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Israelisch-algerischer Appell für Toleranz

STRASSBURG (inn) – Bereits im Mai fiel der algerische Schriftsteller Boualem Sansal durch einen Israelbesuch in der arabischen Welt negativ auf. Nun hat er gemeinsam mit seinem israelischen Kollegen David Grossmann einen Appell veröffentlicht, der zu einem Ende des Nahostkonfliktes beitragen soll. Die beiden Autoren nehmen in dieser Woche am Weltforum für Demokratie in Straßburg teil.
Die Schriftsteller Grossmann (l.) und Sansal wollen internationale Kollegen für ihren Friedensappell gewinnen.

In ihrem Aufruf zu mehr Frieden und Toleranz, der in der „Frankfurter Rundschau“ veröffentlicht wurde, gehen Grossmann und Sansal zunächst auf die Kriege und Ideologien des 20. Jahrhunderts ein. Sie begrüßen die deutsch-französische Aussöhnung als „wesentlichen Schritt“ für die „lange Reise in Richtung Frieden“. Kritisch merken sie an: „An diesem Friedensprojekt ist letztlich jedoch nur der Westen beteiligt gewesen. Der Rest der Welt wurde vergessen, die Dutzenden von Ländern an der Peripherie mit mehr als vier Fünfteln der Weltbevölkerung wurden der Unterentwicklung und den Diktaturen überlassen. Da der Frieden nicht für alle galt, konnte er nicht nachhaltig sein.“
Die beiden Schriftsteller weisen auf den „barbarischen Fundamentalismus“ hin, der im Afghanistan der Taliban begründet sei. Der arabische Frühling habe „Hoffnungen genährt und Möglichkeiten geschaffen, besonders im Hinblick auf die Demokratisierung, er hat aber auch enorme innere Spannungen in den arabischen und muslimischen Ländern erzeugt, die Verschlechterungen mit sich bringen und zum Extremismus führen“. Der Iran beschleunige sein Atomprogramm, „um seine hegemonialen Ansprüche auf politischer, militärischer und religiöser Ebene durchzusetzen“, heißt es weiter.
„Iran-Angriff brächte Israel an den Rand der Existenz“
„In diesem Zusammenhang wird Israel mehr denn je auf direkte Weise bedroht“, schreiben der Israeli und der Algerier. „Konfrontiert mit einer solch komplexen und gefährlichen Situation, könnte es versucht sein, allein zu handeln. Die Entscheidung, den Iran anzugreifen, ist auf dem Tisch, auch wenn sich dadurch Israel am Rande der Existenzgefahr wiederfinden könnte. Die bereits sehr brüchige Situation im Nahen und Mittleren Osten würde sich verschlechtern. Wieder einmal würden die friedliebenden Palästinenser und Israelis für die Verfolgung von Interessen, die nicht die ihren sind, bezahlen müssen.“
Seit mehr als 45 Jahren habe Israel die Palästinenser unter seiner Kontrolle, merken die beiden Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an. „Diese unmenschliche und unmoralische Situation muss beendet werden. Beide Seiten bringen unrealistische Bedingungen in die Verhandlungen ein, während die Regierung Israels weiterhin den Bau von immer mehr Siedlungen vorantreibt, was das Erreichen eines tragfähigen Friedens verhindert. Wir fordern beide Parteien auf, sofort zu aufrichtigen und ernsthaften Verhandlungen zurückzukehren. Die gegenwärtige Blockierung gefährdet den Frieden in dieser Region und der ganzen Welt.“
Die internationale Gemeinschaft muss nach Ansicht der Verfasser entschieden eingreifen, „um das iranische Atomprogramm unter Kontrolle zu bringen und für eine Lösung des Israel-Palästina-Konflikts einzustehen. Die Parteien müssen sofort zu einem wahren und direkten Dialog gedrängt werden, um so schnell wie möglich die Schaffung eines palästinensischen Staats neben dem Staat Israel zu realisieren; beide mit sicheren Grenzen, die für beide Seiten auf schmerzhaften Kompromissen beruhen, die jedoch notwendig für den Frieden sind – so die Aufgabe von Siedlungen oder deren Austausch gegen Land, der Verzicht auf das Recht auf Rückkehr der Flüchtlinge von 1948 und die Teilung Jerusalems“.
Grossmann und Sansal fordern alle Schriftsteller in der Welt auf, sich ihnen anzuschließen. Sie schreiben: „Unsere Methoden in diesem Kampf sind die Literatur, die Diskussion und unsere Wachsamkeit. Vielleicht ist es nicht viel, aber es ist unser Weg, um unsere Würde in einer Welt von Gewalt und Zynismus zu erhalten. Die weltweite Vereinigung von Schriftstellern für den Frieden ist keine politische Partei und beabsichtigt nicht, sich in die inneren politischen Angelegenheiten eines Landes einzumischen.“
Forum sucht demokratische Antworten auf Herausforderungen
Das Weltforum für Demokratie befasst sich nach Angaben des Europarates mit Fragen wie: „Welche Kräfte werden die Zukunft demokratischer Gesellschaften gestalten? Werden die Stimmen des arabischen Frühling dauerhafte Stabilität bringen? Und können diese eine Inspiration für Reformen in den etablierten westlichen Demokratien sein?“
Der Generalsekretär des Europarates, Thorbjørn Jagland, wird auf der Website des EU-Organs zitiert: „Beim Weltforum für Demokratie in Straßburg treffen internationale Reformer und Führungspersönlichkeiten zusammen, um demokratische Antworten auf die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Herausforderungen, vor denen unsere Gesellschaften heute stehen, zu finden. Das Forum stellt den alten Modellen neue Realitäten gegenüber und lotet so die Möglichkeiten der Demokratien aus, die Erwartungen der Bürger zu befriedigen und sich ihren unterschiedlichen Werten und Traditionen anzupassen.“
http://www.fr-online.de/meinung/strassburger-appell-die-werte-des-friedens-staerken,1472602,20322642.html

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