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Impfung gegen Masern als religiöse Pflicht

Viele ultra-orthodoxe Juden wollen sich und ihre Kinder nicht gegen Masern impfen lassen – obwohl die Krankheit sich in Israel ausbreitet. Mit einem Urteil wollen rabbinische Rechtsgelehrte die Gefahr der Ansteckung bannen.
Die jüdischen Rechtsgelehrten halten eine Impfung für lebensnotwendig (Symbolbild)

JERUSALEM (inn) – Wer sich nicht gegen Masern impfen lässt, gefährdet Menschenleben. Das haben mehrere israelische Rabbiner in einem halachischen Urteil zum richtigen Verhalten von Juden festgelegt. Anlass ist der schwerste Ausbruch der Infektionskrankheit in Israel seit zehn Jahren, wie die Nachrichtenseite „Arutz Scheva“ berichtet.

Menachem Chaim Breyer ist sowohl Rabbiner als auch Mediziner. Er arbeitet als stellvertretender ärztlicher Leiter des „Majanej haJeschu’a“-Krankenhauses in der ultra-orthodox geprägten Stadt Bnei Brak bei Tel Aviv. In der Klinik ist er auch zuständig für Ethik in Medizin und Halacha sowie für die Heiligung des Lebens.

Verzicht auf Impfung gefährdet Mitmenschen

In den vergangenen Wochen suchte er mehrere einflussreiche rabbinische Richter auf und sprach mit ihnen über den Ausbruch der Masern. Er wies darauf hin, dass die Krankheit auch diejenigen gefährde, die zwar geimpft wurden, aber ein schwaches Immunsystem haben. Die Rechtsgelehrten stimmten ihm zu und kamen zu dem Schluss: Die Halacha, also das jüdische Gesetz, verpflichtet jeden, der sich noch nicht gegen den Erreger hat impfen lassen, dies schnell zu tun. Denn wer sich nicht impfen lässt, bringe viele Menschen in Gefahr. Auch Babys, die nach Empfehlung des Gesundheitsministeriums noch nicht geimpft werden sollten, würden gefährdet.

„Es handelt sich um die ansteckendste Viruserkrankung“, merkte Breyer an. „Bei etwa einem Drittel der Infizierten kommt es zu Komplikationen, die besonders schwer sein können und auch, was Gott verhüten möge, zum Tod führen können, durchschnittlich stirbt etwa jeder tausendste Patient. Impfung ist nötig, es gibt hier keinen Raum für Zaudern und Unentschlossenheit.“

Mit dem Rechtsurteil reagieren die Rabbinen auf die Tendenz im ultra-orthodoxen Milieu, sich nicht impfen zu lassen. Am 1. November gab es erstmals seit 15 Jahren in Israel einen Todesfall durch Masern: Im Jerusalemer Stadtteil Mea Schearim starb ein anderthalbjähriges Kind. Offenbar hatte das kleine Mädchen sich bei seinen Eltern angesteckt. Alle drei waren nicht geimpft, schreibt die Onlinezeitung „Times of Israel“. Von Anfang Januar bis Ende Oktober wurden in Israel mehr als 820 Fälle der Krankheit registriert.

Von: eh

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