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Ein Freudenfest mitten in der Trauerzeit

Weder die Trauerzeit noch das Freudenfest kommen in der Bibel vor. Doch Lag BaOmer hat einen religiösen Hintergrund. Obwohl sie den Ursprung nicht kennen, nutzen Juden die Gelegenheit zum Feiern.
Lagerfeuer sind an Lag BaOmer beliebt – doch die Brandschutzbehörde mahnt auch in diesem Jahr zur Vorsicht

„Lag BaOmer“ ist ein fröhliches jüdisches Fest. Der genaue Ursprung des Freudenfestes, das am Donnerstagabend beginnt, liegt im Dunkeln. Dennoch feiern Juden es gern, und am liebsten mit Lagerfeuern. Sie erinnern an die Signalfeuer, mit denen in alter Zeit von Jerusalem aus der Neumond oder andere wichtige Ereignisse angekündigt wurden.

Wegen einer bevorstehenden Hitzewelle warnt die israelische Brandschutzbehörde vor Bränden. Lagerfeuer sind in weiten Teilen des Landes verboten. In Tel Aviv sind drei Gebiete von dem Verbot ausgenommen, die als sicher gelten. Doch die Stadtverwaltung ruft die Bürger dazu auf, auch dort auf die beliebten Feuer zu verzichten. In Jerusalem haben die Behörden in jedem Viertel einen Bereich für sicher erklärt. Hier appelliert die Stadt an die Bürger, sich mit kleinen Lagerfeuern zu begnügen. Auch in der Küstenstadt Haifa und der Wüstenhauptstadt Be’er Scheva sind Feuer in bestimmten Zonen erlaubt.

Das Fest Lag BaOmer unterbricht eine Trauerzeit am 33. Tag. Der Name bedeutet „33. im Omer“. Dabei wird nicht das hebräische Wort für 33 verwendet, sondern die Kombination der Buchstaben, die auch für Zahlen stehen: Lamed (30) und Gimel (3), abgekürzt „Lag“. Nach dem jüdischen Kalender ist es der 18. Tag des Monats Ijar, der in diesem Jahr auf den 30. April fällt. Die Omer-Zeit beginnt nach dem Pessachfest und endet nach 49 Tagen mit dem Wochenfest Schawuot. Das hebräische Wort „Omer“ heißt „Garbe“, es kann aber auch eine Maßeinheit bedeuten. Diese entsprach etwa 3,6 Litern und maß die Gerste aus der ersten Ernte.

Biblischer Hintergrund für die Omer-Zeit

In 3. Mose 23,9–14 finden sich Erläuterungen zu den Erstlingsgarben: „Und der HERR redete mit Mose und sprach: Sage den Israeliten und sprich zu ihnen: Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch geben werde, und die Ernte einbringt, so sollt ihr die erste Garbe eurer Ernte zu dem Priester bringen. Der soll die Garbe als Schwingopfer schwingen vor dem HERRN, dass sie euch wohlgefällig mache. Das soll aber der Priester tun am Tage nach dem Sabbat. (…) Und ihr sollt von der neuen Ernte kein Brot noch geröstete oder frische Körner essen bis zu dem Tag, da ihr eurem Gott seine Gabe bringt. Das soll eine ewige Ordnung sein bei euren Nachkommen, überall, wo ihr wohnt.“

Weiter heißt es in den Versen 15 und 16: „Danach sollt ihr zählen vom Tage nach dem Sabbat, da ihr die Garbe als Schwingopfer darbrachtet, sieben ganze Wochen. Bis zu dem Tag nach dem siebenten Sabbat, nämlich fünfzig Tage, sollt ihr zählen und dann ein neues Speisopfer dem HERRN opfern.“

Die sieben Wochen zwischen den Festen Pessach und Schawuot gelten als Trauerzeit. Gläubige Juden feiern in dieser Zeit keine Hochzeiten, schneiden sich nicht die Haare und stutzen sich nicht den Bart. Der 33. Tag der Omer-Zeit unterbricht jedoch die Trauerwochen. Deshalb heiraten viele Juden an diesem Datum. Auf dem Berg Meron bei Zefat (Safed) im Norden Galiläas erhalten die dreijährigen Söhne der Ultra-Orthodoxen traditionell ihren ersten Haarschnitt, wobei die Schläfenlocken ausgespart werden.

Von einer Trauerzeit ist in der Bibel nicht die Rede, sondern nur von einem Zeitraum zwischen zwei bestimmten Opfern. Im Babylonischen Talmud gibt es eine Aussage dazu (Traktat Jebamoth 62b): „Man erzählt, dass Rabbi Akiwa zwölftausend Schülerpaare hatte, … und alle starben sie in einer Zeitperiode, weil sie einander keine Ehrung erwiesen … Es wird gelehrt: Alle starben sie zwischen dem Pessachfeste und dem Wochenfeste.“ Rabbi Akiwa selbst wurde 135 nach Christus von den Römern getötet. Er gilt bis heute als wichtiger Gelehrter – auch, weil er sich dem römischen Verbot widersetzte, die Tora zu studieren.

Erklärungsversuche für das Freudenfest

Zur Frage, warum die Trauerzeit am 33. Tag unterbrochen wird, schreibt Rabbi Menachem Hame’iri im 13. Jahrhundert: „Und die seligen Gelehrten fügten an, dass das Sterben am 33. Omer aufhörte. Und daher pflegt man an diesem Tage nicht zu trauern.“

Dies ist allerdings nicht die einzige Erklärung zu dem Freudenfest. Anhänger der Kabbala bringen die Unterbrechung mit Rabbi Akiwas Schüler Rabbi Schim’on Bar Jochai in Verbindung. Er verbarg sich 13 Jahre lang in einer Höhle, um unbemerkt von den Römern die heiligen Schriften zu studieren. Ihm wird die Verfassung eines kabbalistischen Hauptwerkes, des „Sohar“, zugeschrieben. Der 33. Omer ist sein Todestag. Dass dieser als mystisches Freudenfest begangen wird, lässt sich vor allem auf die angenommene Autorenschaft des „Sohar“ zurückführen.

Zentrum der Feiern ist seine Grabstätte auf dem Berg Meron nahe Safed. Dort wurden wohl ab der Mitte des 16. Jahrhunderts große Holzstöße angezündet. Die Bezeichnung für diesen Brauch ist „Hillula“. Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz in Deutschland merkt dazu an: „In verschiedenen Reiseberichten werden die Tänze, welche die ‚Erzündung‘ – das Anzünden der Holzhaufen – in Meron begleiteten, und die Atmosphäre der Begeisterung und Freude beschrieben.“

Nach einer anderen Überlieferung gab es bereits vor den jüdischen Aufständen gegen die Römer einen Feiertag am 33. Tag der Omer-Zeit. Dieser habe an die Rettung von Noah und seiner Familie aus der Arche erinnert. Doch der eigentliche Anlass sei in Vergessenheit geraten. Eine weitere Erklärung lautet, dass an jenem Tag Gott während der Wüstenwanderung begann, sein Volk Israel mit Manna zu versorgen.

Von: Elisabeth Hausen

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