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Sperranlage: Palästinenser appellieren an UNESCO

BETHLEHEM (inn) – Palästinenser haben wegen der Ortschaft Battir bei Bethlehem einen Eilantrag an die UNESCO gestellt. Sie befürchten, dass die israelische Sperranlage den Bemühungen um eine Aufnahme in die Liste der Kulturerbestätten ein Ende bereiten könnte.
Die UNESCO vergleicht Battir mit den italienischen "Cinque Terre".

Battir liegt zwischen Jerusalem und Bethlehem. Bereits seit 2012 findet sich das Dorf in der vorläufigen Auflistung der möglichen Kandidaten für den Titel des Weltkulturerbes. Anlass für den ursprünglichen Antrag waren antike Terrassen und ein Bewässerungssystem aus der Zeit der Römer. Die alten Strukturen werden bis heute von den Dorfbewohnern für den Getreideanbau genutzt.
Im Juni will die UNESCO darüber abstimmen, ob sie den Status von Battir aufwertet. Doch das dauert den Palästinensern zu lange. Denn Israel plant, dort einen Teil der Sperranlage zu errichten, die Terroristen aus dem Westjordanland aufhalten soll. Nach Ansicht von Experten werden die aktuellen Baupläne das Wassersystem unwiderruflich schädigen, wie die palästinensische Nachrichtenagentur „Ma‘an“ berichtet.
Aus diesem Grund haben palästinensische Vertreter Anfang Februar den Dringlichkeitsantrag gestellt. Die UNESCO habe nunmehr zugesagt, ihn in Erwägung zu ziehen, teilte Mahmud Abu Arab aus dem Ortschaftsrat der Nachrichtenagentur AFP mit. „Sie werden uns eine Delegation schicken, um das Gebiet zu untersuchen.“ Einen Termin nannte er nicht.

„Terrassen formten Agrarlandschaft Palästinas“

Die UNESCO hat sich bereits ausführlich mit der Gegend befasst. Die Dokumentation auf ihrer Website steht unter der Überschrift: „Palästina: Land der Oliven und Weinstöcke. Kulturlandschaft südlich von Jerusalem, Battir“. Dabei weist die Organisation auch darauf hin, dass beide Pflanzen sowohl in der Bibel als auch im Koran als Metaphern dienten, vor allem bei Jesus.
Weiter heißt es, die Terrassen, die noch in Gebrauch seien, „zeugen von menschlicher Arbeit, Anpassung und Kreativität“. Die Kulturlandschaft der südlichen Terrassen Jerusalems trage ein außergewöhnliches Zeugnis von traditionellem landwirtschaftlichem Wissen und Praktiken, die noch in Gebrauch seien. Sie hätten „über Tausende Jahre die Agrarlandschaft Palästinas geformt“.
Die Kulturorganisation der Vereinten Nationen ergänzt: „Die traditionellen Systeme bewässerter Terrassen innerhalb des nominierten Grundstückes sind ein außerordentliches Beispiel für ein technologisches Ensemble, das heute einen festen Bestandteil der Kulturlandschaft darstellt. Diese Methoden veranschaulichen bedeutsame Stufen in der Menschheitsgeschichte, da das antike Kanalisationssystem, immer noch in Gebrauch, bis in die römischen Zeiten zurückreicht.“ Vergleichbar sei die Struktur etwa mit „Cinque Terre“ im italienischen Ligurien.

Battir prozessiert

Die palästinensische Vertretung ist seit Oktober 2011 Mitglied bei der UNESCO. Sie hat seitdem mehrere Anträge gestellt. Per Eilantrag wurde im Juni 2012 trotz israelischer Einwände die Geburtskirche in Bethlehem in die Liste aufgenommen (Israelnetz berichtete).
Battir kämpft derzeit vor Gericht darum, dass Israel den geplanten Verlauf der Sperranlage abändert. Den Prozess führt die israelisch-palästinensisch-jordanische Umweltorganisation „Friends of the Earth Middle East“. Unterstützt wird das Vorhaben von der israelischen Naturparkbehörde.

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