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Ein militärischer Sieg und eine wundersame Ölvermehrung

Wunder stehen im Mittelpunkt des Chanukkafestes, das am Sonntagabend beginnt. Eine zentrale Überlieferung kommt in der grundlegenden Textsammlung des Talmud nicht vor. Das liegt an der Konkurrenz zweier Familien.
Das Lichtzünden erinnert an das Ölvermehrungswunder

Das Chanukkafest erinnert an einen militärischen Sieg, der ohne göttliches Eingreifen schwerlich möglich gewesen wäre: Im 2. vorchristlichen Jahrhundert eroberten Hellenisten den Jerusalemer Tempel und weihten ihn dem griechischen Hauptgott Zeus. Juden, die den Götzendienst nicht guthießen, formierten sich zum Widerstand. Sie versteckten sich in den Bergen und sammelten sich um einen Mann namens Jehuda Makkabi (Judas Makkabäus), der die Führung von seinem verstorbenen Vater Mattatias übernommen hatte. Obwohl die Makkabäer in der Unterzahl waren, konnten sie im Jahr 165 vor der Zeitrechnung den Tempel zurückerobern. Bis heute heißen viele jüdische Sportvereine „Makkabi“ – dahinter steckt der Wunsch, die Sportler mögen ähnlich heldenhaft sein wie seinerzeit die Makkabäer.

Das hebräische Wort „Chanukka“ bedeutet „Einweihung“. Am 25. Tag des Monats Kislew weihten sie das Heiligtum in Jerusalem wiederum dem Gott Israels. Doch sie stießen auf ein neues Problem: Die Menora, das ewige Licht, wäre beinahe erloschen. Denn das reine, heilige Öl hätte normalerweise nur noch für einen einzigen Tag gereicht. Doch die eine Flasche reichte für acht Tage, bis das neue Öl fertig war.

Wegen dieses Wunders zünden Juden an einem Leuchter acht Tage lang jeden Abend ein Licht mehr an. Der Chanukkaleuchter, die Chanukkia, hat neun Arme. Die neunte Kerze ist der „Schamasch“ (Diener), mit dessen Hilfe die anderen Lichter entzündet werden. In diesem Jahr beginnt das Fest am Abend des 2. Dezember.

Mischna ignoriert Ölwunder

Erstaunlicherweise findet sich in der Mischna, also der dem Talmud zugrunde liegenden Textsammlung, kein Hinweis auf das Ölwunder. Die Mischna wurde um 200 nach Christus von Rabbi Jehuda NaNassi fertiggestellt. Eine volkstümliche Deutung für die Auslassung bietet das 1891 erstmals in Lemberg gedruckte Buch „Ta’ame HaMinhagim“, das sich mit jüdischen Bräuchen befasst. Sie nimmt Bezug auf die Abstammung Jehuda HaNassis.

In dem Buch heißt es: „Unser heiliger Lehrer, der die Mischna geordnet hat, war aus dem Geschlecht des Königs David (über ihm sei Friede), das Chanukkawunder aber wurde durch das Haus der Makkabäer vollbracht, die die Herrschaft ergriffen hatten, obwohl sie nicht aus dem Geschlecht Davids waren. Dies verdross unseren heiligen Lehrer, und als er die Mischna vermöge des heiligen Geistes schrieb, ließ er das Wunder in seinem Werke aus.“ Hier wird also ein Konkurrenzdenken zwischen den Nachkommen Davids und den Makkabäern als Erklärung herangezogen.

Obwohl die Mischna das Wunder nicht erwähnt, steht es heute im Zentrum der Feiertage. Zum Lichtzünden gehört eine bestimmte Liturgie. Sie beginnt mit dem Segensspruch: „Gepriesen seist Du, Herr, unser Gott, der uns durch Seine Gebote geheiligt hat und uns geboten hat, das Chanukkalicht zu zünden.“ Weiter heißt es: „Diese Kerzen zünden wir an wegen der Wunder und der Wundertaten und der Heilstaten und der Kriege, die Du unseren Vätern getan hast – in jenen Tagen und in dieser Zeit.“

Zum Lichtzünden ist grundsätzlich jeder Jude verpflichtet. Die Chanukkia soll an einem Fenster stehen, damit das Wunder bekannt gemacht wird. Benutzt werden Öllämpchen oder Wachskerzen. Entgegen dem heutigen Trend ist es aber nicht möglich, mit elektrischen Leuchtern das Gebot zu erfüllen.

Torastudium trotz Unterdrückung

Zur Unterdrückung durch den hellenistischen König Antiochus gehörte auch das Verbot, die Tora zu studieren, den Sabbat zu halten und Jungen zu beschneiden. Gesetzestreue Juden, die sich dem nicht beugen wollten, waren auf der Hut:. Wenn sie in den heiligen Schriften lasen und unerwartet ein Staatsbeamter erschien, versteckten sie laut der Überlieferung die Bücher und taten so, als würden sie spielen. Daran erinnert bis heute der Dreidel, ein besonderer Kreisel.

Die Buchstaben auf den Seiten der Kreisel stehen für den Satz: „Nes gadol haja po“ („Ein großes Wunder geschah hier“) Foto: Israelnetz/mh
Die Buchstaben auf den Seiten der Kreisel stehen für den Satz: „Nes gadol haja po“ („Ein großes Wunder geschah hier“)

Das Ölvermehrungswunder inspirierte die Juden zu den Speisen, die sie an Chanukka bevorzugt essen. Beliebt sind Sufganiot (Krapfen) und Latkes (Kartoffelküchlein). Während des Festes wird normal gearbeitet. Nur die Kinder in Israel haben Ferien, für sie gibt es auch Geschenke.

Von: Elisabeth Hausen

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