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Israel will ausgestorbene Mammuts unter Artenschutz stellen

Ein israelischer Vorschlag bei der Artenschutzkonferenz in Genf wirft Fragen auf: Es geht um den Schutz der bereits ausgestorbenen Mammuts. Die Weltgemeinschaft zögert noch, die Israelis preschen aber vor.
Ausgestattet mit begehrten Einzelteilen: Das Skelett eines Wollhaarmammuts in einer Rekonstruktion

GENF (inn) – Ausgestorben, ausgestorbener, am ausgestorbensten? Diese Steigerungsformen scheinen etwas skurril, wie etwa auch tot und toter. In diesem Sinne klingt ein Vorschlag Israels bei der in Genf am Mittwoch zuende gegangenen Weltkonferenz zum Artenschutz ein wenig seltsam. Der prähistorische Verwandte des Elefanten ist schon seit 10.000 Jahren ausgestorben. Einige Restpopulationen sollen sich bis etwa 2000 vor Christus gehalten haben. Die Israelis haben für die Konferenz nun beantragt, das seit Jahren ausgestorbene Wollhaarmammut unter Artenschutz zu stellen.

Wegen Bedenken aus Russland und Kanada wurde der Vorschlag jedoch nicht angenommen, wie die Nachrichtenseite „Japan Times“ berichtet. Eine Lösung für das Problem müssen die Tierschützer also noch finden. Immerhin: Israel geht mit gutem Beispiel voran. Am 13. August teilte das Land mit, den Handel mit Elfenbein, ob von Elefanten oder von Mammuts, zu verbieten. Ab dem Jahr 2021 tritt diese Regelung in Kraft.

Neben Israel hat auch Kenia einen ähnlichen Antrag schon im Januar angemeldet. Dabei geht es darum, Wollhaarmammuts auf die Liste des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES) zu setzen. Ziel ist es letztlich, heute noch lebende Elefanten zu retten und dem Elfenbeinhandel endgültig einen Riegel vorzuschieben. Wie die Wiener Tageszeitung „Kurier“ berichtet, schmelzen durch die Erderwärmung immer mehr Permafrostböden. Dadurch werden Wollmammutkadaver freigelegt. Bis zu 150 Millionen Mammuts könnten unter der Tundra liegen. Das Elfenbein ihrer Stoßzähne darf legal gehandelt werden. Schließlich sind die Urzeittiere bereits ausgestorben. Aus diesem Grund reisen findige Händler im Sommer nach Sibirien, um dort nach den Kadavern zu graben. Ihre Fundstücke exportieren sie fast ausschließlich nach China.

Große Nachfrage bei Chinesen

In China ist Elfenbein heiß begehrt: Es wird zur Herstellung von traditionellen Schnitzkunstwerken verwendet. In der chinesischen Medizin wird dem Material zudem eine heilende Wirkung nachgesagt. Nachdem die Volksrepublik Ende 2017 den Elfenbeinmarkt zum größten Teil geschlossen hat, bietet Mammutelfenbein eine legale Alternative. Es wird geschätzt, dass rund 50 Prozent des in China verkauften Elfenbeins von Mammuts stammen.

Ebenso wie legal gehandeltes Elfenbein könnte auch das Elfenbein der Mammuts in Zukunft vermehrt dazu dienen, den Handel mit gewildertem Elfenbein zu vertuschen. Dem „weißen Gold“ ist nämlich schwer anzusehen, ob es von einem Mammut oder von einem frisch getöteten Tier stammt. Ursula Göhlich von der geologisch-paläontologischen Abteilung am Naturhistorischen Museum Wien wird im „Kurier“ zitiert: „Besonders bei verarbeitetem Elfenbein ist es oft gar nicht möglich, einen Unterschied festzustellen.“

Zoll fragt Experten um Rat

Die Forscher im Naturhistorischen Museum sind immer wieder mit Stoßzähnen oder Kunstwerken aus Elfenbein konfrontiert. „Wir bekommen hier am Museum immer wieder Anfragen vom Zoll“, erzählt Göhlich. „Bei einem Stoßzahn ist der Unterschied oft schon an der Krümmung erkennbar.“

Die einzige sichere Methode zur Bestimmung der Herkunft von verarbeitetem Elfenbein ist die Radiokarbonmethode. Dank des atomaren Verfalls von Kohlenstoff in lebenden Organismen kann das exakte Alter des Objekts ermittelt werden. „Für eine Untersuchung müsste man aber eine Probe des Materials entnehmen. Das ist bei Kunstwerken jedoch schwierig“, gibt Göhlich zu bedenken. Weder die Forscher und noch die Verkäufer würden eine Beschädigung oder gar Zerstörung des Artefaktes in Kauf nehmen wollen.

Würden Mammuts unter Artenschutz gestellt, wäre auch der Handel mit ihrem Elfenbein illegal. Somit könnte das Elfenbein von gewilderten Elefanten auch nicht mehr als legales Mammutelfenbein getarnt verkauft werden. Ursula Göhlich steht hinter dem Vorstoß Israels: „Solange Elfenbein angeboten und verarbeitet wird, gibt es einen Bedarf an dem Material.“ Tatsächlich werde heutiges, gewildertes Elfenbein häufig als fossiles Mammutelfenbein verkauft. „Dadurch wird der Markt am Laufen gehalten. Deswegen wäre es ideal, wenn der Handel mit Elfenbein vollkommen untersagt wird. Denn dann wäre alles im illegalen Bereich“, meint die Naturwissenschaftlerin.

Gefährdete Elefanten

Laut der Weltnaturschutzunion (IUNC) ist die Wilderei die größte Bedrohung für die afrikanischen Elefanten. Ihre Zahl ist seit dem Jahr 1981 von rund 1,2 Millionen auf einen Bestand von nur noch 415.000 Tieren gesunken. Insgesamt ist die Zahl der Elefanten in Afrika zwischen 2006 und 2016 um 20 Prozent eingebrochen.

Das Washingtoner Artenschutzübereinkommen trat 1975 in Kraft. Derzeit zählt es 183 Mitglieder, Israel gehört seit 1980 dazu. Vertreter der Vertragsstaaten kommen alle drei Jahre zu einer Konferenz zusammen.

Von: Ulrich W. Sahm

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