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Juden danken für Erlösung

Juden feiern das Passahfest bis heute, als wären sie selbst aus der Sklaverei in Ägypten befreit worden. Im Mittelpunkt steht die Dankbarkeit für Gottes Erlösungswerk.
Die Haggada und symbolische Speisen kennzeichnen das Sedermahl

„Worin unterscheidet sich diese Nacht von allen Nächten?“. Diese Frage ist zentral für den Sederabend, mit dem das einwöchige Passahfest (Pessach) beginnt – in diesem Jahr am 10. April. Traditionell stellt sie der jüngste Knabe der Tischgemeinschaft, und das Familienoberhaupt antwortet. Er erzählt, warum Juden in dieser Nacht nur Ungesäuertes essen, warum sie angelehnt statt sitzend essen, warum bittere Kräuter zur Mahlzeit gehören.

Die Antworten auf diese Fragen finden sich im 2. Buch Mose. Dort wird berichtet, wie Gott die Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei befreite. In der Nacht des Aufbruches war keine Zeit, um Sauerteig für Brot anzusetzen. Deshalb nahmen die Fliehenden ungesäuertes Brot mit. Dieses gehört in Form von Matzot zum Pessachfest. In 2. Mose 12,14–15 gebietet Gott den Israeliten: „Ihr sollt diesen Tag als Gedenktag haben und sollt ihn feiern als ein Fest für den HERRN, ihr und alle eure Nachkommen, als ewige Ordnung. Sieben Tage sollt ihr ungesäuertes Brot essen. Schon am ersten Tag sollt ihr den Sauerteig aus euren Häusern tun. Wer gesäuertes Brot isst, vom ersten Tag an bis zum siebenten, der soll ausgerottet werden aus Israel.“

Deshalb unterziehen Juden in den Wochen vor dem Fest ihre Häuser und Wohnungen einer Grundreinigung. Sie verzehren alles Gesäuerte. In den Supermärkten sind ganze Regale zugehängt, weil die dortigen Produkte nicht „koscher le-Pessach“ sind. Die Reste der gesäuerten Speisen werden verbrannt. Wenn eine große Menge übrig ist, können Juden die Lebensmittel oder gar den Raum, in dem sich diese befinden, vorübergehend an einen Nichtjuden „vermieten“. Es gibt auch besonderes Geschirr, das nur für das Passahfest hervorgeholt wird.

Dieses Regal mit Matzot ist nicht zugehängt Foto: Martin Nowak
Dieses Regal mit Matzot ist nicht zugehängt

Warten auf Elia

Auf einem speziellen Teller finden sich am Sederabend die symbolischen Speisen. Bittere Kräuter erinnern an die Fronarbeit, ein Fruchtmus wegen der Farbe an den Mörtel für die Bauarbeiten. Ein gebratener Hähnchenknochen symbolisiert das Pessachopfer. Der Ablauf des Abends ist in der „Haggada“ (Erzählung) festgehalten, das hebräische Wort „seder“ bedeutet „Ordnung“. Die Haggada enthält liturgische Texte und Gebete.

Während der Mahlzeit werden vier Becher Wein oder Traubensaft getrunken. Den Wein verglich Jesus nach neutestamentlicher Überlieferung am Abend vor der Kreuzigung mit seinem Blut, das für die Menschen vergossen werden sollte. In biblischer Zeit gehörte Pessach neben dem Wochenfest (Schawuot) und dem Laubhüttenfest (Sukkot) zu den drei großen Wallfahrtsfesten, an denen Tausende nach Jerusalem pilgerten. Ein leerer Stuhl ist beim Seder für den Propheten Elia reserviert, der nach der jüdischen Tradition die Ankunft des Messias ankündigen soll. Auch auf diesem Platz steht ein gefülltes Weinglas. Die Kinder sehen immer wieder hin und schauen nach, ob sich die Menge des Getränkes verringert hat.

Im Mittelpunkt des Passahfestes steht die Dankbarkeit für die Befreiung aus der Sklaverei. In der Haggada nimmt das Lob Gottes viel Raum ein. Jeder Jude, der Pessach feiert, soll dies so tun, als wäre er selbst aus Ägypten ausgezogen. Durch die Jahrhunderte hindurch sind immer wieder Juden unterdrückt worden. Sie haben Gott um Hilfe angerufen, und manchmal sind sie aus ihrer Situation befreit worden. Die Erinnerung ist somit ein wesentliches Element der jüdischen Feste. In der Haggada heißt es etwa: „Wir schrieen zum Ewigen, dem Gott unserer Vorfahren, und der Ewige erhörte unsere Stimme, denn Er sah unser Elend, unsere Mühseligkeit und unsere Drangsal.“

Trauer über unschuldige Ägypter

Dem Auszug gingen zehn Plagen voraus, mit denen Gott das verhärtete Herz des Pharao erweichen wollte, damit er die Israeliten ziehen lasse. Zuletzt starben alle erstgeborenen Söhne in Ägypten. Nur die Familien, die nach Gottes Geheiß ihre Türpfosten mit dem Blut eines Lammes bestrichen hatten, wurden von dem Todesengel verschont, der an diesen Häusern vorüberging. Die Bezeichnung „Pessach“ wird auf das hebräische Verb „passach“ (vorübergehen) zurückgeführt.

Doch die Freude über die Befreiung ist nicht vollkommen. Denn durch die Plagen und beim Durchzug durch das Schilfmeer starben auch Ägypter, die sich nicht persönlich gegen einen Israeliten versündigt hatten. Und so heißt es gleich an zwei Stellen im Talmud: „Als sie die Vernichtung der Ägypter sahen, wollten die Engel einen Gesang anstimmen, aber Gott gebot ihnen Schweigen und sprach: ‚Das Werk meiner Hände ertrinkt im Meer, und ihr wollt singen!’“ An diese Episode erinnerte der israelische Staatspräsident Reuven Rivlin Anfang April in einem Bibelseminar und forderte die Israelis auf, während der Feierlichkeiten die leidenden Menschen im Nahen Osten nicht zu vergessen.

Der Sederabend bildet den Auftakt zum 15. Tag des jüdischen Monats Nisan. Dieser Tag und der letzte Tag der Festwoche, also der 21. Nisan, sind in Israel offizielle Feiertage. Schüler haben in dieser Zeit Ferien. In der Diaspora währt das Fest einen Tag länger als in Israel.

Von: Elisabeth Hausen

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