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Schwitzen am Wahltag

Nicht nur die unübersichtlichen Wahlzettel machen den Israelis zu schaffen. Auch das Wetter stellt sie vor Herausforderungen.
Die Wahlzettel mit den Kürzeln für die Parteien sind kompliziert

JERUSALEM (inn) – Der vierte Wahlgang innerhalb zweier Jahre bringt die rund 6 Millionen wahlberechtigten Israelis am heutigen Dienstag ins Schwitzen. Für Jerusalem haben die Meteorologen 30 Grad Celsius vorhergesagt und für Tel Aviv gar 32 Grad. Kräftige Ostwinde sollten zudem mit Sandstürmen die Sicht behindern. Schon am Morgen raubten Staubwolken aus der Wüste den klaren Durchblick. Das Wetter passte sich also dem schicksalshaften Tag in Israel an.

Ins Schwitzen konnten Israelis auch wieder angesichts der unübersichtlichen Anzahl von Parteien geraten. In Israel wird nicht mit übersichtlichen Listen gewählt, auf denen die Bürger die gewünschte Partei ankreuzen. Vielmehr liegen in den Wahlurnen lauter kleine Zettel mit aufgedruckten Buchstabenkombinationen aus. Da muss sich der Wähler genau auskennen, um zu wissen, welche Partei die Buchstaben SK, KN oder AMT erhalten hat. Diese Kombinationen sind den Wählern während des Wahlkampfes per Radiosendungen oder Filmchen im Fernsehen eingehämmert worden.

Früher waren diese Sendungen inhaltsreicher als bei dem gerade vollendeten Wahlkampf. Denn die Parteien hatten diesmal kaum inhaltliche Programme anzubieten. Sie zeigten den Kopf des jeweiligen Parteichefs und behaupteten, dass nur er das Land vor dem Untergang retten könne. Die Ultra-Orthodoxen warben mit Fotos vollbärtiger alter Männer. Dabei handelte es sich um längst verstorbene Rabbiner, die nun offenbar neben dem Staat auch noch das Judentum zusammenhalten und retten sollten.

Wahlbeteiligung entscheidet

Bei einer Befragung von Wählern stellte sich heraus, dass es auch diesmal im Wesentlichen um den Regierungschef ging. Bibi „Ja“ oder „Nein“, wobei „Bibi“ für den „ewigen“ Premierminister Benjamin Netanjahu steht. Bei den Arabern heißt er übrigens „Abu Jair“, also nach seinem erstgeborenen Sohn „Vater des Jair“. Allerdings hatten frühere Befragungen ergeben, dass es vielen Wählern nicht in erster Linie um Bibi geht.

Die letzten Umfragen ließen indes offen, wer siegen oder wegen der Sperrklausel von 3,25 Prozent untergehen würde. Alles entscheidend ist nach Ansicht von Experten die Wahlbeteiligung. Je höher sie sei, desto gefährlicher werde es für die traditionellen Linksparteien Meretz und Avoda (Arbeitspartei) sowieund andere Kleinparteien. Ihnen droht das Ausscheiden, wenn sie nicht mindestens 4 Abgeordnete ins Parlament von 120 Sitzen schicken können. In Israel stehen 39 Parteien zur Wahl.

Von: Ulrich W. Sahm

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