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Juden trauern um zerstörte Tempel

Am Sonntag begehen Juden den Fasttag Tischa BeAv. Er erinnert unter anderem an die Zerstörung der beiden Jerusalemer Tempel.
So könnte der Zweite Tempel ausgesehen haben

Am 9. Tag des Monats Av gibt es für Juden gleich mehrere Anlässe zum Trauern. Deshalb fasten sie an diesem „Tischa BeAv“ von Sonnenuntergang bis Sonnenuntergang. In diesem Jahr fällt der 9. Av auf den 18. Juli, das Fasten beginnt am Samstagabend.

Im Mittelpunkt des Gedenkens steht die Zerstörung des Ersten Tempels im Jahr 586 vor der Zeitrechnung wie auch die Zerstörung des Zweiten Tempels im Jahr 70 nach Christus. Beide Ereignisse geschahen laut jüdischer Überlieferung am 9. Av. Im Jahr 135 schlugen die Römer zudem endgültig den jüdischen Aufstand nieder und töteten ebenfalls am 9. Av den Anführer Simon Bar Kochba, in den Juden große Hoffnungen gesetzt hatten – er galt vielen sogar als Messias.

Danach wurde Jerusalem zur römischen Militärkolonie Aelia Capitolina. Juden durften die Stadt nicht betreten. Das gesamte Gebiet wurde „Palästina“ genannt, dadurch wollten die Römer jede Erinnerung an das jüdische Leben in der Region auslöschen. Ein Jahr später wurde Jerusalem erneut zerstört, auch das geschah am 9. Av.

An furchtbare Ereignisse erinnern Juden auch im Zusammenhang mit dem Mittelalter und der Neuzeit: Im Jahr 1290 wurde die Ausweisung der Juden aus England verfügt, 1492 begann die Vertreibung der Juden aus Spanien. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges am 1. August 1914 fiel ebenfalls auf den Tischa BeAv. 1942 begannen an diesem Datum die Massendeportationen von Juden aus dem Warschauer Ghetto.

Bibel: Israeliten verloren Gottvertrauen

Aus biblischer Zeit kommt ein weiteres Ereignis hinzu: Bevor das Volk Israel ins Gelobte Land einziehen konnte, sandte Mose zwölf Kundschafter dorthin. Diese kehrten mit vielen Früchten zurück. Zehn von ihnen erzählten aber auch von Riesen, die im Lande Kanaan lebten. Daraufhin verloren die meisten Israeliten ihr Gottvertrauen. Als Strafe durfte ihre Generation mit Ausnahme der beiden rechtschaffenen Kundschafter Josua und Kaleb das verheißene Land nicht betreten.

Die Episode wird in 4. Mose 13 berichtet. Dort findet sich zwar keine Datumsangabe. Aber nach jüdischer Überlieferung ereignete sich der folgenschwere Sinneswandel des Volkes am 9. Av. Auch deshalb begehen Juden an diesem Datum einen Trauertag, an dem sie fasten und nicht die Tora studieren. Denn in Psalm 19,9 steht geschrieben: „Die Befehle des HERRN sind richtig und erfreuen das Herz.“ In der Liturgie wird aus dem Buch der Klagelieder gelesen.

Ein offizieller Feiertag ist Tischa BeAv in Israel nicht. Arbeit ist allerdings nicht erlaubt. Daran erinnert die Verteilzeitung „Israel Hajom“ mit einer Erläuterung: „Wer an dem Tag arbeitet, sieht darüber keinen Segen.“ Diese Regel sei traditionell ab Mitternacht erleichtert worden: Dann sei eine wirklich notwendige Arbeit möglich.

Von: Elisabeth Hausen

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