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Spielerisch dem Hass entgegentreten

Beit Chanina gehört zu den Problemvierteln Ostjerusalems. Monatelang kennzeichneten Angriffe auf die Straßenbahn und Festnahmen arabischer Jugendlicher den Alltag. Ein Gesellschaftsspiel hilft nun, Mauern zwischen Arabern und Juden zu überwinden.
Ausgelassen war die Stimmung zwischen Arabern und Juden ...
JERUSALEM (inn) – Bis vor zwei Jahren galt das Ostjerusalemer Viertel Beit Chanina als ruhig und unauffällig. Dies änderte sich nach der Entführung und brutalen Ermordung des arabischen Jugendlichen Muhammad Abu Chdeir Anfang Juli 2014, dessen jüdische Mörder mittlerweile verurteilt sind. Junge Bewohner warfen Steine, die Straßenbahnhaltestelle wurde stark beschädigt, es gab Hunderte Festnahmen, Eltern mussten Entschädigung an die Bahn zahlen. Dass in dem Stadtteil dennoch gemeinsame arabisch-jüdische Veranstaltungen möglich sind, hat eine Aktion am Montagabend gezeigt. Ein Verein hatte ein Turnier mit dem im Orient sehr beliebten Gesellschaftsspiel „Schesch-Besch“ organisiert – in Deutschland ist es unter dem Namen „Backgammon“ bekannt. Und so fand sich ein arabischer Bewohner, Ismail Tuwik, einem jungen Juden gegenüber vor dem Spielbrett wieder. Der Tageszeitung „Yediot Aharonot“ erzählte er, dass er vorher skeptisch gewesen sei. Es habe ihn positiv überrascht, wie viele Juden zu der Veranstaltung kamen. Dass Erwachsene und Familien mit Kindern den Abend gemeinsam genießen konnten, sei für ihn ein Zeichen der Hoffnung. An einem weiteren Tisch saßen der Araber Munsar und die Jüdin Tamar. Sie hielt sich zum ersten Mal in dem Viertel auf, er spielte zum ersten Mal gegen eine Frau. Beide sprachen von einem „wunderbaren Abend“. Solche Veranstaltungen schafften Annäherung zwischen Völkern, sagte Munsar.

Kindern Hoffnung geben

Den Abend der Koexistenz organisierte der Verein „Dschama‘at Jeruschalajim“ . Der Name besteht aus dem arabischen Wort für „Universität“ und der hebräischen Bezeichnung für die Stadt Jerusalem. Der Verein besteht seit 2004, einer der Mitbegründer ist Muhammad Rifa‘at. Er sagte: „Wenn die Jugend in eine Lage kommt, in der sie nichts zu verlieren hat, wird sie gefährlich. Wir arbeiten mit der Gegenseite, um zu verhindern, dass sie in eine solche Lage geraten.“ Sie wollten diesen Kindern Hoffnung geben. Dror Amadi gehört zu den Initiatoren des Turniers: „Ich mag Schesch-Besch sehr gerne und organisiere Turniere“, sagte der 28-Jährige. „Gemeinsam mit anderen Mitgliedern haben wir ein Projekt initiiert, das ‚Einfach singen‘ heißt – gemeinsame Singabende für Araber und Juden. Musik ist eine wunderbare Plattform, um Menschen miteinander zu verbinden.“ Schesch-Besch sei „so etwas Einfaches und Grundlegendes, ein Spiel, das alle kennen und mögen“. Für Donnerstag ist am Abend ein Revanche-Turnier geplant, diesmal im Westen Jerusalems. Es soll auf dem irakischen Markt in Mahane Jehuda stattfinden, schreibt „Yediot Aharonot“. (eh)

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