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Angeklagter nach Angriff auf israelischen Professor verurteilt

In Bonn erhält ein 21-Jähriger unter anderem wegen eines antisemitischen Angriffes eine mehrjährige Haftstrafe. Das israelische Opfer kritisiert das Verhalten der deutschen Behörden – und bleibt dem Prozess fern.
Der antisemitische Angriff ereignete sich im Bonner Hofgarten

BONN (inn) – Das Bonner Amtsgericht hat am Montag einen 21-Jährigen mit palästinensischen Wurzeln zu einer Haftstrafe verurteilt. Ein Grund war ein Angriff auf einen israelischen Gastprofessor im Juli 2018. Der Angeklagte hatte den damals 50-jährigen Juden beschimpft, geschubst und ihm mehrmals die Kippa vom Kopf geschlagen. Das Motiv war antisemitisch.

Insgesamt muss der junge Mann für viereinhalb Jahre ins Gefängnis. Darin enthalten ist eine bestehende Jugendstrafe von drei Jahren und neun Monaten, wie der „Bonner General-Anzeiger“ berichtet. Die Anklagepunkte lauten auf Volksverhetzung, Beleidigung, Nötigung und Schwarzfahren. Das Gericht folgte mit dem Strafmaß dem Antrag der Staatsanwaltschaft, die Verteidigung hatte höchstens vier Jahre gefordert.

Das Opfer des antisemitischen Angriffes ist der israelische Gastprofessor Jitzchak Jochanan Melamed, der im US-amerikanischen Baltimore lebt und Philosophie lehrt. Er war für einen Vortrag nach Bonn gekommen. Prekär an dem Vorfall im Bonner Hofgarten ist, dass die herbeigerufene Polizei offenbar zunächst Täter und Opfer verwechselte. Und so erschien der Israeli nicht beim Prozess, weil er kein Vertrauen zu deutschen Strafverfolgungsbehörden habe. Als Nebenkläger vertraten ihn seine Anwälte.

Israeli: Brutalität der Polizei schlimmer als der Angriff

Melamed hat in einer Stellungnahme scharf kritisiert, dass die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen vier Beamte im März einstellte. Er sieht sich als Opfer eines doppelten Angriffes: zuerst vom Angeklagten und dann von einer „Gang von vier Bonner Polizeibeamten“. Den ersten Angriff habe er als „unangenehm“ empfunden. Doch viel schlimmer sei die Brutalität der Bonner Polizisten.

Auch wirft der Israeli den deutschen Behörden vor, den Fall vertuschen zu wollen, indem sie Feindseligkeiten gegen Minderheiten und Immigranten schürten. Er habe aus der Auseinandersetzung mit den Polizisten ein blaues Auge davongetragen. Doch das sei fälschlicherweise dem Angeklagten angelastet worden.

Der Verurteilte leidet nach Auffassung medizinischer Experten unter psychischen Störungen. Diese seien möglicherweise durch Drogenkonsum verstärkt worden. Bei seinen Gesprächen mit Ermittlern trat ein tief sitzender Antisemitismus zutage. Unter anderem soll er gesagt haben: „Ich bin Hitler Nummer 2“ und „Ich steche alle Juden ab!“. Bei dem Angriff selbst schrie er laut Anklage: „Du bist Jude!“ und „Kein Jude in Deutschland“. Doch mittlerweile hat sich der 21-Jährige von seinen Äußerungen distanziert – auch, weil er in der Haft einen Juden kennengelernt habe. In der Verhandlung hat er gestanden, den Professor getreten und beschimpft zu haben.

Von: eh

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