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„Wow“-Faktor inklusive beim „House of Cards“

Das „Festival of Lights“ in Berlin macht aus Gebäuden und Plätzen durch aufwändige Projektionen Kunstwerke. Am Potsdamer Platz hat eine deutsch-israelische Künstlergruppe ein Kartenhaus errichtet und beflügelt so die Phantasie der Zuschauer.
Die Installation „House of Cards“ der deutsch-israelischen Künstlergruppe „OGE Creative Group“ auf dem Potsdamer Platz in Berlin
Seit zehn Jahren verwandelt die Veranstaltung die deutsche Hauptstadt in eine Bühne der Lichtkunst, auf der internationale Künstler mittels Projektionen und Lichtinstallationen ihre Werke präsentieren. Im vergangenen Jahr war Israel offizielles Partnerland der Veranstaltung. Im 50. Jahr deutsch-israelischer Beziehungen inszeniert die deutsch-israelische Künstlergruppe „OGE Creative Group“ noch bis Sonntag ihr „House of Cards“ auf dem Potsdamer Platz. Hinter „OGE Creative Group“ verbirgt sich ein Büro für Architektur und künstlerische Projekte. Die Israelin Merav Eitan und der Deutsche Gaston Zahr haben das Unternehmen, das seinen Sitz in Haifa hat, 2007 gegründet. „Es ist ziemlich schwer, uns in eine Schublade zu stecken“, sagt Gaston Zahr, denn aufgrund der verschiedenen Interessen und Aufgaben hat das Unternehmen mit allen möglichen Arten von Design zu tun. Das Spektrum reiche von Architektur, der Planung urbaner Projekte, Studentenwohnheime bis zur Gestaltung von Blumenausstellungen. „Wir möchten Emotionen erzeugen und Aufmerksamkeit erregen“, erklärt Zahr.

Ein Projekt für Jungs

Er und seine Geschäftspartnerin sind Architekten. Merav hat an der renommierten „Bezalel Academy of Arts“ in Jerusalem studiert, Gaston in Cottbus und Stuttgart. Nachdem sie in unterschiedlichen Büros in Rotterdam und Budapest gearbeitet hatten, haben sie sich 2007 entschlossen, ein eigenes Büro zu eröffnen, „damit wir die Grenzen zwischen Architektur und anderen Designformen noch fließender gestalten können“. Die Idee für das „House of Cards“ komme ursprünglich von einem anderen Projekt. „Für das Jerusalemer Festival of Lights, an dem wir bisher beinahe jedes Jahr teilnehmen, hatten wir einmal eine fünf Meter hohe Ballerina kreiert, die sich wie eine Spieluhr magisch drehte und unterschiedliche Lichteffekte, Farben und Schattierungen an ihre Umgebung strahlte“, erklärt Gaston. Bei den Arbeiten haben die Firmenchefs selber Hand anlegen müssen und stundenlang Schmucksteine auf Schuhe geklebt sowie die Kleidung genäht. „Da habe ich mich bei meiner Partnerin beschwert und verlangt, dass wir das nächste Mal ein Projekt für Jungen machen sollten.“ Dabei sei die Idee des Kartenhauses geboren.

Mut zum Risiko

Auf die Frage, ob denn das Kartenhaus ein Symbol der deutsch-israelischen Beziehungen sei, antwortet Gaston: „Es ist natürlich naheliegend, dass man das ‚House of Cards‘, wenn es in dem Projekt der deutsch-israelischen Beziehungen gezeigt wird, dann gleich als Spiegel oder Metapher sieht. Plötzlich denkt man an das Zusammenstürzen. Drama.“ Sie hätten diese Konnotation auch bereits oft miteinander diskutier und sich die Frage gestellt: „Ist es was, wovor man Angst haben sollte? Können wir das verteidigen, wenn es doch eigentlich so negativ besetzt ist?“ Für die Künstler spielen solche Gedanken jedoch keine Rolle mehr. „Es geht uns um das Kinderspiel, den Reiz und die Faszination. Das Kinderaugenleuchten und die Herausforderung höher zu bauen, so weit und so gut es eben geht.“ „House of Cards“ ist ein Appell daran, nicht immer nur Angst vor Risiken zu haben, sondern Wagnisse einzugehen und Herausforderungen anzunehmen und daran Spaß zu finden. „Ich denke, dies würde auch den deutsch-israelischen Beziehungen gut tun“, sagt Gaston und erklärt weiter: „Etwas mehr Normalität und Stolz. Sich nicht nur auf die Unterschiede und die Schwierigkeiten beschränken.“ Weniger Angst sollten Deutsche und Israelis haben, selbstloser und gemeinsam das Haus weiterbauen. Dann könne jeder seine Identität behalten und trotzdem stolz auf das Erreichte sein. „Es kommt also nur auf den Willen an, weiterzumachen und vielleicht auch Neuland zu betreten“, sagt Gaston. Die Karten gestalten die Künstler von Ort zu Ort um. In Berlin zeigen sie Fotomontagen von Menschen aus der Umgebung der Künstler. Ein kleines Mädchen als „Queen of Hearts“, einen Technologie Geek, einen Pensionär, der von der Last der Krone Probleme mit dem Rücken bekommen hat. „Jede einzelne Karte hat ihre eigene Geschichte.“ Die sei aber nicht unbedingt notwendig zum Verständnis, denn man könne sich mehr oder weniger mit jeder Person und dessen Problemen identifizieren. „In gewisser Weise sind es Antihelden, die wahren Helden und ein Querschnitt unserer Gesellschaft. Nimmt man die ganze Symbolik mal beiseite, dann bleibt ein Kartenhaus. Ein überdimensioniertes Kinderspiel, das im Dunkel leuchtet und hoffentlich Begeisterung, Spaß und ein kleines ‚Wow‘ beim Betrachter hervor ruft.“ Der eigentliche Wert für sie sei: „Wenn es gefällt und Spaß macht, Emotionen weckt und dazu inspiriert, selber Dinge zu gestalten. Das wäre ist ein guter Anfang für uns alle.“ (nob)

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