings bei 15.073 Einwohnern pro Quadratkilometer, im Gazastreifen bei 4.870.

Wissenschaftliche Neutralität scheint auch in der Betitelung des Seminars nicht gegeben, da in dem Titel der Begriff „Märtyrertum“ fällt. Diesen Begriff gebrauchen Palästinenser, um dem Terror gegen Israel einen Sinn zu geben. Offenkundig hat das MPI die Titulierung wie auch die in der Ankündigung unterbreiteten „Fakten“ unkritisch von Finkelstein übernommen.

Distanzierung von Rhetorik

Erst auf Nachfrage distanzierte sich das Institut davon: „Die politischen Positionen und die Rhetorik von Herrn Finkelstein teilt das Max-Planck-Institut in keinster Weise.“ Die Ankündigung sei für den internen Gebrauch gedacht. Bei dem Titel handele es sich um einen „Arbeitstitel“. „Das Institut bedauert sehr, dass die Ankündigung nach außen gedrungen ist.“ Das MPI kündigte eine Stellungnahme zu dem Seminar an. Zudem würden weitere Gastredner eingeladen, die auch gegensätzliche Positionen zu Finkelstein vertreten würden, „um Positionen miteinander vergleichen zu können“.

Das Institut betonte, man unterhalte enge Kontakte zu Israel, unter anderem mit dem „Minerva“-Programm für den wissenschaftlichen Austausch zwischen Israel und Deutschland. Zudem sei der erste Präsident der Max-Planck-Gesellschaft (MPG), Otto Hahn, 1959 nach Israel gereist, um die Beziehungen zu Israel wieder anzustoßen. „Gerade die MPG ist auf der Seite Israels.“

Von: Daniel Frick

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