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100 Jahre Hadassah

Mitte Oktober wimmelte es in Jerusalems Innenstadt von Menschen mit roten T-Shirts, auf denen stand: „100 Jahre Hadassah – Zionistische Frauenorganisation Amerikas“. Mit dem Ton des Schofarhorns wurde die Konferenz zum Hundertjahrjubiläum auf dem Safraplatz vor dem Jerusalemer Rathaus eröffnet. Auch die drückende Hitze, bei der die Delegierten unter freiem Himmel saßen, konnte die Stimmung nicht dämpfen.
100-Jahr-Feier der Hadassah-Bewegung in Jerusalem.

„Die waren begeistert“, erzählt ein deutscher Mitarbeiter, der eine Gruppe der „Hadassahfrauen“, wie sie sich auf Hebräisch nennen, durch das Krankenhaus geführt hatte: „Für die Leute, die ein Projekt unterstützen, ist es wichtig, dieses kennenzulernen. Für uns Mitarbeiter ist wichtig zu wissen, dass so jemand wie die Zionistische Frauenorganisation hinter uns steht.“

„Kein Jerusalemer kann sich seine Stadt heute ohne Hadassah-Krankenhaus vorstellen“, erklärte Bürgermeister Nir Barkat in seiner Festansprache. Ein Grundstein, auf dem die Einheit Jerusalems ruht, sei die Qualität der medizinischen Betreuung. „Was war Jerusalem vor 100 Jahren?“, fragte der Bürgermeister, um gleich selbst begeistert zu antworten: „Unsere kühnsten Träume wurden übertroffen.“

Greifbarer Beweis dafür war die Einweihung des hochmodernen neunzehnstöckigen Krankenhausgebäudes in Ein Karem am selben Tag – des „Sarah Westman Davidson Towers“, des bislang umfangreichsten Projektes in der 100-jährigen Partnerschaft zwischen amerikanischen Zionistinnen und dem Staat Israel.

Angefangen hat das alles, als Henrietta Szold, Leiterin eines zionistischen Mädchenkreises aus Harlem in New York, 1909 Palästina bereiste. Sie war entsetzt über den Mangel an medizinischer Betreuung im Land. 1912 entschieden die „Töchter Zions“ einen neuen Namen für ihre Organisation: „Hadassah“. Kurz darauf wurden die ersten beiden Krankenschwestern nach Palästina entsandt. In den folgenden Jahren wurden landesweit eine ganze Reihe von Krankenhäusern und Polikliniken aufgebaut, die nach der Gründung des Staates Israel der Regierung überlassen wurden – alle mit Ausnahme des Jerusalemer Krankenhauses.

„Wenn du die Kraft der Frau verstehen möchtest, sieh dir Hadassah an”, zitierte Israels Premierminister seinen Vater Benzion Netanjahu bei der Abschlussveranstaltung der Konferenz am 18. Oktober. „Solange ich Premierminister bin, wird die Diskriminierung von Frauen, wie sie in unseren Nachbarländern beobachtet werden kann, bei uns nicht toleriert“, meinte Benjamin Netanjahu und verwies stolz auf die sechs Pilotinnen der israelischen Flugwaffe: „In Israel haben Frauen das Land mit aufgebaut, und sie verteidigen es auch!“

Die weltgrößte Frauenorganisation verlieh dem israelischen Regierungschef den „Henrietta Szold Preis“ für seine „Gelassenheit unter Beschuss auf der Bühne der Welt“, „Kühnheit und Entschlossenheit beim Aufbau des Staates Israel“, für seinen „unerschütterlichen Zionismus“. Damit ehrte Hadassah das Wirken des „Friedensstifters“ Netanjahu in Israel und der Diaspora, seinen Einsatz für einen dauerhaften Status der Stadt Jerusalem und die Stärkung der israelisch-amerikanischen Beziehungen.

Bei dieser Gelegenheit wurde der 78 Opfer des Massakers an einem Konvoi von Hadassah am 13. April 1948 gedacht. Auf dem Weg zum Krankenhaus auf dem Skopusberg waren damals Fahrzeuge mit Ärzten, Krankenschwestern, Forschern, Bürokräften und Patienten von Arabern angegriffen worden. Die verantwortliche britische Armee hatte in keiner Weise eingegriffen, um den Verletzten zu helfen oder sie vor ihren Mördern zu schützen.

