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Zehn Jugendliche sterben bei Überflutung

Trotz Unwetterwarnungen ist eine Gruppe von 25 Jugendlichen auf Wanderung gegangen. Bei einer Überflutung ertranken zehn von ihnen. Israel ist geschockt, gegen die Organisatoren ermittelt nun die Polizei.
Die Helfer vom Magen David Adom am Ort der Tragödie

JERUSALEM (inn) – Israel trauert um zehn Schüler, die am Donnerstag bei einer Überschwemmung in der Arava-Wüste im Süden des Landes umgekommen sind. Die Jugendlichen waren auf einem Wanderausflug in Wassermassen geraten. Gemessen an der Zahl der Toten handelt sich um die schwerste Tragödie dieser Art in der israelischen Geschichte. 1976 sind sechs Menschen ebenfalls bei einer Überschwemmung während eines Ausflugs gestorben.

Die Bnei-Zion-Akademie mit Sitz in Tel Aviv, die auf den Militärdienst vorbereitet, hatte den Ausflug mit insgesamt 25 Schülern im Alter von etwa 18 Jahren organisiert. Die Beteiligten sollten im kommenden Jahr mit der Schulung beginnen; der Ausflug war dazu gedacht, erste Verbindungen aufzubauen.

Starke Regenfälle

Die Jugendlichen erkundeten den beliebten Wanderweg am Fluss Zafit südwestlich des Toten Meeres. Der Weg führt durch ein enges Tal. Nach Regenfällen ist hier wie in ähnlichen Tälern die Gefahr plötzlicher Überflutungen groß. Über Israel ging in dieser Woche für die Jahreszeit ungewöhnlich starker Regen und Hagel nieder. Für Donnerstag hatte es Unwetter- und Überflutungswarnungen für den Süden gegeben.

Der Rettungsdienst Magen David Adom teilte mit, um 14.27 Uhr Ortszeit einen Notruf erhalten zu haben. An dem Rettungseinsatz, der dann bis in die Nacht hinein andauerte, beteiligten sich auch zwei Einheiten und fünf Hubschrauber der Armee. 15 Jugendliche konnten gerettet werden, zwei von ihnen kamen mit leichten Verletzungen in ein Krankenhaus nach Be’er Scheva.

Inzwischen wurden die Namen der Toten bekannt gegeben: Zur Alfi, der einzige Junge unter den Getöteten, aus Maskeret Batja; Ma’ajan Barhum aus Jerusalem; Ilan Bar-Schalom aus Rischon LeZion; Gali Belali aus Giv’atajim in Zentralisrael; Romi Cohen aus Moschav Ma’or im Norden; Agam Levi aus Moschav Herut in Zentralisrael; Ella Or aus Ma’ale Adumim; Adi Ra’anan aus dem Küstenort Michmoret; Jael Sadan aus Jerusalem; Schani Samir aus Schocham in Zentralisrael.

Zur Alfi Foto: privat
Zur Alfi
Ilan Bar-Schalom Foto: privat
Ilan Bar-Schalom
Ma'ajam Barhum Foto: privat
Ma’ajam Barhum
Gali Belali Foto: privat
Gali Belali
Romi Cohen Foto: privat
Romi Cohen
Agam Levi Foto: privat
Agam Levi
Ella Or Foto: privat
Ella Or
Adi Ra'anan Foto: privat
Adi Ra’anan
Jael Sadan Foto: privat
Jael Sadan
Schani Schamir Foto: privat
Schani Schamir

Warnungen ignoriert

Wie nach der Tragödie bekannt wurde, hatten die Beteiligten Bedenken aufgrund der Wetterlage. Eine der Getöteten äußerte am Tag zuvor in einer WhatsApp-Gruppe ihre Vorahnung: „Es ergibt keinen Sinn, dass wir an einen Ort gehen, wo alles überflutet ist. So fordert man das Schicksal heraus – im Ernst, wir werden sterben.“

Die Akademie hatte die Beteiligten hingegen beschwichtigt. Man solle sich angesichts der Unwetterwarnungen keine Sorgen machen. Der Ausflug werde eine „spaßige und nasse Erfahrung“. Die Akademie teilte weiter mit, den Ausflug gut vorbereitet und sich mit den Behörden abgestimmt zu haben.

Vor Ort geriet die Lage dann aber offenkundig außer Kontrolle. Die Überlebenden des Ausflugs berichteten von drei bis vier Meter hohe Wellen. „Ich hielt mich an einer meiner Freundinnen fest, aber wir konnten uns nicht halten“, sagte ein Junge. „Sie glitt vor meinen Augen ab.“ Ein anderer berichtete, er habe sich gerade so an einem Ast festhalten können.

Festnahmen und Trauer

Die Polizei hat am Freitag den Direktor der Bnei-Zion-Akademie festgenommen. Auch ein Ausbilder wurde mit Verdacht auf fahrlässige Tötung inhaftiert. Die beiden wurden in der Nacht zum Freitag bereits zu ihrem Umgang mit Überflutungswarnungen befragt. Auch ein dritter Verdächtiger wurde zunächst befragt, dann aber in Hausarrest entlassen.

Verschiedene Politiker bekundeten ihr Entsetzen. Regierungschef Benjamin Netanjahu schrieb auf Twitter: „Der Staat Israel trauert um die vielsprechenden jungen Menschen, deren Leben durch diese Tragödie in der Arava-Wüste zum Abbruch kam.“ Staatspräsident Reuven Rivlin teilte mit, das ganze Land umarme die betroffenen Familien. Er wünschte auch den beiden Verletzten eine schnelle Genesung. Sportministerin Miri Regev ordnete für den Beginn des zweiten Tages der Judo-Europameisterschaften, die derzeit in Tel Aviv stattfinden, eine Schweigeminute an.

Der amerikanische Botschafter in Israel, David Friedman, schrieb auf Twitter: „Regen in Israel ist ein Segen. Aber diese Woche nahm der Segen eine tragische Wende. Amerikaner sind in tiefer Trauer angesichts der Toten infolge der Fluten in dieser Woche.“ Auch andere Botschafter in Israel bekundeten via Twitter ihre Trauer.

Unterdessen wurden am Freitagmittag sieben der zehn Teenager in ihren Heimatorten begraben. Der Vater von Jael Sadan sagte, jeden Morgen bitte er Gott um Bewahrung für seine Familie. „Offenkundig hatte der Heilige, gesegnet sei Er, andere Pläne.“ Die Mutter von Ella Or klagte die Organisation an. „Sie versprachen mir, dass alles gut sein werde, aber nichts ist gut.“ Der Vater von Zur Alfi bemühte sich wiederum um versöhnliche Töne: „Wir haben keine Wut, nur Liebe. (…) Wir sind auf niemanden wütend“, sagte er in Richtung der Akademie.

Von: df

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