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Qumranrollen: Echt oder gefälscht?

Die Schriftrollen von Qumran sind auch in Fragmenten begehrt. Immer wieder tauchen Fälschungen auf. Ein Museum in den USA verkleinert deshalb eine Ausstellung.
Dieses Fragment, das Verse aus den Psalmen enthält, ist nach Erkenntnis der Wissenschaftler keine Fälschung

Die sogenannten Qumranrollen, in Höhlen am Toten Meer und später auch anderswo in der judäischen Wüste ab 1947 gefunden, sind etwa 2.000 Jahre alt und gelten als die ältesten erhaltenen Bibelabschriften der Welt. Sie wurden von Schreibern auf Papyrus oder Pergament kopiert. Andere Dokumente enthielten Verträge und Texte der Essener-Sekte, der nach Ansicht einzelner Theologen auch Jesus angehörte.

Im Jerusalemer Israel-Museum wird dieser „nationale Schatz“ in einem architektonisch besonderen Gebäude aufbewahrt. Dessen Dach ist dem Deckel eines Tonkrugs nachgebildet worden, in dem einige der Funde gemacht wurden. Darunter befand sich auch eine vollständige Kopie des biblischen Buches Jesaja. Hinzu kamen noch Tausende, teils wenige Zentimeter große Fragmente, deren Entzifferung und Zuordnung zu bekannten Texten bis heute andauert.
Weil es sich um biblische Abschriften handelt und noch dazu aus der Zeit des Jesus von Nazareth und des Zweiten Tempels, haben diese Schriftrollen einen einzigartigen emotionalen Wert für Juden wie für Christen. Und so wundert es nicht, dass selbst kleinste Fragmente immer wieder auf dem Schwarzen Markt auftauchen und zu astronomischen Preisen gehandelt werden.

Das hochmoderne Bibel-Museum in Washington D.C. wurde im November 2017 eröffnet und präsentierte dem Publikum 16 Fragmente der Qumran-Rollen. Aus der Pressemitteilung des Museums geht nicht hervor, wann und wo sie erworben worden sind.

Verdächtige Objekte in Deutschland analysiert

Seriöse Forscher hegten den Verdacht, dass einige dieser Fragmente nicht echt seien. Sie wurden deshalb der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) in Deutschland zugestellt, um sie mit modernsten Mitteln zu prüfen. Dabei stellte sich heraus, dass fünf der Fragmente gefälscht sind.

Forscher schöpften Verdacht, nachdem sie die Schriftqualität, die Schreibtechnik und die Komposition sowie den Zustand der Fragmente gesehen hatten. Doch erst mit einer Untersuchung der BAM mit digitaler 3D-Mikroskopie und Röntgenanalyse konnten die Tinte analysiert sowie die Sedimentschichten und die chemische Zusammensetzung der Sedimente an den Pergamentfetzen genauer „unter die Lupe“ genommen werden. Dabei zeigte sich, dass es sich wohl um neuere Fälschungen handelt. Das Museum entfernte daraufhin die Exponate aus der laufenden Ausstellung.

Strafe wegen „gefälschter“ Objekte

Ohne weitere Ausführungen betonte die Nachrichtenagentur dpa in ihren Berichten über die Fälschungen, dass der Hauptfinanzierer des Bibelmuseums in Washington der evangelikale Milliardär Steve Green sei, Besitzer der Kunsthandwerk-Ladenkette „Hobby Lobby“. Es bleibt unklar, was die dpa damit dem Leser mitteilen wollte.

Die auf biblische Archäologie spezialisierte Zeitschrift der „Biblical Archaeology Society“ veröffentlichte nützlichere Informationen zum Museumsgründer Green. So soll er zahlreiche Fragmente unbekannter Herkunft von namentlich nicht genannten Antiquitätenhandlern erworben haben. Einen Teil seiner privaten Sammlung habe er dem Museum vermacht. Doch dann habe seine „Hobby Lobby“-Ladenkette kürzlich 3 Millionen Dollar Strafe an den amerikanischen Zoll zahlen müssen, wegen der Einfuhr „gefälschter“ Objekte. Darunter seien 1.500 Keilschrifttafeln, 500 Bausteine mit Keilschriftinschriften, 3.000 Tonsiegel und vieles mehr gewesen. Diese Objekte wurden als „handgemachte Tontafeln“ im Wert von 300 US-Dollar deklariert, später aber von der US Regierung an die Altertumsbehörde des Irak erstattet. Es handelte sich also offenbar um geplünderte antike Objekte aus dem Irak.

Die Zeitschrift der „Biblical Archaeology Society“ betonte, dass die Kuratoren des Museums und die wissenschaftlichen Mitarbeiter teilweise Weltruf haben und durchaus angesehen sind. Auch mit dem Bemühen, die Echtheit der ausgestellten Fragmente festzustellen, habe das Museum einen wichtigen Beitrag für die eigene Glaubwürdigkeit geleistet.

Waffen mit Antiquitätenhandel finanziert

Gerade bei Antiquitäten kann man nie sicher sein, ob sie echt sind oder ob es sich um Fälschungen handelt, mit denen viel Geld verdient werden kann. Wirklich „echt“ sind eigentlich nur Objekte, die bei einer wissenschaftlichen Ausgrabung „in situ“ von Ausgräbern einer angesehenen Institution gefunden werden und deren historisches Umfeld dann auch dazu dient, das genaue Alter zu bestimmen.

Gleichwohl gibt es auch viele wilde Ausgrabungen, gezielte Plünderungen antiker Grabanlagen und zufällige Funde. Die landen dann bei Antiquitätenhandlern, von denen manche nicht einmal eine Lizenz haben. Der Markt mit geplünderten Altertümern weitete sich in den letzten Jahren stark aus, als die Terrorvereinigung „Islamischer Staat“ in den historischen Kriegsgebieten in Syrien und dem Irak ganze Museen ausraubte, um mit dem Erlös der Objekte dann auch Waffen zu kaufen. Viel Geld wurde vor allem in Europa und in den USA verdient, wo es großes Interesse an Funden aus biblischer Zeit gibt, vor allem aus Gebieten, durch die schon der Erzvater Abraham wanderte.

Von: Ulrich W. Sahm

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