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Stephen Hawking boykottiert Israel

JERUSALEM (inn) – Der bedeutendste Physiker der Welt, Stephen Hawking, hat dem israelischen Präsidenten Schimon Peres eine Absage erteilt. Er will nicht als Ehrengast an der für Juli geplanten Konferenz „Angesichts der Zukunft“ in Jerusalem teilnehmen. Damit beugte sich der 71-jährige gelähmte Professor dem Rat des britischen „Ausschusses für die Universitäten Palästinas“.
Lehnt eine Reise nach Israel ab: Der Physiker Stephen Hawking (hier in Cambridge 2008)

Im Rahmen der Konferenz soll auch der 90. Geburtstag des israelischen Staatspräsidenten und Friedens-Nobelpreisträgers gefeiert werden. Hawking hatte in einem kurzen Brief an Peres erklärt, dass es „seine unabhängige Entscheidung ist, den Boykott (Israels) zu respektieren, aufgrund seiner eigenen Kenntnis Palästinas und des einstimmigen Rats seiner akademischen Kontakte“.
Wie die britische Zeitung „Guardian“ berichtet, sei Hawking seit der Ankündigung seiner Beteiligung an der hoch angesehenen von Peres initiierten Konferenz von pro-palästinensischen Aktivisten mit Briefen „bombardiert“ worden. Die Absender forderten von ihm, sich dem Boykott gegen Israel anzuschließen und seine Beteiligung an der Konferenz abzusagen.
Das israelische Präsidentenamt hat bisher keine Reaktion veröffentlicht, aber den Namen Hawkings von der Rednerliste gestrichen.

„Hawking sollte seinen Computer ausschalten“

Die israelische Menschenrechtsorganisation „Schurat Hadin“ verurteilte Hawkings Beschluss zum Boykott scharf. Das sei ein „scheinheiliger“ Schritt für jemanden, der sich seiner intellektuellen Errungenschaften rühmt. Die Organisation empfahl dem gelähmten Professor, doch Israel vollständig zu boykottieren und sein elektronisches Kommunikationssystem auszuschalten. Seit 1997 sei das von Hawking verwendete Computersystem, mit dem allein er wegen seiner schweren Lähmung mit der Außenwelt kommunizieren könne, von Intel-Israel für ihn entwickelt und sogar finanziert worden. Sein Tablet-PC wird über einen Intel Core i7 betrieben.
Raheem Kassam von der britischen Zeitschrift „Commentator“ bezichtigte Hawking, einer „friedensfeindlichen Randgruppe“ zu folgen, anstatt sich für kritisches Denken und Freiheit der Wissenschaften einzusetzen.
Der britische Physiker hat Israel schon mehrfach besucht, zuletzt im Jahr 2006. Doch nach dem Gazakrieg von 2009 hatte er scharfe Kritik an der „völlig überproportionierten israelischen Reaktion auf den Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen“ geäußert und Israels Behandlung der Palästinenser mit Apartheid in Südafrika verglichen.

Forderungen nach Boykott nehmen zu

Ein Boykott Israels greift in westlichen Demokratien immer weiter um sich, in Europa wie in den USA. Vor allem britische Universitäten und Gewerkschaften fordern ihre Mitglieder auf, Kontakte mit israelischen Wissenschaftlern abzubrechen und Waren aus Israel nicht zu kaufen. Vorlesungen und Wohltätigkeitskonzerte zugunsten israelischer Vereine wurden in Berlin und anderswo gewalttätig unterbrochen oder wegen Gewaltandrohung an die Saalvermieter kurzfristig abgesagt. Viele Künstler, darunter der Popsäger Roger Walters, der Filmemacher Jean-Luc Godard und der Schauspieler Dustin Hofmann, verweigerten Auftritte in Israel. Die Deutsche Bank und Deutsche Bahn zogen sich aus Projekten in Israel zurück.
Allerdings trotzten auch Künstler, Schriftsteller und Wissenschaftler den Boykottaufrufen. Der mit dem Jerusalem-Preis 2011 geehrte britische Schriftsteller Ian McEwan erklärte: „Wenn ich nur Länder besuchen dürfte, die ich befürworte, könnte ich mein Bett nicht mehr verlassen.“
Die weltweite Boykott-Bewegung, auch BDS genannt, ist eine von der Palästinensischen Autonomiebehörde offen unterstützte neue „gewaltlose“ Form der Kriegsführung gegen Israel. Sie fügt dem jüdischen Staat wirtschaftliche Verluste bei und schadet seinem Ansehen. Wortführend bei der Boykottbewegung sind neben EU-Regierungen auch christliche Kirchen wie kürzlich die Church of Scottland, die den Juden jede Verbindung zum Heiligen Land absprach und so das Existenzrecht Israels in Frage stellte. Auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat mit ihrer Orientierungshilfe „Gelobtes Land: Land und Staat Israel in der Diskussion“, mit umstrittenen Veranstaltungen und Ehrungen, und zuletzt beim Kirchentag in Hamburg mit der Zulassung der palästinensischen Nakba-Ausstellung heftige Kritik auf sich gezogen, mit antisemitischen Motiven einen Kampf gegen Israel zu führen.

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