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Fatah-Politiker bei Nablus getötet

Bei der Durchsetzung von Corona-Regeln setzt die palästinensische Polizei scharfe Munition ein und tötet ein Fatah-Mitglied. Dessen Familie sinnt auf Rache. Die Lage in Nablus ist angespannt.
Blick vom Berg Garizim: In Balata kam es wegen der Corona-Regeln zu einem tödlichen Streit

NABLUS (inn) – Nach der Tötung eines Lokalpolitikers der Fatah durch die palästinensische Polizei macht sich in Nablus Unmut breit. Einwohner protestierten am Samstagabend und setzten dabei Reifen in Brand. Neun Mitglieder der Fatah erklärten am Sonntag wegen des Vorfalls ihren Austritt.

Am Samstag hatte die Polizei versucht, in Balata bei Nablus die Corona-Regeln durchzusetzen und einige Geschäfte zu schließen. Der 54-jährige Emad al-Din Abu al-Amid, örtlicher Fatah-Generalsekretär, versuchte offenbar, eine Festnahme des Ladenbesitzers zu verhindern. Einige Parteimitglieder unterstützten ihn dabei. Die Polizisten setzten zunächst Tränengas ein und dann scharfe Munition. Eine Kugel traf Al-Amid im Oberschenkel. Er kam ins Krankenhaus, erlag dort aber seinen Verletzungen.

Al-Amid hatte auch den örtlichen Corona-Notfall-Ausschuss geleitet. Seine Angehörigen teilten mit, er sei als „Märtyrer“ „bei der Verteidigung des Volkes“ gestorben. Weiter sagte die Familie, sie werde keine Beileidsbekundungen entgegennehmen und auch kein Begräbnis durchführen, bis eine Bestrafung erfolgt. „Wir wollen, dass uns diejenigen gebracht werden, die ihn getötet haben“, zitiert sie die Zeitung „Jerusalem Post“. „Entweder töten wir sie oder wir werden getötet.“

Bemühung um Beschwichtung

Der Gouverneur von Nablus, Ibrahim Ramada, drückte sein Bedauern aus. Eine Kommission werde in dem Fall ermitteln. Ein Vertreter der Fatah sagte, es gehe nun darum, die Lage nicht weiter eskalieren zu lassen. „Die Lage in Nablus ist angespannt. Viele Fatah-Mitglieder sind über die Autonomiebehörde verärgert.“ Balata liegt vor den Toren von Nablus gilt als eines der Flüchtlingslager des UN-Hilfswerks für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA).

Reaktionen kamen auch von anderen palästinensischen Gruppen. Die Terror-Organisation Hamas bekundete ihr Beileid und appellierte an die Autonomiebehörde, „ernsthafte Ermittlungen“ aufzunehmen. Die „Volksfront zur Befreiung Palästinas“ (PFLP) rief die Sicherheitskräfte dazu auf, „das Gesetz, die Würde und das Recht unseres Volkes zu achten“. Verarmte Palästinenser zahlten aktuell den Preis für die Corona-Maßnahmen der Behörde.

Tägliche Ausgangssperren

Unter den Palästinensern sind derzeit 8.702 akute Infektionen bekannt, davon 14 schwerwiegende Fälle. Die Zahl der Todesopfer in Zusammenhang mit dem Coronavirus liegt bei 79.

Zu den Corona-Maßnahmen der Palästinenser zählt eine tägliche Ausgangssperre von 20 Uhr abends bis 6 Uhr morgens. Der Verkehr zwischen den Regierungsbezirken bleibt verboten. Kleine Geschäfte können öffnen, sofern sie die Corona-Regeln beachten. Versammlungen sowie größere Hochzeits- und Trauerveranstaltungen sind untersagt.

Von: df

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