Hadassah nennt sich „Israels Partner fürs Leben“ und hat sich auch in schwierigen Zeiten an die Seite des Staates Israel gestellt. Besonders zu Zeiten des Kriegs und Terrors sind ihre Mitarbeiter gekommen, um Hilfe zu leisten. „Hinneni! – Hier bin ich!, hatten Abraham oder Samuel den Ruf Gottes beantwortet“, erklärte Marcie Natan, die Leiterin von Hadassah mehrfach. Hauptziel sei, Jerusalem zu bauen. Dabei „sind wir Mitarbeiter des Schöpfers. Deshalb gibt es keine Begrenzung dessen, was wir tun können!“

Jüdisch-arabische Kooperation

Das Hadassah-Krankenhaus in Jerusalem steht beispielhaft für eine gelungene Kooperation zwischen Juden und Arabern. Es gilt als eines der fortschrittlichsten Versorgungszentren weltweit. Errichtet wurde es von der Zionistischen Frauenorganisation Hadassah. Über die internationale Zusammenarbeit und das 100-jährige Bestehen der Frauenbewegung hat Krista Gerloff mit der Hadassah-Sprecherin in Israel, Barbara Sofer, gesprochen.

Israelnetz: Die gute Zusammenarbeit von Juden und Arabern in der Mitarbeiterschaft Ihres Krankenhauses ist allgemein bekannt. Haben Sie auch Mitarbeiter aus anderen Nationen?

Barbara Sofer: Viele unserer Ärzte und Krankenschwestern sind im Ausland geboren. Um in Hadassah arbeiten zu können, muss man natürlich bestimmte Qualifikationen vorweisen können und hier krankenversichert sein.Mit wie vielen Ländern arbeiten Sie im medizinischen Bereich zusammen?Von den 196 Staaten, die es in der Welt gibt, haben wir mit mehr als 100 Ländern formelle oder informelle Kontakte. In dieser Woche haben wir hier, zum Beispiel, eine ganze Abteilung schwedischer Augenärzte und ich persönlich habe eine junge Jordanierin überwiesen, die einen Hadassah Spezialisten braucht.

Im Hadassah-Krankenhaus werden alle Patienten unabhängig von ihrer Nationalität oder Religion behandelt. Können Sie Angaben darüber machen, wie groß der Prozentsatz Ihrer nichtjüdischen Patienten ist?

Es würde unseren ethischen Richtlinien widersprechen, Angaben über die religiöse Überzeugung unserer Patienten zu registrieren. Wir behandeln jeden. Ich schätze allerdings, dass etwa 25 Prozent unserer Patienten nichtjüdisch sind.

Hat Hadassah auch nichtjüdische Spender?

Die meisten unserer Sponsoren gehören zur Zionistischen Frauenorganisation Hadassah in Amerika. Aber wir haben tatsächlich auch andere Spender. Kürzlich haben wir eine Spende von der Internationalen Gesellschaft für Christen und Juden (International Fellowship of Christians and Jews) erhalten und es gibt großzügige Spender über Hadassah-International. Aus Deutschland haben uns bekannte Persönlichkeiten, wie etwa Regina Sixt oder Veronica Ferres, finanziell unterstützt. Und dann gibt es auch indirekte Spenden, wenn zum Beispiel die Toskana Herzoperationen für palästinensische Jugendliche finanziert.

Waren auch Vertreter aus Deutschland bei Ihrer Hundertjahrfeier in Jerusalem? Ich habe bei der Eröffnungszeremonie eine deutsche Fahne gesehen.

Ja, es gibt einen wachsenden deutschen Zweig von Hadassah-International.

Was war die wichtigste Botschaft von Staatspräsident Schimon Peres bei der Einweihung des neuen Krankenhauses?

Präsident Peres hat eine beeindruckende Rede gehalten über die langjährige Partnerschaft zwischen Hadassah und dem Staat Israel, seit den schwierigen Anfängen bis heute. Er betonte, dass Hadassah ein echtes Beispiel für praktische Zusammenarbeit von Arabern und Juden ist, nicht nur leere Worte.

Was war für Sie der Höhepunkt dieser Konferenz zum 100-jährigen Jubiläum?

Ich habe selbst den Großteil des Konferenzprogramms geschrieben und mich gefreut, Tausende von Zuschauern zu sehen, die von unserer einzigartigen Geschichte berührt waren.

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