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Studie: Großteil bringt Belästigungen nicht zur Anzeige

Mehr als jede zehnte Frau in Israel war im vergangenen Jahr Opfer einer Straftat. Sexuelle Belästigung passiert am häufigsten, geht aus einer aktuellen Studie hervor. Staatspräsident Rivlin ruft zum Kampf dagegen auf. In Tunesien gibt es indes eine kleine #MeToo-Bewegung.
Etwa jede zehnte Frau in Israel wird Opfer einer Straftat (Symbolbild)

JERUSALEM (inn) – Die große Mehrheit der Frauen, die in Israel sexuell belästigt oder missbraucht werden, bringt den Vorfall nicht zu einer Strafanzeige bei der Polizei. In Zahlen drückt sich das so aus: Nahezu jede belästigte Frau (95,4 Prozent) und fast 80 Prozent (79,2 Prozent) derjenigen, die sexuellen Missbrauch erleben, erwägen keine justiziellen Konsequenzen. Das geht aus einer neuen Studie des Zentralen Statistikbüros hervor, das die Erhebung anlässlich des Internationalen Tags zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25. November veröffentlicht hat.

Die Betroffenen zeigten die Fälle oft aus Scham nicht an. Ein anderer Hauptgrund ist, dass sie das Gefühl haben, die Polizei nicht mit einem „kleinen Vorfall“ bemühen zu wollen, heißt es in der Erhebung.

Straftaten gegen Frauen: Belästigung, Diebstahl, Gewalt

2018 waren 336.000 Frauen in Israel im Alter von 20 Jahren oder älter Opfer verschiedener Straftaten. Das ist mehr als jede zehnte israelische Frau (11,8 Prozent). Die häufigsten Straftaten im vergangenen Jahr gegenüber Frauen waren sexuelle Belästigung, Online-Straftaten wie Belästigung, Diebstahl, Gewalt oder Androhung von Gewalt sowie sexuelle Übergriffe.

Die meisten Opfer sexueller Belästigung sind Frauen im Alter von 20 bis 34 Jahren – 9,6 Prozent der Vertreterinnen dieser Altersgruppe. Die Zahl ist drei Mal höher als die der Frauen, die 35 Jahre und älter sind (2,7 Prozent).

Israels Staatspräsident Reuven Rivlin reagierte auf den Bericht: „Die vergangenen Jahre waren ein historischer Wendepunkt im Umgang und Verständnis sexueller Übergriffe. Die #MeToo-Revolution, die Aufmerksamkeit der Medien und insbesondere der Mut, mit dem diejenigen, die sexuellen Missbrauch erlitten haben, ihre Geschichten geteilt haben, haben das Bewusstsein in der gesamten Gesellschaft geschärft.“ Weiter sagte er laut der Tageszeitung „Yediot Aharonot“: „Der Wandel hat bereits begonnen – aber die Arbeit ist noch lange nicht vorbei.“

#MeToo auf Arabisch

In Tunesien gibt es indes einen kleinen Aufschrei gegen Sexismus und Gewalt gegen Frauen. Der Hashtag #EnaZeda – #MeToo in tunesischem Arabisch – ist auch der Name einer Facebook-Gruppe. Sie hat bis heute mehr als 24.000 Mitglieder. Vor allem junge Frauen erzählen dort von ihren Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen, berichtet die Deutsche Presse-Agentur (dpa).

Die in Deutschland lebende Publizistin und muslimische Feministin Sineb el-Masrar erklärte laut dpa: „Obwohl die Debatten und Lebensrealitäten vieler Frauen relativ ähnlich sind, hat es #MeToo in den arabischen Ländern nicht so gegeben, wie in den USA oder Europa.“ Mädchen würden dazu erzogen, lieber den Mund zu halten und nicht aufzubegehren. „Andererseits haben diese Frauen, die protestieren, viel mehr zu verlieren und sind eigentlich noch mutiger als die Frauen im Westen. Es geht da um existenzielle Bedrohungen.“

Von: mab

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