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„Geschrieben von zwei Freunden“: Israelisch-palästinensischer Weblog

Ein Israeli aus Sderot und ein Palästinenser aus Gaza schreiben seit Januar einen gemeinsamen Weblog im Internet. Die beiden Freunde wollten damit zeigen, was zwei friedfertige Menschen "auf beiden Seiten der irrsinnigen Situation denken, fühlen und durchmachen". So hieß es im ersten Beitrag.

Sie nennen sich „Peace man“ (Friedensmann) und „Hope man“ (Hoffnungsmann). „Peace man“ lebt im Flüchtlingslager Sadschaia in Gaza, „Hope man“ in der israelischen Stadt Sderot. Die beiden geben keine Interviews und wollen anonym bleiben. Deshalb sprach Danny Gal für sie mit einem „Ha´aretz“-Reporter. Gal ist Mitarbeiter des „Center for Emerging Futures“, durch das sich die beiden Blogger kennenlernten.

Er beschreibt „Peace man“, den Blogger aus Gaza, als „lustigen Kerl“. Er sei etwa 30 Jahre alt und hat als Lehrer gearbeitet, bis seine Schule geschlossen wurde. „Am meistens schmerzt ihn, dass er Gaza nicht verlassen kann“, sagt Gal. „Peace man“ habe im Ausland ein Masterstudium begonnen, das er nun nicht fortsetzen kann.

„Eine andere Stimme aus Gaza und Sderot“

„Hope man“, der Schreiber aus Sderot, „liebt seine Region“ und „ist seiner Heimat verbunden“, sagt Gal. Er sei etwa 40 und arbeite in der Hightech-Branche. Früher traf er sich mit einer Gruppe von Palästinensern und Israelis, die einen Dialog schaffen wollten, um Vorurteile zwischen beiden Seiten zu überwinden. Vor etwa zwei Jahren versammelten sie sich in Jerusalem zum ersten Mal. Danach kamen sie an verschiedenen Orten zusammen, unter anderem im Haus von „Hope man“ in Sderot.

Seit sechs Monaten hat sich die Gruppe nicht mehr getroffen. „Wir haben aufgegeben, die Behörden zu überreden“, dass die Teilnehmer aus Gaza ihr Gebiet verlassen dürfen, sagt Gal, der den Dialog mit organisierte. „Also entschieden wir uns, uns online zu treffen und die Welt eine andere Stimme hören zu lassen, sowohl aus Gaza, als auch aus Sderot.“ So begannen „Peace man“ und „Hope man“ im Januar dieses Jahres einen gemeinsamen englischsprachigen Weblog unter dem Titel „Das Leben in Gaza und Sderot muss weitergehen“.

Aus dem Leben gegriffen

Die beiden Blogger berichten unmittelbar aus ihrem Leben. So schreibt „Hope man“ über einen der häufigen Raketenalarme in Sderot: „Ich war zufällig schon in unserem Schutzraum und einige andere kamen herein, als eine sehr starke Explosion zu hören war. Ich wartete einige Sekunden und dann stürmte ich hinaus, denn es war eindeutig nah. Ich sah eine große Rauchwolke mitten auf unserer Straße. (…) Ich sah meine Nachbarin aus ihrem Haus kommen, die schrie: ‚Es hat mein Haus getroffen.'“

Es war das erste Mal, dass eine Rakete in ein Haus auf „Hope man’s“ Straße einschlug. Er schreibt, es sei „ein schreckliches Gefühl, dass kein Ort sicher ist“ und fordert ein Ende der Gewalt auf beiden Seiten: „Jeden Tag werden unschuldige Menschen verletzt und das Einzige, was uns in Gang hält, ist die Hoffnung, dass es sich eines Tages ändern wird.“

Auch „Peace man“, der Schreiber aus Gaza, lässt die Leser des Blogs an seinen Erlebnissen Anteil haben. Nach der Sprengung der Grenze zu Ägypten im Januar schrieb er über einen Tag dort: „Ich wollte nicht hingehen, aber meine Freunde überzeugten mich, denn sie wollten einige Waren kaufen, die es hier in Gaza nicht mehr gibt. (…) Man muss 30 Kilometer zwischen Feldern und Wüsten laufen, aber die Leute waren fröhlich, weil dies das erste Mal seit einem Jahr ist, dass sie Gaza verlassen.“

Internationale Resonanz

Der Blog wurde ins Leben gerufen, um der Welt eine persönliche Sicht auf die Geschehnisse in und um Gaza zu geben, schreibt „Hope man“. Außerdem wolle man zeigen, dass es auf beiden Seiten Menschen gibt, die ein Ende der Gewalt suchen.

Der Weblog erhält bereits Resonanz aus aller Welt. So gibt es auf der Internetseite Kommentare von Menschen aus Argentinien, Italien, Kanada, Deutschland und anderen Ländern.

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