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Wo Salomo auf Toilette gegangen sein könnte

Archäologische Funde verraten viel über das alltägliche Leben in der Vergangenheit. Eine antike Toilette gewährt nun Einblicke in die Essgewohnheiten zu Zeiten des Ersten Tempels.
Mitten in der alten Davidsstadt haben Archäologen die Toilette entdeckt

JERUSALEM (inn) – Archäologen der israelischen Altertumsbehörde (IAA) haben bei Grabungen auf der sogenannten Haas-Promenade südlich der Altstadt in Jerusalem eine „private Toilette“ entdeckt. Solche wurden zur Zeit des Königs Salomo benutzt, doch nur wohlhabende Menschen konnten sie sich leisten

Entdeckt wurde die Toilette in einem großen freigelegten Palast. In den Überresten des herrschaftlichen Anwesens fanden die Forscher ein Badezimmer, das aus einer rechteckigen Kabine mit einer aus Kalkstein geschnittenen Toilette über einem tief eingegrabenen Abwassertank bestand. Die aus Stein gehauene Toilette hatte in der Mitte ein großes Loch und weiter vorne ein weiteres kleines Loch. Unter diesem „Plumpsklo“ befand sich die Klärgrube. In dieser hätten sich eine große Menge an Keramik aus der Zeit des Ersten Tempels sowie Tierknochen befunden. Das berichtet die Onlinezeitung „Times of Israel“.

Bei dem Fundort handelt es sich um die Villa Achiel in der alten Davidsstadt. Die Villa wurde bei der der Zerstörung Jerusalems durch die Römer im Jahr 70 ebenfalls dem Erdboden gleich gemacht. In den Resten unter jener Toilette wurden Speisereste und Samen gefunden, die es ermöglichten, die letzte Mahlzeit jenes Hausbesitzers Achiel zu rekonstruieren. Dabei fiel auf, dass er seine Speisen mit Gewürzen versehen hat, die bis heute wild auf den Wegen rund um jene Ruine wachsen, darunter Salbei und Thymian.

Deutsche Presse-Agentur berichtet fehlerhaft

Die Funde wurden eingesammelt und zur Analyse in ein Labor geschickt. Anhand der organischen Überreste können in der damaligen Zeit verbreitete Krankheiten und Essensgewohnheiten rekonstruiert werden. Dazu gehören Knochen und Samen von Gewürzpflanzen.

Über den Fund hat auch die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet – allerdings mit einem groben Fehler bezüglich des Tempels. Die dpa schreibt: „Eine Grundmauer des zweiten Tempels blieb bestehen: Die Klagemauer ist heute das bedeutendste Heiligtum der Juden.“

Falsch an dieser Aussage ist, dass es sich bei der Klagemauer um keine Grundmauer handelt. Diese ist nicht mehr vorhanden, denn sie stand oben auf dem Tempelberg, ungefähr an der Stelle des Felsendoms. Die Klagemauer ist Teil der Umfassungsmauer, die teilweise von Herodes rund um den von ihm erweiterten Tempelberg errichtet worden ist. Die Klagemauer selbst wurde nach dem Tod des Herodes von den Römern errichtet, etwa um das Jahr 8 nach Christus. Zudem ist die Klagemauer die heiligste Stätte des Judentums, nicht das „bedeutendste Heiligtum“, wie die dpa schreibt. Sie gilt als heiligste Stätte, weil sie dem Allerheiligsten im Tempel auf dem Tempelberg am nächsten ist. Das eigentliche Heiligtum, heute der muslimische Felsendom, ist für Juden gesperrt.

Von: Ulrich W. Sahm

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