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Gelände um Marias Rastplatz abgebrannt

Relativ unbekannt ist eine alte Pilgerstätte der griechisch-orthodoxen Kirche. Dabei könnten durch einen Besuch dort Souvenirgeschäfte in Bethlehem angekurbelt werden. Doch selbst ein Brand ruft offenbar keine Kirchenvertreter auf den Plan.
Die achteckige Form der früheren Kirche ist noch zu erkennen

JERUSALEM / BETHLEHEM (inn) – Genau auf halber Strecke zwischen Jerusalem und Bethlehem, beim griechisch-orthodoxen Mar-Elias-Kloster, gibt es eine kaum bekannte heilige Stätte. Auf Griechisch heißt sie „Kathisma“. Inmitten der Überreste einer oktogonalen Kirche aus dem 3. Jahrhundert ist dort ein Felsen, auf dem die hochschwangere Maria auf dem Weg nach Bethlehem „geruht“ haben soll. Wie in Jerusalem üblich, ist dabei der Felsen zurückgewichen, sodass der Abdruck der sitzenden Maria für alle Ewigkeit erhalten geblieben ist. Genauso haben laut christlicher Überlieferung Jesus und laut muslimischer Tradition Mohammed bei ihrer jeweiligen Himmelfahrt ihre „Spuren“ hinterlassen.

Für die Kathisma gibt es eine schriftliche Quelle im Protoevangelium des Jakobus aus dem 2. Jahrhundert nach Christus: „Und als sie den halben Weg gegangen waren, sagte Maria zu Josef: Lass mich von der Eselin absteigen, denn das Kind drückt mich und will herauskommen. Da half er ihr von der Eselin herunter.“ Aufgrund dieser Episode wird das Gelände Kathisma (griechisch „Niedersitzen“) genannt.

Im 3. Jahrhundert haben die Griechen rund um den heiligen Felsen eine oktogonale Kirche gebaut. Die geschah in ähnlicher Weise wie um das Grab Jesu in der heutigen Grabeskirche und um den Gründungsfelsen auf dem Tempelberg, wo bis heute der Felsendom mit der berühmten goldenen Kuppel die achteckige Form beibehalten hat.

Die Kirche um den Abdruck der ruhenden Maria ist längst zerstört, aber der Grundriss ist vollständig erhalten. Vor einigen Jahren genehmigten die Griechen dort Ausgrabungen. Die Archäologen legten bunte Mosaiken frei und beim Eingang sogar eine große griechische Inschrift mit dem Namen des Stifters. Zum Schutz der Mosaiken wurden sie mit Sand zugeschüttet. Doch Besucher können den Sand beiseiteschieben und die bunten kleinen Steinchen entdecken.

Unbekannte Stätte

Nach Abschluss der wissenschaftlichen Untersuchungen empfahlen die Israelis den Griechen, die alten Ruinen mit einem Holzbau zu überdecken, nicht nur um die Überreste der alten Kirche zu schützen, sondern auch, um die heilige Stätte wieder als Kirche Pilgern zugänglich zu machen. Doch die Griechen lehnten ab, sodass die Ruine am Wegrand der Hauptstraße von Jerusalem nach Bethlehem zwar mit Sand bedeckt ist, aber ansonsten verkommt. Nur wenige wissen von der Existenz dieser kuriosen Stätte.

Normalerweise steht dort auch kein Pilger-Besuch an, wenn sie zwischen Jerusalem und Bethlehem an der Stelle vorbeifahren. Denn viele Tourguides wissen nichts von dieser durchaus pikanten Sehenswürdigkeit. Dabei könnte man gewiss Touristen und weniger fromme Pilger dorthin locken.

Für die griechischen Erbauer der Kirche im 3. Jahrhundert gab es sogar ein „geschäftliches“ Interesse. Die Pilger auf dem Weg nach Bethlehem sollten mit Prozessionen und Messen solange aufgehalten werden, dass sie erst gegen Abend in der Geburtsstadt Jesu ankamen. So sollten sie gezwungen werden, in Bethlehem ein Hotelzimmer zu buchen, dort zu essen und dann auch noch Andenken einzukaufen. Das erzählte die Archäologin Rina Avner, als sie im Auftrag der Altertumsbehörde die Mosaiken sorgfältig freigelegt hatte.

Bis heute übernachten die meisten Pilger in Jerusalem, machen mit dem Bus einen kurzen Abstecher in das nur zehn Kilometer entfernte Bethlehem, steigen mal eben schnell zur Geburtsgrotte herab und fahren sofort wieder nach Jerusalem zurück. Oft bleibt nicht einmal ausreichend Zeit für den Einkauf von Andenken bleibt da ausreichend Zeit in Bethlehem. Aus Rücksicht auf die dortigen Händler könnte man diese geschickte Geschäftsidee der Griechen aus dem 3. Jahrhundert heute eigentlich erneuern.

Brand am katholischen Feiertag entdeckt

Ausgerechnet am Tag der katholischen Feiern zu „Mariä Himmelfahrt“ besuchten wir – zwei deutsche Touristen und dieser Korrespondent – die archäologische Stätte. Zu unserem großen Schrecken sahen wir, dass kurz zuvor das üppig gewachsene Unkraut rund um die Kirchenreste völlig abgebrannt war.

Der Brand hat Unkraut vernichtet Foto: Ulrich W. Sahm
Der Brand hat Unkraut vernichtet

Im vergangenen Winter hatte es besonders stark geregnet, sodass das Unkraut wuchern konnte. Wegen der Hitzewellen in den vergangenen Tagen war alles vertrocknet und zu brandgefährlichem Zunder geworden. Da einige Stöckchen sogar noch rauchten, wirkte es, als sei der Brand nicht einmal ordentlich gelöscht worden. Die zahlreichen Olivenbäume auf dem nun aus schwarzer Asche bestehenden Gelände scheinen unter dem Feuer kaum gelitten zu haben.

Von: Ulrich W. Sahm

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