Suche
Close this search box.

Journalist Beinart am Flughafen verhört

Der israelische Inlandsgeheimdienst Schabak hat sich den Journalisten Peter Beinart zur Brust genommen – und musste sich anschließend dafür entschuldigen. Beinart schildert den Vorfall als lehrreiche Erfahrung.
Wurde am Ben-Gurion-Flughafen verhört: Der Journalist Peter Beinart

TEL AVIV (inn) – Der bekannte amerikanische Journalist Peter Beinart ist am Sonntag eine Stunde lang am Ben-Gurion-Flughafen für ein Verhör festgehalten worden. Das machte er am Montag in einem Artikel für das amerikanisch-jüdische Magazin „Forward“ bekannt. Dabei kritisierte er insbesondere, dass der Sicherheitsbeamte ihm keinen Grund für die Befragung genannt habe.

Dem Bericht zufolge reiste Beinart mit seiner Frau und zwei Kindern nach Israel, um der Bat Mitzwa seiner Nichte beizuwohnen. Bei Ankunft am Flughafen und nach der üblichen Passkontrolle wurde er in einen Raum zum Verhör gebracht. Der Beamte sprach ihn auf seine Beteiligung an einem Protest in Hebron an; Beinart hatte dort bei seinem vorigen Israel-Besuch für die Rechte von Palästinensern demonstriert.

Beinart: Trump bestärkt Netanjahu

In der weiteren Befragung sei es darum gegangen, ob Beinart mit Organisationen verbunden sei, die zu Gewalt anstiften, Anarchie verbreiten oder die israelische Demokratie gefährden. Dies verneinte Beinart ebenso wie die Frage, ob er sich bei seinem jetzigen Aufenthalt an weiteren Protesten beteiligen wolle.

Für Beinart ist der Vorfall Beleg dafür, wie sehr US-Präsident Donald Trump den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu bestärkt: „Eine israelische Regierung, die weder die liberale Demokratie noch die Herrschaft des Rechtes respektiert, weiß, dass sie Seelenverwandte in Washington hat.“ Der Vorfall habe ihn daran erinnert, dass Israel zwar für die jüdische Zukunft stehe; doch um auf diese Zukunft stolz zu sein, müsse er darum kämpfen.

Netanjahu: Israel ist eine offene Gesellschaft

Netanjahu bemühte sich indes, die Wogen zu glätten. Ein „Behördenfehler“ habe zu der Befragung geführt, heißt es in einer Mitteilung seines Büros. „Israel ist eine offene Gesellschaft, die alle willkommen heißt – Kritiker ebenso wie Unterstützer. Israel ist das einzige Land im Nahen Osten, in dem Menschen ihre Meinung offen sagen können.“

Der Inlandsgeheimdienst Schabak, der für das Verhör verantwortlich ist, bat Beinart um Entschuldigung. Die Beamten hätten die Sachlage falsch bewertet. Der Vorfall werde untersucht.

Beinart für Siedlungsboykott

Beinart hat in der Vergangenheit für verschiedene Publikationen geschrieben, darunter das „Time Magazine“ und die „New York Times“. Aktuell verfasst er Kolumnen für die linksgerichtete israelische Tageszeitung „Ha’aretz“.

Als Kritiker der israelischen Siedlungspolitik hat er im Jahr 2012 in der „New York Times“ zum Boykott von Siedlungen aufgerufen, „um Israel zu retten“. Unter anderem sprach er sich dafür aus, die Begriffe „Judäa“ und „Samaria“ für die Bezeichnung der entsprechenden Gebiete zu streichen. Die Begriffe „unterstellen, dass es jüdisches Land war und immer sein wird“.

Die Knesset hat am 6. März 2017 neue Einreisebestimmungen festgelegt. Demzufolge ist es möglich, denjenigen die Einreise zu verwehren, die Israel oder die Siedlungen boykottieren. Beinart betonte in seinem Artikel, er boykottiere zwar die Siedlungen, aber nicht Israel.

Von: df

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen