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Arbeitslosigkeit und IS bereiten die größten Sorgen

Arabische Jugendliche sind weniger optimistisch als in den Vorjahren. Russland sehen sie vor den USA als wichtigsten nicht-arabischen Verbündeten. Eine Umfrage unter arabischen Jugendlichen von Nordafrika bis zur Arabischen Halbinsel gibt Einblicke in die Einstellungen und Befindlichkeiten.
Die Vereinigten Arabischen Emirate sehen viele arabische Jugendliche als Vorbild (im Bild: Dubai)

DUBAI (inn) – Russland steigt in den Augen arabischer Jugendlicher zum wichtigsten nicht-arabischen Verbündeten auf. Das geht aus der diesjährigen Umfrage zur Situation der arabischen Jugend der Agentur „ASDA’A Burson-Marsteller“ hervor. Die Erhebung wurde am Mittwoch vorgestellt. Demnach nannten rund 21 Prozent der Teilnehmer den russischen Präsidenten Wladimir Putin als bedeutendsten Verbündeten außerhalb der arabischen Welt. Im Vorjahr waren dies 9 Prozent. Damit löst Russland die USA ab, die noch von 17 Prozent der arabischen Jugend als wichtigster nicht-arabischer Bündnispartner angesehen wird. 2016 waren dies noch 25 Prozent.

Mehr als 52 Prozent der Befragten gaben an, ihr Land steuere in die richtige Richtung. Das sind 12 Prozentpunkte weniger als noch im Vorjahr. Bei den Jugendlichen aus den vergleichsweise wohlhabenderen Golfstaaten (Saudi-Arabien, Kuwait, Oman, Katar, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate) lag diese Zahl mit 85 Prozent deutlich höher. Die überwiegende Mehrheit (85 Prozent) der Jugendlichen aus den teilnehmenden Länder der Levante (Libanon, Jordanien, die palästinensischen Autonomiegebiete) sowie dem Jemen waren der Meinung, ihr Land steuere in die falsche Richtung.

Die Jugendlichen in den Golfstaaten blickten zudem deutlich optimistischer in die Zukunft. 78 Prozent gaben an, die besten Tage kämen noch. In Nordafrika waren 61 Prozent dieser Meinung. In der Levante und im Jemen fanden hingegen 66 Prozent, die besten Tage lägen bereits hinter ihrem Land.

Große regionale Kluft

„Die starke Kluft zwischen den Reaktionen der Jugend in den Golfstaaten und denen in der Levante und Nordafrika ist eindeutig mit den großen Unterschieden im Zugang zu Chancen verbunden“, erklärte „ASDA’A Burson-Marsteller“-Gründer Sunil John. Die diesjährigen Ergebnisse hält er für besorgniserregend. Seit neun Jahren führe seine Agentur die Studie durch und es habe immer regionale Unterschiede gegeben, die Kluft sei jedoch noch nie so groß gewesen, sagte John. Die Unterschiede seien nicht nur dadurch zu erklären, dass Länder mit Ölvorkommen reicher seien. „Das wäre zu einfach. Der Irak und Libyen zum Beispiel sind ölreiche Staaten, gehören aber zu den Ländern, in denen die Jugend am meisten über die Arbeitslosigkeit besorgt ist, und am wenigsten zuversichtlich im Blick auf die Fähigkeit ihrer Regierung ist, diese Frage zu lösen“, so John weiter.

War im Vorjahr noch die Bedrohung durch die Terrormiliz „Islamischer Staat“ die größte Sorge der Jugendlichen (50 Prozent), so steht diese in diesem Jahr mit der Sorge um Arbeitslosigkeit an erster Stelle (je 35 Prozent). Jeder zweite Teilnehmer zeigte sich sehr besorgt zu diesem Thema. Besonders hoch waren die Zahlen im Irak (69 Prozent), in Algerien (64 Prozent) und Bahrain (60 Prozent). Der Terrorismus allgemein kam an zweiter Stelle mit 34 Prozent, gefolgt von steigenden Lebenshaltungskosten (27) und Unruhen (19).

Feindbild USA

Der neue US-Präsident Donald Trump genießt bei der Mehrheit der Jugendlichen kein gutes Ansehen. Zum Zeitpunkt der Umfrage war Trump gerade zwei Wochen im Amt. 83 Prozent der Befragten waren dem neuen US-Präsidenten gegenüber negativ eingestellt. Dem früheren Präsidenten Barack Obama standen 52 Prozent negativ gegenüber, bei George W. Bush waren es 77 Prozent. 70 Prozent halten Trump für anti-muslimisch.

Generell hat sich das Bild von den USA bei den Jugendlichen verschlechtert: 49 Prozent betrachten Amerika als Feind. Im Vorjahr waren dies 32 Prozent.

13 Prozent würden gerne in Deutschland leben

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) sind für viele Jugendliche ein Vorbild. Jeder Dritte würde gerne dort leben. Das sind 13 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Auf die Frage, welchem Land ihr Heimatstaat nacheifern sollte, nannten 36 Prozent die VAE. Auf Platz zwei rangieren die USA mit 15 Prozent, gefolgt von Saudi-Arabien und Kanada (14) sowie Deutschland (13). Ebenfalls 13 Prozent würden gerne in der Bundesrepublik leben.

Ihre täglichen Nachrichten beziehen die meisten arabischen Jugendlichen über das soziale Netzwerk Facebook (35 Prozent). Etwa 31 Prozent gaben andere Internetquellen an, 30 Prozent informieren sich über das Fernsehen und 9 Prozent lesen Tageszeitungen.

Die Umfrage von „ASDA’A Burson-Marsteller“ unter der arabischen Jugend wurde 2008 das erste Mal durchgeführt. Sie ist die größte ihrer Art. Für die aktuelle Befragung wurden zwischen dem 7. Februar und dem 7. März 3.500 Araber zwischen 18 und 24 Jahren befragt. Sie stammten aus Bahrain, Kuwait, dem Oman, Katar, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, dem Irak, Jordanien, dem Libanon, Algerien, Ägypten, Marokko, Libyen Tunesien, dem Jemen und den palästinensischen Autonomiegebieten. In Syrien wurde aufgrund des Bürgerkrieges keine Befragung durchgeführt.

Von: dn

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