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Das Problem des politisch korrekten Mordes

„Das Erste“ zeigt am Donnerstag den Auftakt des zweiteiligen „Tel Aviv-Krimis“. Zunächst zeigen sich Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern anhand eines Mordfalls in Berlin. Der erste Teil will zu viel, der zweite macht Lust auf mehr. Eine Rezension von Daniel Frick
Ermittelt in Berlin und Tel Aviv: Kriminalkommissarin Sara Stein (Katharina Lorenz)
Das darf doch nicht wahr sein: Mitten in Berlin wurde die Jüdin Tamar Levi erstochen, ihr Auto beschädigt und mit dem Wort „Mörderin“ beschmiert. Ihre Schwester glaubt sofort, ihr palästinensischer Freund Chalid habe sie umgebracht. Trägt sich der Nahostkonflikt etwa auch in Berlin zu? Vieles deutet darauf hin. Oder handelt es sich doch nur um einen persönlichen Zwist, der zum Mord führte? In dem Film „Der Tel Aviv-Krimi – Tod in Berlin“ ist zu sehen, wie die Berliner Kriminalkommissarin Sara Stein in einer Welt der Vorurteile ermittelt, die freilich auch die andere Seite parat hat. „So machen die das doch immer. Wenn einer von denen stirbt, sind wir’s gewesen“, sagt Chalid zum Mordvorwurf. Dazu kommt, dass die Berliner Polizei daran interessiert ist, aus dem Fall kein Politikum werden zu lassen. Bis Sara dann selbst entnervt sagt: „Egal, wen wir als Mörder ermitteln, es wird immer jemandem nicht passen. Ein Araber darf nicht der Täter sein, ein Deutscher schon gar nicht, ein Israeli ginge vielleicht gerade noch, da bleibt eigentlich nur noch ein Marsmensch. Der dürfte politisch korrekt genug sein.“

Komplizierte Gemengelage

Nicht, dass das schon genug wäre: Dass Sara Stein selbst Jüdin ist, wenn auch nicht religiös, prägt die Ermittlungen ebenfalls. „Sehnen Sie sich nicht nach Israel?“, fragt die religiöse Schwester der Ermordeten vorwurfsvoll. Nach Israel zieht es Sara Stein am Ende tatsächlich. Anlass ist aber ein israelischer Pianist, der ein Gastspiel in Berlin hat und in den sie sich verliebt. In dieser Gemengelage wird das Problem dieses ersten Teils des Zweiteilers deutlich: Er versucht, zu viele Handlungsstränge zu beherrschen, die dann jeweils aber zu kurz kommen. Die Folge ist, dass Aspekte wie die Romanze zwischen der Kommissarin und dem Pianisten oder Nebenhandlungen wie die persönlichen Probleme der Kriminalrätin dann eben doch zu plump erzählt werden. Andererseits ist ein Film dieser Art natürlich nicht darauf angelegt, Konflikte dieser Art in aller Subtilität nachzuzeichnen: Wer als Krimifan spannende Ermittlungen sehen will, kommt auf seine Kosten.

Heikle Ermittlungen

Das gilt dann insbesondere für den zweiten Teil namens „Schiv’a“, der eine Woche später ausgestrahlt wird. Er konzentriert sich stärker auf die Ermittlungen als Teil eins. Sara Stein ist inzwischen bei der Tel Aviver Polizei und ihr erster Fall heikel: Chefinspektor Noam wurde in seiner Wohnung ermordet. Auch hier ist wieder Voreingenommenheit ein Thema: Sara, die nun auch „Sarale“ genannt wird, soll als Neue darauf achten, dass die Ermittlungen objektiv verlaufen. Nun sucht sie zwischen Sabbatfeiern und Familienspannungen nach dem Täter. Während der Ermittlungen im Tel Aviv der Reichen sowie im arabischen Armenviertel scheut sie sich auch nicht, Kollegen zu verdächtigen. Am Ende löst die unreligiöse Jüdin den Fall mithilfe religiösen Wissens und mit einem Blick in die Torah. In diesem zweiten Fall spielen bis auf Katharina Lorenz als Sara Stein und Samuel Finzi Ja’akob Blok fast ausschließlich israelische Schauspieler. Lorenz hat für ihre Rolle auch etwas Hebräisch gelernt. Besonders der zweite Teil ist vielversprechend und macht Lust auf mehr – allein schon deshalb, weil Tel Aviv als Krimikulisse in der deutschen Fernsehlandschaft außergewöhnlich ist. Fortsetzung erwünscht! (df) „Der Tel Aviv-Krimi“ im „Ersten“, Donnerstag, 3. und 10. März jeweils 20.15 Uhr; ab 11. März als Doppel-DVD für 20,99 Euro

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