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Sara Pragier: Plötzlich war der Frieden so nah

Die Reiseleiterin Sara Pragier erinnert sich noch gut an die Euphorie, die der Besuch des ägyptischen Präsidenten Al-Sadat 1977 in Jerusalem auslöste. Einen besonderen Kommentar zog sein Abendessen mit Premierministerin Meir nach sich.
War vor der Rückgabe an Ägypten öfter mit Freunden im Sinai: Sara Pragier

Der Jom-Kippur-Krieg 1973 war ein großer Schock für das ganze Land gewesen. Damals war ich noch keine Reiseleiterin, aber zwischen 1967 und 1973 war ich öfter mit Freunden auf der Sinai-Halbinsel. Nach dem Sechs-Tage-Krieg war nicht klar, ob die Ägypter nochmal angreifen würden. Später, ich war schon Reiseleiterin, war ein Teil des Sinai immer noch in unseren Händen. Es war eine schöne Zeit: Wir schliefen am Strand, gingen morgens schnorcheln und trafen viele junge Israelis.

Nach dem Jom-Kippur-Krieg gab Israel Teile der Halbinsel zurück: erst das Gebiet mit dem Öl, danach den Strand, danach die Hotels in Taba. Als Anwar as-Sadat dann 1977 nach Jerusalem kam, waren die Straßen in Jerusalem voll. Das King-David-Hotel war damals DAS Hotel, und natürlich war er dort untergebracht. Ich besuchte meine Freundin, die in der Keren-Ha­Yesod-Straße, also direkt nebenan, wohnte.

„Ein Gespräch von Oma zu Opa“

Ob ich das Auto von Sadat mit der Kolonne mit eigenen Augen gesehen habe oder in den Nachrichten im Kino, weiß ich heute nicht mehr. Die Euphorie der Straße habe ich aber ganz sicher erlebt. Wir haben uns alle so gefreut, der Besuch war ein Zeichen des guten Willens und der Frieden war plötzlich so nah. Im Kino sahen wir auch das Abendessen mit Golda Meir und Sadat, es wirkte so natürlich und gemütlich, dass es kommentiert wurde: „Ein Gespräch von Oma zu Opa“.

Als es dann 1979 endlich Frieden gab, fuhren so viele Israelis nach Ägypten, dass die Ägypter nicht glauben wollten, dass Israel nur gute dreieinhalb Millionen Einwohner hatte. So ist das bis heute im Sinai. Ich bin damals nicht nach Ägypten gefahren, weil ich dachte, so ein nahes Ziel könnte ich noch mein ganzes Leben lang besuchen. Leider begannen dann später die Angriffe auf Touristen aus aller Welt, sodass wir nicht mehr fahren konnten. Und dann sahen wir 1981 in den Nachrichten, wie Sadat erschossen worden war. Danach kam Mubarak und keiner wusste, was aus dem Friedensvertrag werden würde.

Sara Pragier ist 1944 in Uruguay geboren und wuchs in Argentinien auf. 1961 machte sie Alija nach Israel, wo sie Architektur studierte und später Reiseleiterin wurde.

Aufgezeichnet von mh

Diesen Artikel finden Sie auch in der Ausgabe 2/2019 des Israelnetz Magazins. Diese besondere Themenausgabe befasst sich mit den Beziehungen Israels zu arabischen Staaten und dem Iran. Sie können die Zeitschrift kostenlos und unverbindlich bestellen unter der Telefonnummer 06441/915152, via E-Mail an info@israelnetz.com oder online. Gerne können Sie auch mehrere Exemplare zum Weitergeben oder Auslegen anfordern.

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