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Hohes Gericht: Nicht-orthodoxe Konversionen müssen anerkannt werden

Die einen sehen es als Zeichen der Toleranz, die anderen den jüdischen Charakter Israels gefährdet: Das Urteil des hohen Gerichts, auch liberale Konversionen anzuerkennen, polarisiert.
Das Judentum weist zahlreiche Strömungen auf, nicht immer geht es dabei spannungsfrei zu

JERUSALEM (inn) – Das Hohe Gericht hat am Montag den Übertritt zum Judentum außerhalb des Oberrabbinats für zulässig erklärt, auch wenn er in Israel erfolgt. Damit muss das Innenministerium Konvertierte als Juden anerkennen, die für ihre Entscheidung etwa Gremien des Reform- oder des konservativen Judentums gewählt haben. Das Urteil mit 8 zu 1 Stimmen gilt wegen seiner Tragweite als historisch.

Der Richterspruch betrifft Konversionen in Israel. Im Ausland vorgenommene Konversionen, gleich welcher Bewegung, erkennt der Staat bereits an unter der Voraussetzung, dass die betreffende Bewegung in dem jeweiligen Land bei Juden anerkannt ist.

Wer also nun in Israel als Nicht-Jude lebt und im Land außerhalb der Orthodoxie konvertiert, gilt fortan als Jude. Damit kommt er unter die Vorsehungen des Rückkehrgesetzes und kann Staatsbürger werden. Wie die Nachrichtenseite „Times of Israel“ anmerkt, sind davon nicht viele Menschen betroffen. Doch als Folge des Urteils werde der Staat erstmals das Reform- und konservative Judentum im Land als offizielle Strömungen anerkennen müssen.

Lange Anbahnung

Bislang durften diese beiden Strömungen Menschen auf die Konversion lediglich vorbereiten; so sieht es ein Kompromiss aus dem Jahr 1997 vor. Die Durchführung des Übertritts war der Orthodoxie vorbehalten.

Dem Richterspruch ging ein Verfahren voraus, das sich 15 Jahre hinzog. Die Richter erklärten, die Urteilsfindung immer wieder vertagt zu haben, damit die Politik die Sache per Gesetz regeln kann. In einem Urteil aus dem Jahr 2016 forderten sie, dass der Staat nicht zwischen offiziellen und anderen Konversionsgerichten unterscheiden darf. Da sich aber keine entsprechende Initiative im Parlament abzeichne, sei nun das Urteil erfolgt.

Polarisierendes Urteil

Konservative Gruppierungen reagierten mit Unmut. Der aschkenasische Oberrabbiner David Lau erklärte, wer außerhalb der Orthodoxie konvertiert, „ist kein Jude“. Diese Aussage geht mit dem Urteil konform, denn es fordert vom Oberrabbinat keine Anerkennung, sondern nur vom Innenministerium. Dessen Minister Arje Deri, Chef der ultra-orthodoxen Schass-Partei, sieht in dem Urteil allerdings einen „Schlag gegen den jüdischen Charakter Israels“. Kritische Stimmen kamen auch vom Likud und der Jamina-Fraktion.

Vertreter der liberal-säkularen Parteien begrüßten hingegen das Urteil. Oppositionsführer Jair Lapid (Jesch Atid) erklärte: „Israel muss vollständige Gleichberechtigung aller jüdischen Strömungen haben. Wir alle müssen hier zusammen mit Toleranz und Respekt leben.“ Israel-Beiteinu-Chef Avigdor Lieberman erklärte, seine Partei werde „weiter gegen religiösen Zwang kämpfen und den Charakter des Staates Israels als jüdischen, zionistischen und liberalen Staat erhalten“.

Von: df

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