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Arzt aus Gaza verklagt Israel

Er verlor drei seiner Töchter im Gazakonflikt „Gegossenes Blei“, jetzt klagt der Arzt Eseldin Abu al-Aisch Israel deswegen an. Die mögliche Entschädigung will er für die Bildung junger Frauen in Nahost einsetzen.
Sucht Gerechtigkeit vor Gericht: der palästinensische Arzt Al-Aisch

BE’ER SCHEVA (inn) – Der Arzt Eseldin Abu al-Aisch aus dem Gazastreifen verklagt den Staat Israel, weil seine Töchter Bessan, Majar und Aja und eine Nichte, Nur, während der Militäroperation „Gegossenes Blei“ getötet wurden. Er fordert vor dem Bezirksgericht Be’er Scheva Anerkennung, eine Entschuldigung und eine Entschädigung.

Der israelischen Armee wirft er vor, sein Haus am 17. Januar 2009 ohne militärische Notwendigkeit beschossen zu haben. In der Gegend hätten keine Kämpfe stattgefunden, auch seien keine Hamas-Anhänger dort gewesen.

Al-Aisch hatte kurz nach dem Beschuss dem israelischen Fernsehsender „Kanal 10“ ein Live-Interview gegeben, er war per Telefon zugeschaltet. Dann erfuhr er vom Tod seiner Töchter. Seine Wehklage vor laufender Kamera sorgte in Israel und weltweit für Anteilnahme.

Laut der Onlinezeitung „Times of Israel“ sagten Staatsanwälte in einer ersten Reaktion auf die Anklage, der Beschuss sei nicht vonseiten Israels gekommen. Die Zeitung weist allerdings darauf hin, dass eine Untersuchung der Armee besagt, den Beschuss des Hauses hätten Israelis ausgeführt, und dies sei ein Fehler gewesen.

Ungewöhnliche Haltung

Al-Aisch war wenige Monate nach Ende des Konfliktes nach Kanada gezogen, um dort als Arzt an der Universität Toronto zu arbeiten. Zuvor war er der erste palästinensische Arzt, der in einem israelischen Krankenhaus arbeitete.

Das Geld, das er aufgrund des Prozesses womöglich als Entschädigung erhält, möchte Al-Aisch für die Stiftung „Töchter für Leben“ verwenden, die er selbst in Kanada gegründet hat. Die Stiftung hilft Mädchen und jungen Frauen im Nahen Osten gleich welcher Herkunft, ein Studium zu finanzieren.

Al-Aisch tritt nach wie vor für ein Zusammenleben von Israelis und Arabern ein. „Ich mag das Recht haben, zu hassen“, sagte er im Jahr 2012 bei einem Vortrag auf der Ideenkonferenz TED im kanadischen Waterloo. Doch er habe sich dagegen entschieden. „Hass ist ein Gift, das denjenigen zerstört, der es mit sich trägt.“ Für seine Einstellung war Al-Aisch Kandidat für den Friedensnobelpreis im Jahr 2009.

Im November 2016 empfing ihn der israelische Staatspräsident Reuven Rivlin. Diesem schilderte Al-Aisch den Konflikt zwischen Israelis und Arabern als eine Krankheit, die beide Seiten betreffe. „Die Krankheit zerstört den Patienten.“

Von: df

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